Wer ist fit, wer muss noch nacharbeiten? Vor dem Start der Rückrunde am Sonnabend macht abendblatt.de beim FC St. Pauli den Formcheck.

Hamburg. Wenn der FC St. Pauli am Sonnabend gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) in die Bundesliga-Rückrunde startet, beginnt der Kampf gegen den Abstieg. In der Hinrunde standen die Kiezkicker zwar an keinem Spieltag auf einem Abstiegsplatz, als Tabellen-15. hat die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski jedoch nur zwei Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16 (1. FC Köln). Gerade vor dem gegnerischen Tor strahlten Marius Ebbers und Co. zu wenig Torgefahr aus. Nur 16 Treffer in 17 Spielen sind der Minuswert der Liga. Trotzdem verzichteten Sportchef Helmut Schulte und Coach Stanislawski auf Neuverpflichtungen und stärkten dem vorhandenen Personal den Rücken.

Während Stadtrivale HSV in der Sonne Dubais trainierte und Spitzenreiter Borussia Dortmund sich in Spanien in Form brachte, rüsteten sich die Braun-Weißen auf dem heimischen Trainingsgelände an der Kollaustraße und im Millerntor-Stadion auf Schnee und Eis für den Abstiegskampf. Wer hat den Winterspeck schon wieder abtrainiert und bei wem gibt es noch Nachholbedarf? Abendblatt.de hat genau hingesehen und unterzieht das Team nun dem Formcheck.

Die Torhüter

Thomas Kessler: Der 24-Jährige ließ beim einzigen echten Test in der Pause, dem Wintercup in Düsseldorf, kein Gegentor zu. Kessler brennt nach einer starken Hinrunde auf weitere 17 Spiele. Er ist die klare Nummer eins und beginnt nach seiner Rot-Sperre aus dem Spiel gegen Bayern (0:3) am Sonnabend wieder. Seine sportliche Zukunft dürfte nach Kölns Transfer von Michael Rensing unabhängig vom Abschneiden der Rheinländer am Millerntor liegen. Voraussetzungen: Der Klassenerhalt der Kiezkicker.

Mathias Hain: Der Oldie war bei den Hallenturnieren und in Düsseldorf nur Zuschauer. Dabei wird es vorerst auch bleiben. Aufgrund seiner Erfahrung und seinem hohen Standing in der Mannschaft könnte er aber zum entscheidenden Faktor im Abstiegskampf werden.

Benedikt Pliquett: Zeigte in Düsseldorf, dass auf ihn Verlass ist. Verletzt sich keiner der Stammkräfte, ist mehr als die Rolle des dritten Torhüters derzeit aber nicht drin.

Die Abwehr

Carlos Zambrano: Nach einigen Unkonzentriertheiten, Patzern auf dem Feld und einer Disziplinarstrafe hat Zambrano die Reset-Taste gedrückt. Die Chancen auf einen Neustart gleich am Sonnabend gegen Freiburg stehen gut. Die Schalke-Leihgabe wird wohl in der Innenverteidigung von Beginn an auflaufen.

Ralph Gunesch: "Felgen-Ralle" gibt Vollgas und zeigte sich im Training und den Tests in beeindruckender Frühform. Seine Ankündigung, so viel wie möglich selbst zum Klassenerhalt beitragen zu wollen, darf er wohl am Sonnabend gleich in die Tat umsetzen. Gunesch erkämpfte sich im Winter seinen Platz in der Startformation.

Fabio Morena: Der Kapitän ist der Pechvogel der St. Paulianer. Gegen Ende der Hinrunde spielte sich Morena in die Startelf und muss nach einem Ermüdungsbruch im Fuß nun wieder bei Null anfangen.

Markus Thorandt: Zunächst machte die kalte Witterung seinem Trainingsprogramm einen Strich durch die Rechnung, dann legte Thorandt eine Grippe flach. Ob vier Tage Vorbereitung nun ausreichen, um gegen Freiburg aufzulaufen, ist fraglich. Entscheiden muss Holger Stanislawski.

Bastian Oczipka: Fit und voller Tatendrang – Oczipka versuchte bei den Tests in Düsseldorf auffallend häufig die 1:1-Situationen in der Offensive anzunehmen und ist im System von Stanislawski gesetzt. Wenn er diese Offensivsituationen in der Rückrunde auch positiv löst, ist seine Rückkehr zu Bayer Leverkusen wohl unvermeidlich.

Carsten Rothenbach: Der Musterprofi auf der rechten Außenbahn wäre wohl auch ohne des Trainers Plan topfit aus den Winterferien erschienen. Rothenbach sollte es sich zum Ziel gesetzt haben, mit seinen Flanken dazu beizutragen, dass die Tor-Ebbe in der Rückrunde ausbleibt.

Moritz Volz: Seine Leistung in Düsseldorf war auf der Außenverteidiger-Position zufriedenstellend. Der gebürtige Siegener wird versuchen, sich in der Rückrunde noch näher an die Startelf heranzupirschen.

