Am Sonntag verabschieden sich beim FC St. Pauli zwei Publikumslieblinge am Millerntor. Das Abendblatt traf sie zuvor zum großen Abschiedsinterview.

Hamburg. Wenn die Profis des FC St. Pauli am Sonntag kurz vor 13.30 Uhr (im Liveticker auf abendblatt.de) zu den Klängen von „Hells Bells“ am Millerntor einlaufen, werden Marius Ebbers und Florian Bruns jeden Ton aufsaugen. Für die beiden Routiniers wird das Duell gegen Eintracht Braunschweig der letzte Auftritt vor heimischem Publikum sein. Ebbers muss nach fünf, Bruns sogar nach sieben Jahren den Club verlassen. Vor dem letzten Heimspiel traf das Abendblatt die beiden Publikumslieblinge in Ebbers Modegeschäft „Ebb and Flow“ in der Schanze zum Abschiedsinterview.

Abendblatt: Herr Bruns, Herr Ebbers, wie nah sind Sie am Wasser gebaut?

Florian Bruns: Der Abschied wird auf jeden Fall krass für uns werden. Da sind sehr viele Emotionen im Spiel. Aber wir konnten uns ja ein Stück weit darauf vorbereiten. Es wurde uns ja nicht erst vorgestern gesagt, dass wir gehen müssen. Ich muss aber ehrlich sagen: Das wird richtig hart! Ebbe war fünf, ich sieben Jahre im Club. Die Zeit war sehr intensiv, es haben sich sehr viele feste Freundschaften entwickelt. Das geht ein Stück weit verloren.

Marius Ebbers: Für mich wird es wahrscheinlich nicht nur das letzte Heimspiel für St. Pauli, sondern sehr wahrscheinlich auch mein Karriereende sein. Ich weiß noch nicht genau, was passiert, aber es sieht so aus, als würde ich ganz aufhören. Das ist ein großer Einschnitt in meinem Leben. Die letzten zwanzig Jahre hat der Fußball bestimmt. Spätestens, wenn Thees Uhlmanns Lied „Das hier ist Fußball“ gespielt wird, fange ich an zu heulen. Dieses Lied verbinde ich mit dem Aufstieg, und so vielen Emotionen. Da werde ich sicher eine Träne verdrücken.

In wie weit können Sie ihre letzte Vorstellung am Millerntor überhaupt genießen? Der Club braucht im Kampf gegen den Abstieg noch jeden Punkt.

Bruns: Als uns mitgeteilt wurde, dass wir gehen müssen, hatte ich schon gehofft, dass wir nicht bis zum Ende zittern müssen, aber man muss sehen, im Laufe der Wochen, wie wir gespielt haben. Da war es klar, dass es ganz lange eine enge Saison werden wird. Wir haben nicht so viele Spiele gehabt, in denen wir überzeugt haben. Natürlich haben wir uns das anders vorgestellt. In der Winterpause hatten wir schon gehofft, dass wir ein größeres Polster nach unten und somit mehr Luft haben. Wir sind nicht so gut, wie wir es uns das erhofft haben. Es fehlt ein Stück weit die Qualität, damit wir andere Ziele hätten angreifen können. Ich habe den Wunsch, dass wir Sonntag gewinnen und dass es dann einfach klar ist und wir gesichert sind. Dann haben wir einen schönen Nachmittag und anschließend einen tollen Abend.

Ebbers: Ich glaube, dass unser letztes Heimspiel eher eine zusätzliche Motivation sein wird. Flo und ich werden die Stimmung noch einmal bewusster wahrnehmen und aufsaugen. Aber wir wissen ja beide noch nicht, ob wir spielen werden. Vielleicht sitzen wir ja auch auf der Bank.

Bruns: Richtig emotional wird es sowieso erst nach der Partie, wenn die Anspannung abfällt. Vorher ist man so fokussiert auf das Spiel. Wir wissen, worum es geht. Wir wollen uns natürlich vernünftig vom Publikum verabschieden und nicht mit einer Niederlage und somit dem Bangen, doch noch in die Relegation zu müssen. Wir hoffen, dass wir uns danach gebührend von unseren Fans verabschieden können.

Wie präsent ist das Horror-Szenario, den Club als Absteiger verlassen zu müssen?

