Der Mittelfeldspieler geht mit ganz besonderen Gefühlen in das Auswärtsspiel am Freitag beim FC Erzgebirge Aue. Hier bestritt er sein erstes Zweitliga-Punktspiel und hat im Erzgebirgsstadion noch nie verloren.

An das Erzgebirgsstadion in Aue hat Bernd Nehrig zwei ganz spezielle Erinnerungen. „Ich habe hier 2007 mein erstes Zweitligaspiel für Greuther Fürth bestritten. Und bei meinem bisher letzten Spiel dort musste ich schon nach 22 Minuten mit einem Muskelfaserriss ausgewechselt werden“, erzählt der Mittelfeldspieler, der im vergangenen Sommer nach sechs Jahren in Fürth zum FC St. Pauli gekommen war.

An diesem Freitag wird Nehrig wieder einmal in das idyllisch an einem bewaldeten Hang gelegene Stadion zurückkehren – erstmals im Dress der Kiezkicker. „Ich habe dort noch nie verloren“, sagt Nehrig. „Es waren allerdings auch keine besonders spektakulären Ergebnisse.“ Das ist eine ziemlich treffende Einschätzung, denn die Resultate lauteten 1:1, 0:0 und nochmals 1:1.

Langweilig waren die Matches dennoch nicht für Nehrig. „Es herrscht dort in Aue immer eine hitzige Atmosphäre“, sagt er, ohne dies unbedingt für negativ zu halten. „Ich finde, dass es intensive, aber auch schöne Spiele waren.“ Eine Partie dieser Art wird der 27-Jährige jetzt auch mit dem FC St. Pauli zu bestreiten haben. „Die Mannschaft von Aue ist durch die Gegend dort geprägt. Es ist ein Arbeiterverein, entsprechende Tugenden erwarten die Zuschauer von den Spielern“, sagt Nehrig.

Es wäre jedoch falsch, das von Falko Götz trainierte Team auf seine kämpferischen Qualitäten zu reduzieren. „Die können auch Fußball spielen. Gepaart mit den Emotionen im Stadion ist das eine gefährliche Mischung. Sonst hätte Aue auch nicht schon 20 Punkte sammeln können“, sagt Nehrig. Hinzu kommen oftmals extreme Wetterverhältnisse. Während es im Sommer drückend schwül sein kann, drohen aktuell Sturm und Schneefall. „Das müssen wir ausblenden. Schließlich müssen auch die Auer mit denselben Bedingungen klarkommen“, sagt Nehrig.

Nach der Heim-Niederlage gegen den 1. FC Köln (0:3) am vergangenen Freitag geht es für den FC St. Pauli auch darum, nicht erstmals in dieser Saison zwei Punktspiele in Folge zu verlieren und damit in der letzten Partie der Zweitliga-Hinserie den bisher sehr zufriedenstellenden fünften Tabellenplatz zu gefährden. Im Training am Dienstagmorgen sah sich Trainer Roland Vrabec kurzfristig genötigt, die Lautstärke seiner Stimme deutlich zu erhöhen. Als in einer Übung für ein schnelles Umschaltspiel einige Akteure nicht so flink reagierten, wie er dies für nötig befand, rief Vrabec: „So lange könnt ihr am Freitag in Aue auch nicht warten!“

Später besserte sich die Stimmung dann aber wieder deutlich auf, als die Kiezkicker wie schon am Vortag unbedrängt auf das Tor schießen durften und den Torhütern Philipp Tschauner und Robin Himmermann dabei Schwerstarbeit bereiteten. „Es macht natürlich Spaß, wenn man die Bälle auf die Bude hauen kann“, sagte Bernd Nehrig hinterher. „Dies hilft aber auch, um im Spiel beim Torschuss die nötige Ruhe und Sicherheit zu haben.“

Dabei hatte Nehrig auch noch die Torchance im Hinterkopf, die er im jüngsten Heimspiel gegen den 1. FC Köln in der ersten Halbzeit beim Stand von 0:1 ungenutzt gelassen hatte. „Natürlich habe ich mich danach noch mit dem Spiel und auch speziell dieser Szene beschäftigt. Der Ball war abgefälscht und hatte daher etwas Drall. Dafür habe ich ihn eigentlich ganz gut getroffen, aber Kölns Torwart Timo Horn kam gerade noch mit dem Fuß dran und konnte ihn abwehren“, beschrieb Bernd Nehrig die Chance aus seiner Sicht.

Unterdessen werden neben Fabian Boll, der nach seinem Innenbandriss wieder individuell trainiert, auch Verteidiger Philipp Ziereis und Stürmer John Verhoek wegen ihrer Verletzungen nicht für das Auswärtsspiel in Aue zur Verfügung stehen. Innenverteidiger Sören Gonther ist nach einer Roten Karte gegen Köln für zwei Spiele gesperrt, zudem ließ er sich auch am Dienstag am Fuß behandeln und fehlte im Mannschaftstraining, an dem aber Mittelfeldspieler Dennis Daube am Morgen wieder voll mitwirkte.