Der letzte Bauabschnitt des Millerntor-Stadions wird zwar das kleinste der vier Tribünen-Bauwerke und doch von der Logistik das schwierigste. Geschäftsführer Michael Meeske erklärt die Probleme.

Hamburg. Wenn der FC St. Pauli am Freitagabend kommender Woche sein Zweitliga-Heimspiel gegen den Tabellenführer 1. FC Köln bestreitet, wird das Millerntor-Stadion wieder einmal mit 29.069 Zuschauern ausverkauft sein. Auch der Gästefanblock auf der Nordtribüne wird dann mit mehr als 2500 Kölner Anhängern komplett gefüllt sein. Beim Anblick dieser Szenerie wird mancher Zuschauer allerdings auch schon mit einer gewissen Vorfreude daran denken, dass sich auch diese Nordtribüne in absehbarer Zeit in einem neuen, modernen Gewand zeigen wird. Der für den kommenden Sommer geplante Neubau allerdings wird für die Führung des FC St. Pauli und auch für viele Zuschauer zu einer besonderen Herausforderung.

Vor allem der geringe Platz, der hinter der Nordtribüne zur Verfügung steht, erschwert die geplanten Ab- und Neubau. „Anders als bei den anderen drei Tribünen, die wir in den vergangenen Jahren gebaut haben, können wir diesmal keine Kräne hinter der Tribüne aufstellen, denn dort befinden sich ja unsere Kunstrasenplätze“, erklärt Michael Meeske, der Geschäftsführer des FC St. Pauli. „Wir sind gezwungen, die Tribüne von der Seite aus zu bauen.“

Der Zeitplan sieht vor, dass mit dem Abbau der derzeitigen Nordtribüne unmittelbar nach dem letzten Heimspiel dieser Saison begonnen wird. Am 11. Mai wird das Team von Erzgebirge Aue am Millerntor antreten. Sofern die St. Paulianer danach kein Relegationsspiel zu bestreiten haben, können die Arbeiten tags darauf starten. Dabei soll das jetzige Nordtribünenbauwerk fein säuberlich in seine Einzelteile zerlegt und zum Verkauf angeboten werden. „Es gibt einen gewissen Markt dafür. Kleinere Vereine, die ihre Stadionkapazität erhöhen wollen, oder auch Public-Viewing-Anbieter, sind potenzielle Käufer“, sagt Meeske.

Aus Sicherheitsgründen problematisch

Der Lkw-Verkehr für den Abbau und auch den darauffolgenden Neubau soll über die Zufahrt von der Feldstraße aus erfolgen. Dies hat zur Folge, dass die neue Tribüne von Osten Richtung Westen wachsen wird. „Wir können die Tribüne diesmal nicht von unten nach oben errichten, sondern müssen Abschnitt für Abschnitt immer schon die volle Höhe aufbauen“, sagt Meeske. Es liegt auf der Hand, dass dies anspruchsvoller als die bisher mögliche Bauweise ist. „Dies ist auch der Grund, warum wir bei der Nordtribüne die geringsten Prognosen stellen können, zu welchem Zeitpunkt welcher Zustand erreicht sein wird und wann wir wie viele Zuschauer schon in der Bauphase bei Spielen auf die Tribüne lassen können. Wir werden dies noch kurzfristiger als bisher entscheiden müssen“, sagt St. Paulis Geschäftsführer.

Auf jeden Fall steht schon jetzt fest, dass der Gästefanblock der letzte Bauabschnitt der neuen Nordtribüne sein wird. Daher werden voraussichtlich in der gesamten Hinserie der nächsten Saison die Anhänger auswärtiger Mannschaften an einem anderen Ort im Stadion Platz finden müssen. Aller Voraussicht wird dafür der nördliche Abschnitt der Haupttribüne genutzt werden. „Dies ist wegen des für die Gästefans vorgesehenen Zugangs von der Feldstraße aus die naheliegendste Lösung“, erläutert Meeske. Eine Platzierung auf der vor knapp einem Jahr fertiggestellten Gegengeraden komme nicht infrage, da dann die Fans beider Teams über das Heiligengeistfeld zu ihren Plätzen gelangen müssten. Dies ist bei manchen Spielen aus Sicherheitsgründen problematisch.

„Diese Planung ist einige Jahre alt“

Auf der Haupttribüne werden rund 300 aktuelle Dauerkarteninhaber von den Planungen betroffen sein. Diese müssten für die Zeit des Nordtribünenbaus auf andere Sitzplätze ausweichen. „Wir haben in diesem Bereich aber nur eine relativ dünne Besiedelung mit Saisonkarteninhabern. Hier haben wir überwiegend Zuschauer mit Einzelkarten“, sagt Meeske. Auf den für die Gästefans vorgesehenen Rängen sollen Sitzschalen abgebaut und Wellenbrecher eingebaut werden, um so auch Stehplätze anbieten zu können. Der FC St. Pauli will zum gegebenen Zeitpunkt mit der DFL über pragmatische Anpassungsmöglichkeiten der Heimspielplanungen reden. Knapp 30.000 Plätze soll das Millerntor-Stadion haben, wenn auch die Nordtribüne fertiggestellt ist.

Derzeit sind die Verantwortlichen des Millerntor-Clubs in den entscheidenden Gesprächen mit den Banken und der Stadt, die als Bürge fungiert, über die Modalitäten der Finanzierung des letzten Bauabschnitts. Ursprünglich waren 4,5 Millionen Euro für die Nordtribüne eingeplant gewesen. „Diese Planung ist einige Jahre alt. Inzwischen sind die Kosten für Stahl und auch die Handwerksarbeiten gestiegen. Um welche Summe die Nordtribüne teurer wird, steht aber noch nicht fest“, sagt Meeske.

Daher ist er derzeit damit befasst, Modellrechnungen für die Refinanzierung zu erstellen. Doch bei allen noch zu lösenden Problemen ist bei ihm auch schon die Vorfreude auf den Tag zu spüren, wenn die Nordtribüne offiziell eröffnet wird, damit das neue Millerntor-Stadion vollständig fertig sein wird.