Bruns: Über einen möglichen Abstieg habe ich mir noch keine Sekunde Gedanken gemacht. Für mich ist es das letzte Heimspiel und ich spekuliere jetzt nicht, dass noch ein mögliches weiteres in der Relegation dazukommen könnte. Ich bin überzeugt, dass wir Sonntag gewinnen können. Selbst, wenn wir nur einen Punkt holen, haben wir in Kaiserslautern immer noch eine Chance, alles klar zu machen.

Vereinswechsel kommen aus unterschiedlichsten Gründen zustande und gehören zum Fußball dazu. Dennoch: Wie fühlt es sich an, gesagt zu bekommen, dass man nicht mehr gebraucht wird?

Ebbers: Für mich war es keine Überraschung, dass man mit mir nicht verlängert hat. Ich hatte damit gerechnet, dass man mir das früher oder später mitteilt. Man spürt ja die Stimmung im Verein. Nicht, dass sie schlecht war, aber ich habe natürlich mitbekommen, dass die Mannschaft weiter verjüngt und ein Umbruch vollzogen werden soll. Ich bin ja fast schon mit Abstand der Älteste im Kader und habe nicht mehr so viele Einsätze bekommen. Da habe ich realisiert, dass ich eher keinen neuen Vertrag bekomme. Als es dann so kam, war ich natürlich enttäuscht, weil ich glaube, dass ich der Mannschaft noch hätte helfen können. Aber ich muss die Entscheidung akzeptieren.

Bruns: Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass wir beide gehen müssen. Natürlich habe ich auch nicht damit gerechnet, dass wir beide jeweils Vier-Jahres-Verträge unterschreiben, aber hatte gehofft, dass es noch weiter geht. Gerade weil hier alles gepasst hat, wir von unseren Mitspielern auf und neben dem Platz sehr geschätzt werden. Zudem waren wir immer zu einhundert Prozent da, wenn wir gebraucht wurden und haben uns in der Vergangenheit auch in schwierigen Situationen gestellt. So etwas ist wichtig für eine Mannschaft. Aber – und das ist positiv: Es wurde uns frühzeitig und offen mitgeteilt, was Sache ist. St. Pauli muss sich uns gegenüber aber auch nicht rechtfertigen. Es ist schade, da mache ich keinen Hehl draus: Ich wäre sehr gerne geblieben.

Ebbers: Ich möchte auch noch einmal betonen, dass der Zeitpunkt des Gesprächs sehr gut war. Wir haben frühzeitig die Entscheidung mitgeteilt bekommen. Damals habe ich wie gesagt damit gerechnet. In den letzten Wochen haben Flo und ich aber bewiesen, dass wir immer noch gute Leistungen bringen können. Flo hat in Duisburg ein sehr gutes Spiel gemacht, ich hatte meine Chancen, als Daniel Ginczeck gesperrt war. Ich denke, ich habe diese Spiele gut genutzt. Aber am Ende müssen wir die Entscheidung des Vereins akzeptieren.

Das sehen die Fans ähnlich. Sie genießen einen sehr hohen Stellen wert bei den Anhängern ...

Bruns: Nachdem die Entscheidung verkündet wurde, habe ich das noch viel intensiver wahrgenommen. Ich habe mich noch mehr auf die letzten Heimspiele gefreut und sie noch mehr genossen als ohnehin schon. Da wollte ich noch mehr zeigen, was in mir steckt. Es tut wahnsinnig gut, wenn man solche Sympathien entgegengebracht bekommt und die Fans meinen Namen rufen. Jeder der sagt, das lässt ihn kalt, der lügt. Fans haben ein sehr feines Gespür. Das ist einzigartig hier.

Ebbers: Das ist ein Riesenkompliment für uns. Es war immer ein Geben und Nehmen. Wir haben den Fans sehr viel gegeben und umkehrt auch sehr viel bekommen. Die langgezogenen „Bruuuuuuuns“-Rufe sind super, bei mir habe ich auch schon mal das eine oder andere Mal „Fußballgott“ gehört, was mich mega ehrt. So oft passiert das nicht am Millerntor.

An welche Momente denken Sie vor allem zurück in Ihrer Zeit hier?

Ebbers: Die Saison 2009/2010, als wir in die Bundesliga aufgestiegen sind, war die beste Spielzeit für den Verein seit zehn oder 15 Jahren. Das war nahe an der Perfektion. Wir waren Eckpfeiler dieser Mannschaft und haben sehr viel dazu beigetragen.

War es für Sie beide eigentlich Liebe auf den ersten Blick, als sie zu St. Pauli kamen?

