Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter dem FC St. Pauli. Das Abendblatt erinnert sich an die spannendsten Momente rund um den Kiez.
Hamburg. Das Jahr 2010 wird mit Sicherheit als eines der positivsten überhaupt in die Geschichtsbücher des FC St. Pauli eingehen. Zwei Ereignisse prägten die vergangenen zwölf Monate: Die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Vereinsjubiläum und die Rückkehr in die Bundesliga nach acht Jahren Abstinenz.
16. Januar: Erfolgreicher Rückrundenstart
Nach dem verpatzten Jahresabschluss am letzten Spieltag der Hinrunde gegen den SC Paderborn (0:2) startete der FC St.Pauli erfolgreich in die Rückrunde - gegen Rot Weiss Ahlen gewannen die Kiezkicker mit 2:0. Matchwinner war Richard Sukuta-Pasu, der nach seiner Einwechslung gerade einmal 19 Sekunden für seinen Treffer zum 2:0 benötigte.
29. Januar: Spielerischer Höhepunkt
Der FC St. Pauli zeigte gegen den Aufstiegs-Konkurrenten MSV Duisburg in den ersten 45 Minuten die wohl beste Hälfte der Saison. Der 2:0-Niederlage war für die "Zebras" sogar noch sehr schmeichelhaft und ein deutliches Ausrufezeichen der Hanseaten, wohin die Reise hingehen soll.
12. Februar: Erster Rückschlag
Nach vier Siegen in Folge gab es gegen den FSV Frankfurt den ersten Punktverlust in der Rückrunde. Die Kiezkicker kamen gegen den Abstiegskandidaten nicht über ein 0:0 hinaus - die erste "Enttäuschung" des Jahres.
22. Februar: Niederlage im Spitzenspiel
Im Spitzenspiel der 2.Bundesliga sollte es zu einem Kräftemessen gegen den 1. FC Kaiserslautern kommen. Das Stanislawski-Team reiste als Zweiter zum Tabellenführer vom Betzenberg. Doch statt die "Roten Teufel" vom Thron zu stoßen, gab es eine deutliche 0:3 Niederlage und der FC St.Pauli musste sich wie auch im Hinspiel geschlagen geben.
7. März: Die Reset-Taste
Die Kiezkicker in der Krise: Nach den Pleiten gegen Kaiserslautern (0:3) und Bielefeld (0:1) mussten die Hamburger auch beim 1860 München eine Schlappe einstecken (1:2). Dabei spielten die Norddeutschen 80 Minuten in Überzahl. Nach vier Spielen ohne Sieg und einem Torverhältnis von 1:6 kündigte Stanislawski Konsequenzen an. Der Coach drückte die "Reset-Taste" und jeder musste sich aufs Neue beweisen. Wie sich eine Woche später herausstellte fruchtete die Maßnahme. Die Kiezkicker konnten zwar in einer unterhaltsamen Partie gegen Rot-Weiß Oberhausen nicht überzeugen, doch die Punkte blieben am Millerntor. St.Pauli gewann 5:3.
28. März: Das brisante Nordderby
Vor dem brisanten Derby gegen Hansa Rostock gab es reichlich Diskussionsstoff. Da es in den letzten Jahren immer wieder zu Ausschreitungen gekommen war, war es dem Gast von der Ostsee nur erlaubt mit 500 Fans anzureisen. Die Hansa-Fans ließen sich allerdings auf den Kompromiss nicht ein. Die Gästetribüne blieb, bis auf im Vorfeld aufgehängte Plakate, leer. St.Pauli fand schwieirig in die Partie, ist vor dem Tor aber eiskalt. Nach Marius Ebbers Führungstreffer, erhöhte Deniz Naki auf 2:0. Sein extravaganter Jubel hatte dieses Mal keine Konsequenzen. Obwohl es rund um das Millerntor-Stadion friedlich und ruhig blieb, hatte das Spiel einen bösen Beigeschmack: Hansa-Kapitän Martin Retov foulte zunächst Naki und streckte dann Fabian Boll mit einem Kopfstoß nieder. Der DFB sperrte Retov für sieben Partien, auch Boll muss einmal pausieren.
12. April: Die Vorentscheidung
Am 30. Spieltag der Rückrunde in Liga zwei trafen sich der Zweitplatzierte FC St. Pauli und der FC Augsburg, der nur einen Punkt hinter den Hamburgern lag. Nach einer nervösen ersten Halbzeit erlöste Matthias Lehmann die Fans und Verantwortlichen mit einem strammen Schuss aus 16 Metern in die linke untere Ecke. Marius Ebbers legte mit einem Doppelpack nach und ließ die Kiezkicker endgültig vom Aufstieg träumen. Die Stimmung war bereits erstligareif.
