Der FC St. Pauli begegnet der Bundesliga mit Spaß, Vorfreude und Selbstvertrauen - Stanislawski würde sogar auf Ebbers-Tore wetten.
Hamburg. Der gemütliche Pressekonferenzraum in der Südtribüne am Millerntor reichte kaum aus, um dem deutlich gestiegenen Medienaufkommen nachzukommen, einige der mehr als 30 Journalisten mussten stehen. Bereits zwei Tage vor dem Bundesligaauftakt beim SC Freiburg (Sa., 15.30 Uhr, Badenova-Stadion/Sky live) meldete der FC St. Pauli erstmals "ausverkauft". "Mein Gott, was hier los ist", sagte Holger Stanislawski beim Blick in die große Runde. Der Aufstieg ist in vielen Bereichen mit Expansion verbunden. Alles wächst: öffentliches Interesse, Etat, die Mannschaft und das Stadion, gleichzeitig aber auch die Erwartungen.
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Welche Konsequenz die für Stanislawski und Co. nach Regionalliga und Zweiter Liga noch unbekannte, dritte Dimension mit sich bringt, machte Stanislawski deutlich. Noch bevor er zu seinem Statement ansetzte, klatschte er mit ausgestreckten Fingern mehrfach in die Hände. Von erhöhtem Druck, übersteigerter Ehrfurcht oder hemmender Nervosität keine Spur. St. Pauli freut sich auf die neue Liga. "Endlich geht es los, jetzt dürfen wir Bundesliga spielen", so der Trainer. Dürfen. Allein die Wortwahl macht deutlich, wie die Hamburger die Saison verstehen. "Wir sind in jedem Spiel der Außenseiter", glaubt Stanislawski, "aber wir wollen die Chance, die uns keiner gibt, nutzen. Wir werden mit Spaß und Selbstvertrauen an die Sache herangehen."
Eine Ankündigung, die nicht nötig gewesen wäre. Gemeinsam mit Angreifer Marius Ebbers funktionierte Stanislawski das Podium zur Showbühne um. Der Trainer und sein Torjäger boten fünf Tage nach dem Pokal-Aus Slapstick, witzelten und flachsten, dass mancher laut loslachte. Die Frage, ob er sich entschieden habe, welcher Torwart morgen zwischen den Pfosten stehe, bejahte Stanislawski. Die Nachfrage, ob es sich um Mathias Hain oder Benedikt Pliquett handele, beantwortete er mit Mittelfeldspieler Fabian Boll.
"Die Bundesliga macht einfach irre viel Spaß", unterstrich Ebbers diesen Eindruck, "das ist einfach eine ganz andere Welt." In dieser will sich der 32-Jährige nun beweisen, wenngleich nach zwei gescheiterten Versuchen in Köln und Aachen Zweifel erlaubt sind. So bietet mybet.com eine Wette an, dass HSV -Angreifer Ruud van Nistelrooy mindestens sechs Tore mehr schießt als Ebbers. Gerade einmal 14,50 Euro bekommt man bei einem Einsatz von zehn Euro. Immerhin 25 erhält, wer erfolgreich auf St. Paulis Blondschopf setzt. Der geriet bei der Frage nach dem richtigen Anlagetipp ins Grübeln, ehe Stanislawski lächelnd, aber bestimmt wieder die Linie vorgab: "Alles auf Ebbers!" Selbstbewusstsein und Lockerheit sind Programm, damit man am Ende nicht zur Lachnummer wird.