Bruns: Ich bin hierher gekommen und habe für ein Jahr unterschrieben. Das war zu Regionalliga-Zeiten. Mit der Option, im Falle eines Aufstieges zu verlängern. Ich war für ein Jahr in Hamburg und es wäre ja verrückt gewesen, zu glauben, dass ich hier sieben Jahre bleibe. Das hat sich dann halt so weiterentwickelt. Ich habe mich immer weiter in das Team integriert und mich mit dem Verein immer weiterentwickelt. Es kamen so viele Höhepunkte mit der Krönung Bundesliga-Aufstieg. Spätestens da wusste ich: Hier willst du nie wieder weg. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich geworden. Ich würde trotzdem nie nach einem Tor das Wappen küssen. Das ist für mich übertrieben. Aber es wird hart am Sonntag und dann eine Woche später in Kaiserslautern ein letztes Mal das St. Pauli-Trikot überzustreifen. Diese Truppe, diese Fans, dieser Verein. Das wird schwer!

Was bedeutet Ihnen der FC St. Pauli und das damit viel zitierte Lebensgefühl?

Ebbers: Es sagt ja schon vieles aus, dass Flo und ich unsere private Zukunft in Hamburg sehen. Mein Lebensmittelpunkt ist hier, mit meinem Laden, den ich mir als zweites Standbein aufgebaut habe und der in ein paar Wochen vielleicht mein erstes Standbein sein wird. Ich möchte hier nicht mehr weg. 30 Jahre lang war der Ruhrpott, wo es auch sehr schön ist, meine Heimat. Dort sind die Menschen sehr herzlich aber nichts desto trotz will ich nicht mehr zurück.

Bruns: Wie Sie schon sagten: St. Pauli ist ein Lebensgefühl. Es gibt viele Spieler, die das mögen, die es schätzen, dass hier vieles anders läuft als bei anderen Vereinen. Die all das auch mittragen. Ebbe und ich haben dieses Lebensgefühl verinnerlicht und gelebt. Es gab bei uns beiden in all den Jahren auch die Chance, St. Pauli zu verlassen und woanders vielleicht mehr Geld zu verdienen. Aber das ist nicht der Antrieb gewesen. Wenn man in einem Club so glücklich und zufrieden ist, wie wir es waren, braucht man seine Zelte nicht wieder abzubrechen. Selbst, wenn ich noch zwei Jahre woanders spiele, weiß ich zu 99,9 Prozent, dass ich danach wieder nach Hamburg zurückkehren werde. Hier habe ich die schönste Zeit meiner Karriere verlebt.

Herr Bruns, Sie sind 33 Jahre alt, haben keinen Hehl daraus gemacht, noch weiter aktiv spielen zu wollen. Haben Sie schon Gewissheit, wo es hingehen wird?

Bruns: Noch nicht konkret. Es gibt die eine oder andere Anfrage. Zum Glück gibt es für mich Optionen. Das wird sich in den kommenden zwei Wochen entscheiden, wo ich unterschreiben werde, oder ob ich wie Ebbe meine Karriere auch beenden werde. Ich könnte mir auch vorstellen, dass ich im Sommer mit dem Fußball aufhöre. Aber die Tendenz geht dahin, dass ich noch zwei Jahre spiele. Es gab Zeiten, da gab es relativ wenig Interesse von anderen Vereinen, aber das hat sich in den letzten Wochen geändert. Vielleicht habe ich mich ja auch durch meine Leistungen auf den einen oder anderen Wunschzettel gespielt.

Wollen Sie in Deutschland bleiben, oder ist auch das Ausland zum Abschluss Ihrer Karriere ein Thema?

Bruns: Ausland könnte ich mir auch vorstellen. Ohne einigen Ländern zu nahe treten zu wollen: Ich möchte nicht in die Ukraine, Rumänien oder Russland wechseln. Aber ich höre mir grundsätzlich alles an. Ich möchte so viele Optionen wie möglich haben und am Ende entscheide ich, was für mich am sinnvollsten ist. Sollte es aber kein Angebot geben, dass sportlich oder finanziell reizvoll ist, höre ich auf und Suche in anderen Bereichen neue berufliche Herausforderungen.

Sie studieren nebenbei BWL. Wie weit sind Sie?

Bruns: In den Endzügen. Ich werde im Oktober oder November fertig sein. Vielleicht bin ich in den kommenden vier Monaten auch einfach mal Student.

Und als Nebenjob könnten Sie ja bei Marius Ebbers im Modeladen arbeiten ...

