Frankfurts Trainer Benno Möhlmann über seine Freundschaft zu St. Paulis Sportdirektor, Aufstiegsträume und warum er nicht in Rente gehen darf.

Hamburg. Egal, wie die Partie am Sonnabend enden wird: Wenn zwischen dem FC St. Pauli und dem FSV Frankfurt am Millerntor gegen 14.50 Uhr abgepfiffen wird, ist für Benno Möhlmann die Rivalität vorbei. Dann beginnt für den Trainer der Gäste der gemütliche Teil. Denn zu St. Paulis Sportchef Rachid Azzouzi pflegt er seit einigen Jahren eine innige Freundschaft. Zusammen mit ihren Frauen wird es ein gemeinsames Essen geben. „Diese Freundschaft hat sich in Fürth entwickelt“, erzählt Möhlmann, „irgendwann haben sich auch unsere Frauen kennengelernt. Wir haben auch schon bei den Azzouzis übernachtet und sie bei uns.“

Angefangen hatte alles bereits 1997 bei Möhlmanns erstem Engagement in Fürth. In seinem Debütspiel siegte der Coach 1:0 in Freiburg. Torschütze: Mittelfeldspieler Azzouzi. Auf der Gegenseite verteidigte ein gewisser Michael Frontzeck. „Eigentlich sollte Rachid gar nicht spielen. Er kam nur durch einen verletzten Spieler rein“, erinnert sich Möhlmann mit einem Schmunzeln. Als er 2004 nach einer Station in Bielefeld erneut Trainer bei den Franken wurde, war Azzouzi gerade aus China zurückgewechselt und assistierte dem Trainerteam. Seine Karriere schien beendet. „Er zog sich immer in der Trainerkabine um. Da war es viel zu eng. Ich habe ihm dann gesagt, er soll doch lieber wieder mittrainieren“, sagt Möhlmann. Azzouzi lief anschließend erfolgreich wieder für die Kleeblätter auf, wurde später Teammanager. „Rachid ist sehr kommunikativ, geht auf die Leute zu. Er ist diszipliniert und verantwortungsbewusst. Das schätze ich an ihm“, weiß der frühere Profi (1987-89), Co- und Cheftrainer (1989-1995) des HSV.

Gegen St. Pauli trifft Möhlmann mit Stürmer John Verhoek auf einen weiteren alten Bekannten. Unter ihm schoss der Niederländer vergangene Saison zehn Tore. Ein Rezept, um den in dieser Spielzeit bereits dreifach erfolgreichen Torjäger zu stoppen, hat er schon: „John hat auch bei uns schon mal Zweikämpfe verloren“, erklärt Möhlmann, „doch es kommt bei ihm vor allem darauf an, die Vorbereitungen zu unterbinden. Wenn er laufend Chancen bekommt, wird er auch seine Tore machen“, weiß der FSV-Coach.

Mit 439 Zweitliga-Spielen auf der Trainerbank ist Möhlmann Rekordhalter im Fußball-Unterhaus. Über 1000 Mal stand er auf oder neben dem Platz. Dennoch will er noch einmal ganz hoch hinaus. Nach einem sensationellen vierten Platz mit dem FSV Frankfurt, wird im Stadtteil Bornheim schon von der Bundesliga geträumt. „Warum nicht?“, sagt auch Möhlmann: „Man kann es nur schaffen, wenn man es versucht. Ich traue uns zu, eine ähnlich gute Saison zu spielen. Aber da kann am Ende dann Platz acht, wieder der vierte Rang oder auch Platz zwei oder drei herausspringen.“ Nach zwei Siegen, zwei Remis und zwei Niederlagen (genau wie St. Pauli) ist der FSV derzeit Neunter.

Dabei wollte Möhlmann eigentlich 2014 in Rente gehen. Dann, wenn er 60 Jahre alt wird. Doch seine Frau war dagegen: „Wir wollen uns noch nicht den ganzen Tag auf der Pelle hängen“, erklärt Familienmensch Möhlmann, der demnächst zum dritten Mal Opa wird. Spätestens mit 65 soll aber Schluss sein mit der Trainerlaufbahn. „Ich habe es verpasst, mir Hobbies zuzulegen. Dann werde ich mir aber eine Beschäftigung suchen“, sagt Möhlmann lachend. Die Zeit nach der Karriere wird er wieder in Bremen verbringen, wo seine Familie seit vielen Jahren lebt. „Ich bin ein Nordlicht, fühle mich da sehr wohl“, erklärt der in Lohne geborene Ex-Werder-Profi. An diesem Freitag reist er aber zunächst nach Hamburg. Drei Punkte mitnehmen, Freund Azzouzi treffen – so lauten die kurzfristigen Planungen.