Hamburger Modelabel macht St. Pauli schick für die Bundesliga, doch der Stanislawski-Elf fehlt es an Passgenauigkeit und richtigem Schnittmuster.
Hamburg. Sonnabend ist Feiertag - und der FC St. Pauli macht sich schick. Pünktlich zur Rückkehr in die deutsche Eliteklasse hat das im Stadtteil beheimatete Modelabel Herr von Eden in Kooperation mit St. Paulis Partner Upsolut Merchandising einen Anzug kreiert. Schmal geschnitten, mit brauner Schurwolle und vereinstypischen Applikationen im Innenfutter und auf den Knöpfen. 60 Exponate umfasst die limitierte Auflage. Erstklassigkeit und Passgenauigkeit, die ab sofort im Fanshop erlebt und für 579 Euro erworben werden können, auf anderem Gebiet nun aber auch von der Mannschaft erwartet werden. Das Problem: Stanislawskis erster Anzug sitzt noch nicht.
Dass die eine oder andere Nahtstelle noch zwickt und pikt, liegt vor allem daran, dass der Trainer in den vergangenen zwei Wochen einige Verletzte zu beklagen hatte. So fällt Königstransfer Gerald Asamoah aufgrund seines Sehnenteilabrisses für den Bundesligaauftakt gegen den SC Freiburg (Sa, 15.30 Uhr/Sky und im Live-Ticker auf abendblatt.de) definitiv aus, Charles Takyi, Moritz Volz und Markus Thorandt sind gerade erst wieder voll ins Training eingestiegen. Zudem schaffte es die von Stanislawski beim Pokalspiel in Chemnitz aufs Feld geschickte Elf nicht, den Regionalligisten zu bezwingen. Es fehlte an Passgenauigkeit und Durchschlagskraft. Die Mannschaft fand nicht das richtige Konzept und die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen, das Schnittmuster, um im Bild zu bleiben, stimmte nicht.
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Diese Woche nun nahm der Trainer seine Mannschaft genau unter die Lupe, um den Anzug anzupassen und die letzten Falten zu glätten. Einen Matchplan hat Stanislawski für den ersten Auftritt in der Bundesliga seit acht Jahren mit Sicherheit schon im Kopf, welche seiner Spieler diesen umsetzen dürfen, ist jedoch kaum absehbar. Alternativen gibt es auf jeder Position genug, einzig im Sturm ist Torjäger Marius Ebbers weitgehend konkurrenzlos. Dahinter streiten sich gleich sieben Offensivspieler um drei Plätze.
Kompliziert könnte auch die Entscheidung in der Schaltzentrale vor der Abwehr werden. Neben dem gesetzten Matthias Lehmann machte Boll seine Sache in den Testspielen gut. Nach der Leistung der beiden Sechser in Chemnitz sind Zweifel an dieser Konstellation jedoch berechtigt. Trotzdem ist Boll zuversichtlich. "Ich gehe davon aus, dass ich dabei bin", sagt der 31-Jährige. "Ich habe keine anderen Signale bekommen." Für Boll spricht, dass er sich mit Positionspartner Lehmann gut versteht. Die beiden sitzen in der Kabine nebeneinander und Stanislawski betonte oft, wie wichtig es ihm ist, dass Spieler zusammenpassen.
Nach Meinung des Trainers müssten nicht die besten Elf, sondern die beste Elf auflaufen. Als offensive Variante könnte Stanislawski auf der wichtigen Position vor der Abwehr auch auf Florian Bruns setzen. Von dem Allrounder, der am Sonnabend im Breisgau an seine alte Wirkungsstätte zurückkehren wird, ist bekannt, dass er die Position gerne spielen würde. "Man hat dort mehr Ballkontakte und mehr Einfluss auf das Spiel", sagt Bruns, der in der Vorbereitung jedoch mehrheitlich in der Offensive eingesetzt wurde. Spielt er neben Lehmann, müsste dieser sich offensiv zurückhalten. "Der Drang nach vorne ist bei mir schon stark ausgeprägt. Deshalb bräuchte ich einen Partner, der mich defensiv absichert", sagt Bruns. Eine weitere Alternative wäre Moritz Volz, der zuletzt zwar wegen Hüftbeschwerden zwei Wochen ausfiel, sich einen Einsatz aber durchaus zutraut. Allerdings eher auf der rechten Abwehrseite. "Da habe ich die meisten Spiele in meiner Karriere gemacht, da fühle ich mich am wohlsten", sagt er.
Rechtsaußen müsste der 27-Jährige an Dauerbrenner Carsten Rothenbach vorbei. Kein leichtes Unterfangen. Innen scheint sich Stanislawski auf Kapitän Fabio Morena und den Peruaner Carlos Zambrano eingeschossen zu haben. Gute Chancen hat auch Markus Thorandt, dem Stanislawski eine starke Vorbereitung bescheinigte, den zuletzt aber eine Grippe außer Gefecht setzte. Auf der linken Abwehrseite muss Bastian Oczipka zeigen, dass er auch in der Bundesliga bestehen kann. Zwei Tage hat Schneider Stanislawski noch Zeit, Nadel und Faden zu zücken und den Bundesliga-Anzug passend zu machen.