Bruns (blickt zu Ebbers): Ich glaube, ich wäre ein richtig guter Verkäufer!

Ebbers: Aber dafür muss man ja Ahnung von Mode haben, Flo!

Bruns: Mein Motto ist sowieso: Oberkörper frei! Wenn man es sich erlauben kann. (lacht)

Spaß beiseite: Haben Sie schon ähnlich konkrete Pläne für die Zeit nach der aktiven Karriere, wie Herr Ebbers?

Bruns: Der Fußball ist schon noch sehr präsent. Mein größter Wunsch ist es, noch zwei Jahre weiterzuspielen. Ich habe – toi, toi, toi, keine Gebrechen. Mein Studium ist auch präsent und mir ist es wichtig, es bis Jahresende abzuschließen. Natürlich gibt es auch außerhalb des Fußballs Gespräche. Ich werde das jetzt intensivieren und abklopfen, was mit dem abgeschlossenen Studium für mich für Möglichkeiten gibt. Rachid Azzouzi hat mir da auch Perspektiven aufgezeigt, wie es für mich auch beim FC St. Pauli eventuell weitergehen könnte. Ich kann mir vieles vorstellen und werde mir alles anhören. Aber es ist ja auch nicht so, dass ich mit dem Fußball aufhöre und alle Vereine mich anrufen und mich als Sportdirektor wollen. Egal, was ich nach der Karriere mache: Ich bin ein Berufseinsteiger und muss mich hocharbeiten. Es wäre vermessen, wenn ich glauben würde, dass ich gleich irgendwo Chef werde.

Herr Ebbers, können Sie überhaupt ohne Fußball leben?

Ebbers: Nun, zu einhundert Prozent steht mein Karriereende noch nicht fest. Derzeit überlege ich auch, noch einmal für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Ob es klappt, weiß ich nicht. Sollte das nicht funktionieren, kann ich mir auch gut vorstellen, im Hamburger Amateurfußball zu kicken. Anfragen von Vereinen gab es schon. Von einhundert auf Null runterfahren ist einfach wahnsinnig schwierig. Dafür macht mir Fußball noch zu viel Spaß. Im Profibereich werde ich in Deutschland aber zu 99 Prozent nicht mehr aktiv werden.

Ins europäische Ausland?

Ebbers (lacht): Lassen Sie mich kurz nachdenken. Nein, nicht in Europa.

Sie beide sind schon seit ihrer gemeinsamen Zeit bei Alemannia Aachen befreundet, könnten Sie sich ein gemeinsames Abschiedsspiel vorstellen?

Ebbers: Ja, wir haben darüber nachgedacht, aber aufgrund der aktuellen sportlichen Situation ist die Realisierung schwer. Wenn wir durch wären, hätten wir sagen können: Okay, wir haben nächsten Mittwoch ein Abschiedsspiel und anschließend eine große Feier, bei der wir uns mit 4000 Leuten die Hucke vollhauen. Aber das geht nicht. Die Sommerpause ist sehr kurz. Nach dem letzten Spiel fahren wir mit der Mannschaft voraussichtlich auch noch einmal drei Tage weg. Der Zeitplan ist einfach eng.

Bruns: Ich glaube nicht, dass es eins geben wird. Es wird eine Abschluss-Sause mit dem einen oder anderen Kaltgetränk geben.

Herr Bruns, für was steht Marius Ebbers für Sie?

Bruns: Er ist ein richtig guter Kumpel geworden. Ebbe ist für mich der beste und torgefährlichste Stürmer, mit dem ich je zusammengespielt habe. Er ist sau-wichtig für jede Mannschaft. Ebbe kann Spiele entscheiden, ist präsent und er hat nicht umsonst über 100 Tore geschossen. Ich sage da aber immer mit einem Augenzwinkern, dass ich ihm mindestens 68 davon perfekt aufgelegt habe. Er ist für mich der Torjäger schlechthin.

Wie wichtig war Ihnen denn diese 100-Tore-Marke?

Ebbers: Ich habe immer gesagt: Geht mir damit nicht auf den Sack, aber ich muss gestehen, dass es schon bitter gewesen wäre, wenn ich bei 99 stehengeblieben wäre. Daher bin ich schon froh und auch stolz. Wobei: Wenn ich sehe, dass in der Bundesliga Stürmer spielen, die in fünf Jahren 100 Tore schießen, denke ich schon manchmal, was ich für eine Wurst bin. Stefan Kießling trifft immer zweistellig. Mario Gomez könnte ein halbes Jahr verletzt sein und würde immer noch 15 Buden machen.

