Vom direkten Wiederaufstieg will man bei den St. Paulianern nicht sprechen. Um “richtig guten Fußball“ zu spielen, sollen Stürmer kommen.

Hamburg. Trainingsauftakt beim FC St. Pauli: Um den Rasen an der Kollaustraße zu schonen, wichen die Kiezkicker nach Niendorf aus, wo sie mit Ausnahme der Nachmittagseinheit am kommenden Donnerstag auch die gesamte Woche verbringen werden. 18 Feldspieler und vier Torhüter waren vom neuen Trainerduo André Schubert und Jan-Moritz Lichte geladen, um sich erstmals für die neue Saison zu präsentieren. Nach einer kurzen Ansprache des Präsidiums, das bis auf Tjark Woydt in voller Stärke anwesend war, ergriff das Trainerteam für sechs Minuten das Wort - dann kam auch der Ball ins Spiel.

Ein lockerer Aufgalopp, einige Läufe gemischt mit Spielformen - richtig leiden müssen die Profis wohl erst in den nächsten Tagen, an denen jeweils zwei Mal täglich geübt wird. Neben den Neuzugängen Patrick Funk, Lasse Sobiech, Philipp Tschauner und Sebastian Schachten waren auch die Youngster Deniz Herber, Petar Filipovic sowie Nachwuchstorwart Ole Springer mit von der Partie. Die noch verletzten Carsten Rotehnbach und Rouwen Hennings konnten immerhin mitlaufen, während Moritz Volz nur zur Pflege anwesend war.

Etwa 200 Besucher freuten zudem sich über gutes Wetter, einen sehr gut aufgelegten Charles Takyi, der noch auf der Suche nach einem neuen Verein ist, sowie die Rückkehr des Defensivmannes Davidson Drobo-Ampem, der den Verein jedoch auch noch verlassen könnte.

Das Unternehmen Wiederaufstieg ist also gestartet. Zwar nahm auch am Dienstag beim Absteiger niemand offiziell das „W-Wort“ in den Mund, doch Stanislawski-Nachfolger Schubert liebäugelt durchaus mit einem Spitzenplatz im Unterhaus. „Dass wir nicht wie zuletzt Hertha BSC und in dieser Saison Eintracht Frankfurt angesichts ihrer Etats auf Gedeih und Verderb darauf ausgerichtet sind, sofort wieder aufzusteigen, ist klar. Aber wenn wir uns noch so verstärken können, wie wir uns das vorstellen, dann haben wir gute Chancen, vorne ein gewichtiges Wort mitzureden“, betonte der Coach.

Er kündigte an, dass sich der Kiezklub noch mit zwei, vielleicht sogar drei Spielern im Offensivbereich verstärken will. „Unser Ziel ist es, richtig guten Fußball zu spielen und oben mitzuspielen“, fasste er zusammen. Bisher hatten die Norddeutschen nur Akteure für den Defensivbereich unter Vertrag nehmen können. „Wir haben versucht, das Haus von unten nach oben aufzubauen“, scherzte Sportchef Helmut Schulte. „Eine gute Verteidigung ist ein gutes Fundament. Nun versuchen wir, in die oberste Etage vorzustoßen.“

In der Tat gelten Torwart Philipp Tschauner (25, bisher 1860 München), die Abwehrspieler Sebastian Schachten (26, Borussia Mönchengladbach) und Lasse Sobiech (20, Borussia Dortmund) sowie Mittelfeldmann Patrick Funk (21, VfB Stuttgart) als hoffnungsvolle Talente, denen die St. Paulianer den Sprung ins Team zutrauen. „Mit den verbliebenen Spielern ist bereits jetzt ein großer, guter und gesunder Stock da“, glaubt Schulte. Offen ist weiterhin, ob Carlos Zambrano weiter für die Braun-Weißen spielen wird. Der peruanische Nationalspieler möchte in der Bundesliga bleiben, nach dem geplatzten Wechsel zu 1899 Hoffenheim hat aber noch kein weiterer Klub angefragt. Schubert deutete an, dass der Verteidiger gehen kann, wenn die Ablöse stimmt.

Nach einigen Trainingseinheiten stehen am Wochenende die ersten beiden Testspiele an. Am Sonnabend gastieren die Braun-Weißen beim Verbandsligisten TV Grundhof nahe Flensburg, am Sonntag in Itzehoe beim Kreisligisten TSV Heiligenstedten. Daran schließt sich ein Trainingslager in Schneverdingen an, ein zweites Quartier ist für Anfang Juli in Bad Lippspringe gebucht, ehe die Saison Mitte Juli angepfiffen wird. (dpa/abendblatt.de)