Florian Lechner: Den Kämpfer hinderte eine hartnäckige Grippe daran, sich für die ersten Spiele zu empfehlen.

Jan-Philipp Kalla: Er wird bei den Hallenturnieren vielleicht letztmals im Trikot des FC St. Pauli gespielt haben. Der Verein würde ihn bei einem Wechsel in der Winterpause keine Steine in den Weg legen. Die Transferperiode läuft noch bis 31. Januar.

Davidson Drobo-Ampem: Seine jüngste Vergangenheit war geprägt von Verletzungen. Seine Zukunft dürfte – ähnlich wie bei Kalla – nicht mehr am Millerntor liegen und wohl auch in einer anderen Liga.

Das Mittelfeld

Matthias Lehmann: Fabuliert wie besessen vom Klassenerhalt und benötigt keine Zusatzmotivation mehr. Er wird zum entscheidenden Faktor im Abstiegskampf werden. Allerdings sollten sich die Fans darauf einstellen, dass Lehmann trotz Vertrag bis 2014 bei einem Abstieg gehen würde ...

Charles Takyi: Nicht nur die Haare sollen länger werden, auch die Einsatzzeiten. Takyi hat sich laut eigener Aussage einiges vorgenommen und noch vor der offiziellen Vorbereitung ein eigenes Fitnessprogramm absolviert. Positive Ergebnisse sind bereits erkennbar.

Deniz Naki: Gilt wie Takyi als einer der Hoffnungsträger. Nach zahlreichen Verspätungen will er sich bessern. Die neue Ernsthaftigkeit muss Naki nun aber noch unter Beweis stellen.

Fabian Boll: Der Kommissar lebt weiter seinen Traum von der Bundesliga und dürfte auch in der Rückrunde konstant Gelegenheit bekommen, über Fortbestand oder Ende in der höchsten Liga mitzuentscheiden.

Max Kruse: Sprudelte in Düsseldorf nur so vor Spielfreude und könnte sich in den kommenden Wochen schnell einen Stammplatz erspielen. Man wünscht ihm nach zuletzt ordentlichen Versuchen endlich seinen ersten Treffer in der Bundesliga.

Florian Bruns: Zum Ende der Hinrunde war Bruns nur als Kurzarbeiter gefragt. Nun überlegt Stanislawski, ihm möglicherweise eine völlig neue Rolle zu geben: Beim Wintercup zog er mit durchwachsenem Erfolg in zentraler Position vor der Abwehr die Fäden.

Gerald Asamoah: "Asa" würde sich nicht wehren, wenn Stanislawski ihn zukünftig häufiger im gegnerischen 16-Meterraum aufstellen würde. Seine Führungsqualitäten muss er noch verstärkter einbringen, die Kollegen aber die von ihm zahlreich herausgeholten Freistöße besser nutzen. Wichtig: Die Leistung des Routiniers ist eng mit seinem Fitnesszustand verknüpft.

Fin Bartels: Brachte einige frische Ideen aus der Winterpause mit. In Düsseldorf war Bartels mehrfach Absender des finalen Passes. Allein die fehlende Effektivität seiner Kollegen verhinderte Zählbares. Auch er muss vor dem Tor aber noch zwingend werden.

Rouwen Hennings: Vielleicht sollte Stanislawski darüber nachdenken, Hennings neben Ebbers als zweiten Stürmer einzusetzen. Bei dem 23-Jährigen würde er sicher offene Türen einrennen. Zug zum Tor hat Hennings jedenfalls schon nachgewiesen.

Dennis Daube: Nach einem Mittelfußanbruch im Spätherbst ist Daube noch nicht wieder in Topform. Er dürfte aber in der Rückrunde noch einige Einsatzminuten bekommen.

Timo Schultz: In seiner Funktion als Kassenwart hoffentlich weniger gefordert, als in der Hinrunde (Naki, Takyi, Zambrano, Thorandt). Sollte es im Spiel der Braun-Weißen in der Schlussphase um das Verteidigen einer knappen Führung gehen, weiß der Trainer, wen er einwechseln muss.

Der Sturm

Marius Ebbers: "Tore schießen ist wie Fahrrad fahren", sagt Holger Stanislawski, "das verlernt man nie". Dann sollte Ebbers schnell seine Stützräder abnehmen. Er weiß selbst, dass seine zwei Treffer aus der Hinrunde deutlich zu wenig sind. Weil kein weiterer Stürmer verpflichtet wurde, ist Ebbers jedoch alternativlos.

Richard Sukuta-Pasu: Die große Unbekannte! An ihm scheiden sich die Experten-Geister. Nach seinem Traumstart mit zwei Vorlagen und einem Treffer zum Saisonauftakt in Freiburg (3:1) mit Formkrise und Verletzungsproblemen. Greift er jetzt wieder so richtig an?