Und was verbinden Sie mit dem Namen Florian Bruns?

Ebbers: Über seine fußballerische Qualität muss man nicht reden. Wir haben beide bewiesen, dass wir immer noch Fußballspielen können. Wir kennen uns schon viele Jahre. Es ist eine Freundschaft entstanden. Seit fünf Jahren teilen wir uns auf Auswärtsfahrten und im Trainingslager ein Zimmer. Da lernt man sich schon sehr gut kennen! Unsere Freundschaft wird den Fußball überdauern.

Spätestens, wenn Herr Bruns in ihrem Laden als Verkäufer anfängt, sehen Sie sich ja wieder.

Ebbers (lacht): Dann bin ich ja sein Chef und dann hat er nichts zu Lachen. Dann würde sich unser Verhältnis umdrehen.

Wie meinen Sie das?

Ebbers: Naja, im Moment ist Florian bei uns der Vernünftige in der Beziehung.

Bruns: Wenn ich auch so chaotisch wäre, wie du, wäre es auch schwierig mit uns beiden.

Wie war Herr Ebbers in all den Jahren als Zimmergenosse?

Bruns: Er ist mit seinen 35 Jahren noch sehr jugendlich geblieben, hat immer Flausen im Kopf, teilweise kleine Ausraster, die man von einem Nachwuchsspieler erwartet. Innerhalb der Truppe hat er aber viel Autorität. Wenn er spricht, hören alle zu. Wir haben immer viel zu Lachen, haben zusammen schon das ein oder andere Fest gefeiert.

Und Herr Bruns ist eher der seriöse Typ in Ihrer Beziehung?

Ebbers: Ich weiß nicht, ob seriös das richtige Wort ist. Er ist schon eher ruhig und ein Kopfmensch, aber er kann auch ausrasten!

Was waren die prägendsten Momente Ihrer gemeinsamen Zeit?

Bruns: Ich will nicht zu sehr aus dem Nähkästchen plaudern, aber der Bundesliga-Aufstieg und die anschließende Fahrt nach Mallorca waren schon überragend. Mit 40 Leuten haben wir drei Tage am Strand durchgefeiert.

Ebbers: Stimmt, die Fahrt war echt das Highlight. Ich kann mich aber auch noch an einen Abend unter der Woche in Hamburg erinnern: Wir sind durch sämtliche Kneipen gezogen, wo kein Mensch drin war. Wir sind einfach reingegangen, haben gesungen und die Wirte haben sofort Bierkisten hingestellt, weil sie großen Umsatz gerochen haben. Wir haben aber das Bier ignoriert und sind einfach singend wieder rausgegangen und in die nächste Bar gezogen. Das war überragend.

Im Fußball setzen Vereine immer mehr auf junge Spieler. Gab es Momente, in denen Sie sich alt gefühlt haben?

Ebbers: Ich habe bei uns in der Kabine meine eigene Musikanlage, da kommt es schon mal vor, dass bei meiner Musik mal ein jüngerer Kollege sagt: Mach den Scheiß aus. Aber das interessiert mich nicht. Eines möchte ich an dieser Stelle noch loswerden: Unser Physiotherapeut Peter Ott hat mir neulich allen ernstes gesagt, dass Punkrock die überflüssigste Musik überhaupt ist!

Bruns: Nein, ihr dürft das nicht schreiben: Der Mann wird sonst im Stadion ausgebuht.

Ebbers (lacht): Das hat er auch verdient. Er hätte auch links und rechts eine von mir verdient gehabt.

Bruns: Es gab zwei Momente, wo ich mich alt gefühlt habe: Wir haben vor einem halben Jahr in der Kabine „Knocking on Heavens door“ von Guns n´Roses gespielt und sieben oder acht Spieler fragten, was das denn für Musik wäre. Die kannten weder die Band noch das Lied. Und Moment Nummer zwei: Beim Blick auf den Spielberichtsbogen lese ich, dass es Spieler gibt, die Baujahr 1994 sind. Da hat Ebbe gefühlt seinen Führerschein gemacht und ich war kurz vor dem Abitur. Da habe ich mich echt alt gefühlt. Aber auf dem Platz müssen wir uns weder fußballerisch noch körperlich verstecken. Eine Fußballmanschaft hält sowieso jung.