Hamburger erkämpfen in Unterzahl ein 1:1 gegen Bundesliga-Absteiger Düsseldorf. Umstrittene Rote Karte für Thorandt nach Rangelei mit Düsseldorfs Bancé.

Hamburg. Michael Frontzeck hatte wieder einmal das richtige Händchen. In der 79. Minute brachte St. Paulis Trainer in seiner gegen Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf zurückliegenden Mannschaft Routinier Florian Kringe aufs Feld. Vier Minuten später erzielte der frühere Dortmunder mit einem fulminanten Volleyschuss aus 23 Metern den 1:1-Ausgleich.

Zu diesem Zeitpunkt spielten die Hamburger bereits in Unterzahl. Nach einer umstrittenen Rangelei mit Düsseldorfs Aristide Bancé hatte Innenverteidiger Markus Thorandt in der 81. Minute die Rote Karte gesehen. Dennoch setzte Frontzecks Team in der Schlussphase alles auf Offensive. Und Kringe traf. „Es war ein wichtiges Tor“, freute sich der Mann des Tages, wusste aber nicht, ob er sich mit der Rolle als Joker anfreunden kann: „Ich weiß nicht, ob ich das will.“

Frontzeck sagte: „Florian Kringe ist ein wichtiger Spieler für uns.“ Bei der Aufstellung gehe auf den einzelnen Positionen immer nur um Nuancen. Düsseldorfs Trainer Mike Büskens sprach bei Kringes Treffer sogar von einem „Tor des Monats“.

Frontzeck hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 2:1-Heimsieg neun Tage zuvor nur auf einer Position verändert. Als rechter Außenverteidiger rückte Bernd Nehrig wieder ins Team, nachdem er seine Achillessehnenprobleme überwunden hatte. Sein Vertreter Kevin Schindler musste zurück auf die Bank. Bei den Düsseldorfern kehrte Levan Kenia nach seiner Verletzungspause als zentraler Mittelfeldspieler in die Startelf zurück.

Auf der Tribüne verfolgte der vor rund einem Jahr am Millerntor entlassene Trainer André Schubert das Spiel. Der frühere HSV-Profi Jakob Friis-Hansen, der jetzt als Scout des AC Florenz tätig ist, war ebenso dabei wie Schlagersängerin Vicky Leandros. Deren Titel „Ich liebe das Leben“ wurde diesmal allerdings nicht gespielt – das geschieht nur nach Siegen...

Über weite Strecken präsentierten sich die Gastgeber ideenlos und verstanden es kaum, die Defensive der Düsseldorfer in Gefahr zu bringen. Erst in der 22. Minute zwang Mittelfeldspieler Fin Bartels mit einem Schuss aus vollem Lauf aus 22 Metern Fortuna-Torwart Fabian Giefer zu einer Parade.

Fünf Minuten später wäre der Schlussmann wohl geschlagen gewesen, doch Lennart Thys Schuss aus der Drehung strich knapp links am Tor vorbei. Und in der 39. Minute sorgte erneut Bartels für Gefahr, als er Torwart Giefer umkurven konnte, aber dabei zu weit nach rechts abgedrängt wurde, als dass sein Schuss gefährlich werden konnte.

Das waren aber auch schon die herausragenden Szenen einer Halbzeit, die insgesamt von Fehlpässen und Ballverlusten geprägt war. Dies galt allerdings ebenso für die Fortuna. St. Paulis Torwart Philipp Tschauner wurde zunächst kein einziges Mal gefordert. Ein Schuss von Fortuna-Stürmer Bancé aus 30 Metern wirkte schon fast wie eine Verzweiflungstat. 130 Fehlpässe (67:63), eine Quote von nur 32 Prozent Zuspielen, die beim eigenen Mann landeten, belegten den Eindruck.

Kaum hatte aber die zweite Halbzeit begonnen, schockten die Düsseldorfer mit ihrem ersten gelungenen Angriff die St. Paulianer. Oliver Fink spielte Mittelstürmer Bancé den Ball ideal in den Lauf. Mit einem flachen Linksschuss ins rechte untere Eck überwand er Tschauner zum 0:1 (47.).

Für St. Pauli wirkte dieses Gegentor wie ein Weckruf. Erheblich druckvoller agierten die Hamburger nun und drängten auf den Ausgleich. Dazu gehörte auch, dass Trainer Frontzeck in der 60. Minute Stürmer Christopher Nöthe für den offensiven Mittelfeldspieler Thy einwechselte.

Die turbulente Schlussphase stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Am Ende musste auch Torschütze Kringe zugeben: „Das 1:1 geht in Ordnung.“