2. Mai: Aufstieg besiegelt
Der vorletzte Spieltag der Saison, die Ausgangslage war klar: Drei Punkte hatten die Kiezkicker Vorsprung auf den Verfolger aus Augsburg, das Torverhältnis war um 14 Treffer besser. Die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski siegte mit 4:1 in Fürth - damit war der Aufstieg in die Bundesliga praktisch geschafft.
9. Mai: Letztes Saisonspiel
Der FC St. Pauli verlor das letzte Saisonspiel zwar mit 1:2 gegen Paderborn, doch das tat den Feierlichkeiten keinen Abbruch. Mit einer irren Party bejubelten die Aufstiegshelden die Rückkehr in die Fußball-Beletage. Noch bevor die Kiezkicker ihren Coach Stanislawski, der ein Solo-Tänzchen vor der Südtribüne vollführte, mit Bier durchnässten, versprachen sie auf einem Transparent den Fans: „Wir rocken die Bundesliga.“ Und was dann folgte, war eine Partie, die der Regel „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ eine ganz neue Bedeutung verlieh: Die Hälfte der Kiezkicker hatte Erstliga-Trikots von Bayern München und Co. an, die andere St.-Pauli-Jerseys. Klarer Sieger des kurzen Einlagespiels war natürlich die Heim-Elf, klarer Verlierer der ungeliebte Nachbar Hamburger SV. Denn Timo Schultz war in ein Trikot von HSV-Kapitän David Jarolim geschlüpft, nur um wenig später seinen Platzverweis zu provozieren.
15. Mai: St. Pauli feiert 100-jähriges Jubiläum
Mit zahlreichen Veranstaltungen beging der Kiezklub seinen runden Geburtstag. Alle Abteilungen des Sportvereins bieten den über 7.800 Mitgliedern und noch viel mehr Anhängern ein umfangreiches und abwechslungsreiches Festprogramm.
18. Mai: Jubiläumsspiel gegen Celtic Glasgow
Die Hamburger verloren ein Freundschaftsspiel anlässlich ihres 100-jährigen Vereinsjubiläums gegen den schottischen Vize-Meister Celtic Glasgow mit 0:2 vor rund 19.000 Zuschauern im fast ausverkauften Millerntorstadion.
19. Mai: Littmann erklärt Rücktritt
Corny Littmann trat als Präsident des FC St. Pauli zurück. Zehn Tage nach dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga verkündete der 57 Jahre alte Hamburger Theaterchef seinen Rückzug.
14. August: Pokalblamage
Keine guten Vorzeichen für die anstehende Bundesliga-Saison: Im Pokal verliert St. Pauli in Runde eins beim Regionalligaklub aus Chemnitz mit 0:1.
21. August: Abenteuer Bundesliga beginnt
St. Pauli siegte zum Auftakt beim SC Freiburg mit 3:1. Schon in der ersten Halbzeit machten die Aufsteiger aus Hamburg einen besseren Eindruck als die Gastgeber. Freiburg verstand sich zwar zu steigern und legte die Führung vor, doch der Aufsteiger packte noch eine Schippe obendrauf und kippte die Partie im Endspurt.
28. August: Einweihung der neuen Haupttribüne
Beim ersten Heimspiel gegen Hoffenheim (0:1) wurde die neue Haupttribüne eingeweiht. Gleichzeitig entstand als Eckbebauung, zwischen Süd- und neuer Haupttribüne, die weltweit erste Kindertagesstätte in einem Fußballstadion für ca. 100 Kinder. Baumeister Walter Hellmich, der sich die Premiere nicht entgehen ließ, wies darauf hin, welche Leistung der Verein und die vielen Bauarbeiter in den letzten neun Monaten vollbracht haben. "Wir bauen immer schnell, aber das hier hat was von einem Weltrekord."
19. September: Das Stadtderby
Endlich wieder ein Stadtderby gegen den HSV in der Bundesliga - doch mitreißend war die Partie wirklich nicht. Die Braun-Weißen gingen durch Fabian Boll in Führung, dem HSV gelang der späte Ausgleich. Das Spiel lebte von seiner Spannung. Trotz Deeskalationsstrategie kam es im Umfeld zu Ausschreitungen, in erster Linie von Anhängern des HSV.
28. November: Der Abstiegskampf beginnt
Nach einer guten ersten Saisonhälfte ließen die Kiezkicker deutlich nach und kamen beim 0:3 in Bremen richtig unter die Räder. Die Begegnung war das sechste sieglose Spiel in Folge - der Abstiegskampf, von vielen Experten ohenhin prognostiziert, hatte den Klub eingeholt.
18. Dezember: Erfolgloser Hinrunden-Abschluss
Das letzte Bundesliga-Spiel des Jahres geht gegen Mainz mit 2:4 verloren. Die Kiezkicker sind weit von ihrer Form im Sommer entfernt. Trainer Stanislawski nimmt die aktuelle Entwicklung zum Anlass, früher als jeder andere Bundesligaklub das Training direkt nach Weihnachten wieder aufzunehmen.