Der 28-Jährige hat sich beim FC St. Pauli zum Linksverteidiger mit Torinstinkt entwickelt. Den Trainer kennt er noch aus alten Zeiten.
Belek. Der Jubel über sein Tor fiel verhalten aus, schließlich war es nur ein Testspiel, in dem Sebastian Schachten den Ball per Kopf wuchtig und gezielt ins Netz des FC Winterthur setzte. Und doch war dem Linksverteidiger des FC St. Pauli auch später im Gespräch die Freude darüber anzumerken, dass in dieser Szene die speziellen Übungen im Trainingslager in Belek erste Früchte getragen hatten. Seinem Treffer war ein Freistoß aus halbrechter Position vorausgegangen. "Dennis Daube hat den Ball sehr gut in den Strafraum geschossen", sagte Schachten.
Tag für Tag versucht Trainer Michael Frontzeck in Belek, die eklatante Schwäche seines Teams, die Ungefährlichkeit nach Ecken und Freistößen, zu bekämpfen. "Es trägt natürlich zum Selbstbewusstsein bei, wenn dann auch in einem Spiel aus so einer Situation ein Tor gelingt", sagt Schachten.
Seit eineinhalb Jahren ist der Abwehrspieler mittlerweile beim FC St. Pauli. Seit dem vergangenen Sommer fühlt sich der 28-Jährige auch so richtig wohl. "Seit der Geburt unseres Sohnes Eliah ist meine Frau auch nach Hamburg gezogen, nachdem sie vorher noch in Paderborn geblieben war", berichtet er. "So ein kleines Kind zu haben, verändert auch den Blick auf das eigene Leben. Es ist einfach ein großes Geschenk", sagt er weiter. Und so hat Sebastian Schachten mit einigen seiner Team-Kollegen wie etwa Fin Bartels, Jan Philipp Kalla und Benedikt Pliquett auch über den Fußball hinaus ein regelmäßiges Gesprächsthema.
Zu dem kompletten Familienglück hat sich bei Sebastian Schachten auch sportlich einiges zum Positiven entwickelt. Wechselte er in seinem ersten Jahr am Millerntor häufig zwischen rechter und linker Abwehrseite hin und her und fand sich bisweilen auch auf der Ersatzbank wieder, so hat er sich jetzt als feste Größe hinten links etabliert. "Seit Michael Frontzeck unser Trainer ist, habe ich in der Liga und im DFB-Pokal keine einzige Minute verpasst", sagt Schachten und lässt bei aller grundsätzlichen Bescheidenheit durchaus ein bisschen Stolz über diese Tatsache durchblicken.
Unter Frontzeck hatte Schachten schon in Mönchengladbach gespielt, dessen Vorgänger bei St. Pauli, André Schubert, kannte er aus der gemeinsamen Zeit beim SC Paderborn. Sein Urteil über Frontzeck ist eindeutig: "Er ist genau der richtige Trainer für uns."
Mit dieser Einschätzung verbindet der kopfballstarke Linksverteidiger die Hoffnung, dass seine Mannschaft in der Zweiten Liga alsbald die noch drohende Abstiegsgefahr bannt und sich bald wieder nach oben orientieren kann. Doch er warnt dabei auch vor Ungeduld. "Es ist ja allen bekannt, dass wir eine Mannschaft mit vielen jungen Spielern haben. Sie brauchen auch Zeit, sich weiterzuentwickeln. Dafür ist es wichtig, dass das Umfeld ruhig bleibt", sagt Schachten. Die Mannschaft jedenfalls, betont er, sei intakt: "Es gibt keine Grüppchenbildung."