Nach zwei Kreuzbandrissen will der Abwehrspieler nun endlich die erhoffte Verstärkung für den FC St. Pauli sein. Doch der 26-Jährige denkt auch weiter und studiert von Oktober an Rechtswissenschaften.

Husum. „Augen zu und durch“, lautete am Dienstag Sören Gonthers Devise vor der dritten und härtesten Trainingseinheit des Tages. Es ging wieder einmal in den Wald, Athletik-Trainer Timo Rosenberg hatte für die Fußball-Profis des FC St. Pauli Tempoläufe über 400 und 800 Meter angesetzt. Die Übersäuerungsfähigkeit der Muskulatur sollte damit getestet und gesteigert werden. „Bei solchen Einheiten muss man einfach den Kopf ausschalten. Zum Glück ist es die letzte dieser Art in diesem Trainingslager“, sagte Innenverteidiger Gonther, der zugibt, dass seine Beine nach den bisherigen Tagen des Konditions-Trainingslager in Husum „enorm schwer“ sind.

Auf der anderen Seite empfindet der 26 Jahre alte Gonther grundsätzlich eine große Freude, dass er sich jetzt endlich wieder auf eine Punktspielsaison vorbereiten kann. Zwei Kreuzbandrisse hatten ihn 15 Monate lang außer Gefecht gesetzt. Erst zum Ende der abgelaufenen Spielzeit kam er überhaupt zu seinen ersten beiden Kurzeinsätzen für den FC St. Pauli in der Zweiten Liga. Jetzt endlich stellt er auf der Innenverteidiger-Position die hochkarätige Alternative dar, die er schon vor einem Jahr, als er vom SC Paderborn ans Millerntor wechselte, hätte sein sollen.

Es war eine lange, harte Zeit für Gonther, sich nach dem zweiten Kreuzbandriss mühsam wieder heran zu kämpfen. Während seine Kollegen in den Trainingsspielen in die Zweikämpfe gingen, absolvierte er wochen- ja monatelang ein individuelles Aufbautraining. „Ich habe zu keinen Zeitpunkt gedacht, dass es das für mich in Sachen Fußball schon gewesen ist“, sagt er.

Gleichwohl habe er sich mehr als zuvor damit befasst, was er in der Zeit nach dem Fußball beruflich machen könnte. „Entschieden habe ich mich noch nicht. Es kann sein, dass ich im Fußball bleibe, es kann aber auch sein, dass ich ganz etwas andere anfange“, sagt er. Konkret steht fest, dass er zum 1. Oktober an der Uni Hagen ein Fernstudium der Rechtswissenschaft aufnehmen wird und dabei den Bachelor-Abschluss anstrebt. „Richter oder Staatsanwalt kann ich damit nicht werden, aber in einem Profiverein könnte ich zum Beispiel als Rechtsberater tätig sein, zumal das Studium auch Wirtschaft mit beinhaltet“, sagt Gonther.

Seine eigenen sportlichen Ziele für die anstehende Zweitligasaison formuliert er abgesichts seiner jüngsten Erfahrungen sehr defensiv. „Ich will erst einmal verletzungsfrei durch die Vorbereitung kommen und zum Saisonstart fit zur Verfügung stehen“, sagt er. Dabei ist ihm bewusst, dass gerade in St. Paulis Innenverteidigung der Konkurrenzkampf auch durch seine eigene Genesung besonders groß ist. Außer ihm kämpfen Markus Thorandt, Jan-Philipp Kalla, der noch angeschlagene Florian Mohr (Bandscheibe) und der aus Regensburg gekommene Philipp Ziereis um die beiden Positionen.

„Diese Situation macht jeden einzelnen besser. Das ist ein Vorteil“, sagt Gonther, der es für einen gravierenden Unterschied zur vergangenen Saison hält, dass im Training regelmäßig mit elf gegen elf gespieltwerden kann. „Wenn wir von größeren Verletzungen verschont bleiben, werden wir eine richtig gute Mannschaft aufbieten“, sagt Gonther.