Seit Beginn der neuen Saison kooperiert der Club mit der Endo-Klinik auf St. Pauli. Mannschaftsarzt Dr. Sebastian Schneider erklärt das Konzept.

Hamburg. Wenn sich Sebastian Schachten und Dennis Daube derzeit für ihr Comeback quälen, haben sie das Ziel immer fest im Blick: Das Millerntor-Stadion, die Rückkehr auf den Rasen. Aus dem zehnten Stock der Helios Endo-Klinik an der Holstenstraße haben sie beste Sicht auf die Fassade der Südtribüne und über den gesamten Stadtteil. Dort, hoch oben über den Dächern St. Paulis, liegt das Rehazentrum, in dem die Fußballer des FC seit der neuen Saison behandelt und betreut werden. „Unser Konzept ist, dass wir möglichst kompakt und mit wenig Wegen, alles was die Spieler benötigen, am Standort Endo-Klinik bieten“, sagt Mannschaftsarzt Dr. Sebastian Schneider, der gemeinsam mit Prof. Hauke Mommsen für die medizinische Versorgung des Zweitligisten zuständig ist.

Im Frühjahr hatte der FC St. Pauli den Bereich Medical Partners neu ausgeschrieben. Auch die Unfallklinik Boberg und die Schön-Klinik Eilbek bewarben sich, doch den Zuschlag von Sportchef Rachid Azzouzi erhielt die Klinik auf St. Pauli, die dort erst im April ein neues sportmedizinisches Zentrum eröffnete. Einer der Geschäftsführer ist St. Paulis Vizepräsident Jens Duve, der sich, um Interessenskonflikte zu vermeiden, aus dem Prozess jedoch rausgehalten haben soll. Auf eine engere Verbindung zum Team legte der Club bei der Wahl der Ärzte wert. Schneider, der bereits die Spieler in St. Paulis Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) behandelte, erklärt: „Wir sind der Meinung, dass sich die ärztliche Betreuung nicht nur auf die Praxis bezieht, sondern auch durch die Nähe zur Mannschaft. Wir versuchen, einmal am Tag beim Training draußen da zu sein. Bei den Spielen sind wir ohnehin vor Ort.“ Die Hälfte seiner Arbeitszeit widmet er St. Pauli, den Rest der Zeit behandelt er Patienten in seiner Klinik-Praxis. „Auch wenn ein Nachwuchsspieler am Sonntag anruft und Fragen hat, bin ich erreichbar“, sagt er.

Zeit, die Spiele zu genießen, bleibt dem 43-Jährigen nicht. „Ich muss sehen, ob und wie ein Spieler umknickt, in ein Loch tritt oder ob er umgetreten wird. Das ist die erste Information zur Diagnose“, erläutert er. Eine Faustformel besage, bei Muskelverletzungen erhöhe sich die Reha pro zehn verschleppter Minuten um einen Tag.

Nicht nur die Profis der Hamburger werden von dem Duo betreut, auch sämtliche Nachwuchsteams. Dort sind Schneider und Mommsen einmal pro Woche zur Sprechstunde im NLZ am Brummerskamp: „Manch einer bringt dann auch mal noch den Onkel mit, ob wir da mal schnell noch aufs Knie schauen könnten“, erzählt Schneider.

Dauergäste der Klinik sind derzeit die Profis Schachten, Daube und Florian Mohr. Während Mohr (Bandscheiben-OP) seine Reha für zwei Wochen in Paderborn absolviert, sind die Kollegen fast täglich anzutreffen. Schachten hatte vor dem Saisonstart einen Muskelfaserriss im Beckenbereich erlitten. „Es gibt Verletzungen, dazu zählen auch Faserrisse, die einfach nicht nach drei Wochen ausgeheilt sind, sondern auch mal acht bis zehn Wochen brauchen“, erklärt Schneider. Auch bei Daube (Außenbandanriss im Knie) bittet er um Geduld: „Die Jungs müssen ihre Topleistung bringen können und wenn sie nur zu 90 Prozent fit sind, haben sie auf dem Platz noch nichts zu suchen.“

Bis dahin bleibt der sehnsüchtige Blick hinüber zum Stadion ...