Das Abendblatt analysiert drei Wochen vor dem Saisonstart den Kader des FC St. Pauli. Wer ist gesetzt, wer muss noch kämpfen?

Hamburg. Am 21. August startet der FC St. Pauli in das Abenteuer Bundesliga. Mit dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg beginnt für die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski die Mission Klassenerhalt. Nach den beiden Trainingslagern in Schneverdingen und Teistungen sind die ersten Plätze in der Startelf schon vergeben. Doch vor allem in der Abwehr und dem offensiven Mittelfeld gibt es ein echtes Rennen um die Positionen. Gleich fünf Innenverteidiger kämpfen um zwei Plätze.

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Die Torhüter:

Mathias Hain: Der 37-Jährige hat in der Vorbereitung hart gearbeitet und wirkt topfit. Aufstiegstorhüter Hain hat auch in der kommenden Spielzeit wohl die Nase vorn und spielt zum Ende seiner Karriere noch einmal im Fußball-Oberhaus. Startelf-Chancen: 70%

Thomas Kessler: Kam aus Köln ans Millerntor, um endlich einen Stammplatz in der Bundesliga zu bekommen. Doch danach sieht es nun nicht aus. Kessler ist kein spielender Torwart, seine fußballerischen Fähigkeiten sind begrenzt. Startelf-Chancen: 29%

Benedikt Pliquett: Aus dem Dreikampf um die Torhüter-Position ist inzwischen wohl ein Zweikampf geworden. Benedikt Pliquett wird sich mit der Rolle des Ersatztorhüters abfinden müssen. Es reicht nicht. Startelf-Chancen: 1%

Rechter Verteidiger:

Carsten Rothenbach: Er ist "Mister Zuverlässig" - und das auch in der 1. Bundesliga! Rothenbach hat in der Vorbereitung hart gearbeitet und war mit Krafttrainer Dr. Pedro Gonzalez in der Sommerpause auf Mallorca im Fitnesscamp. Das merkt man ihm an, denn er wirkt bereit für die neue Herausforderung. Startelf-Chancen: 70%

Florian Lechner: Er ist der Gewinner der Vorbereitung! Zum ersten Mal nach seiner 19-monatigen Verletzung 2007 wirkt "Lelle" uneingeschränkt fit. Zwar sind seine techischen Fähigkeiten limitiert, dennoch ist Lechner vor allem gegen die großen Stars der Bundesliga eine echte Alternative. Denn der 29-Jährige hat ein echtes Kämpferherz. Coach Stanislawski sagt über ihn: "Lelle ist für jeden Gegner eklig." Startelf-Chancen: 20%

Moritz Volz: Dem gebürtigen Siegener merkt man seine lange Pause noch an. Durch diverse Verletzungen kam er in den vergangenen zwei Jahren in der englischen Premiere League nur selten zum Einsatz und hat noch Nachholbedarf. Er könnte jedoch auch im defensiven Mittelfeld spielen. Startelf-Chancen: 10%

Die Innenverteidigung:

Fabio Morena: Die große Frage wird sein, ob Morena sein definitiv vorhandenes Schnelligkeitsdefizit durch gutes Stellungsspiel wettmachen kann. Dies gelang in der vergangenen Saison hervorragend, doch die 1. Bundesliga ist nun ein anderes Kaliber, an dem der 1,80 Meter große Deutsch-Italiener wachsen muss. Startelf-Chancen: 38%

Carlos Zambrano: Der von Schalke ausgeliehene 21-Jährige hat im Kampf um die zwei Plätze in St. Paulis Abwehrmitte einen großen Vorteil: Die Spieleröffnung beherrscht keiner der Konkurrenten so, wie Zambrano. Er dürfte deshalb in Stanislawskis Startelf gesetzt sein. Startelf-Chancen: 80%

Markus Thorandt: Für Thorandt als zweiten Mann neben Zambrano spricht vor allem seine Gefährlichkeit bei Standards. Der Ex-Löwe hat einen guten Offensivkopfball, den er beispielsweise bei Ecken immer wieder einsetzt. Startelf-Chancen: 38%

Ralph Gunesch: "Felgen-Ralle" kennt die 1. Bundesliga bereits, spielte für Mainz 05 in der Saison 2006/2007 erstklassig. Nun muss Gunesch beweisen, dass er im Oberhaus mithalten kann. Startelf-Chancen: 38%

Marcel Eger: Hat kaum Chancen auf einen Einsatz in der Startelf. Eger ist auch ein Kandidat für ein Ausleihgeschäft, doch will wohl bleiben. Startelf-Chancen: 6%


Linker Verteidiger:

Bastian Oczipka: Der in Leverkusen ausgebildete 21-Jährige hat über den Umweg Rostock jetzt sein Ziel erreicht und lebt seinen Bundesliga-Traum beim FC St. Pauli. Nun muss er noch einen Schritt machen, auch um wieder Juniorennationalspieler zu werden. Denn Oczipka durchlief fast alle Auswahlteams des DFB, gehörte in der vergangenen Spielzeit jedoch nicht mehr zum Aufgebot der U21. Startelf-Chancen: 60%

Florian Lechner: Auch auf der linken Seite ist Lechner eine Alternative. Die Position ist ihm inzwischen egal, "Lelle" spielt, wo der Trainer ihn aufstellt. "Du musst dich über die andere Schulte drehen, der Rest ist gleich", sagt er. In der vergangenen Saison kam der 29-Jährige häufiger auf der linken Seite zum Einsatz. Startelf-Chancen: 37%

Davidson Drobo-Ampem: Er hat die Anlagen, um eine echte Alternative zu werden, doch der 22-Jährige muss frecher werden. Drobo-Ampem ist derzeit zu lieb für die Bundesliga. Das hat ihm Holger Stanislawski im Trainingslager auch verdeutlicht. Startelf-Chancen: 2%

Jan-Philipp Kalla: Wie auch Marcel Eger ist Kalla ein Kandidat für ein kurzfristiges Ausleihgeschäft. Beim FC St. Pauli spielt er derzeit keine Rolle. Beim Testspiel der U23 am Mittwoch war Kalla als einziger aus dem Profikader dabei. Das spricht eine deutliche Sprache. Für ihn gilt, was auch auf Davidson Drobo-Ampem zutrifft: Sie müssen in der kommenden Spielzeit den nächsten Schritt machen, sonst dürfte der Weg beim FC St. Pauli zu Ende sein. Startelf-Chancen: 1%

Das defensive Mittelfeld:

Matthias Lehmann: Verteidigte seinen Titel als bester defensiver Mittelfeldspieler der abgelaufenen Saison (laut "kicker") auch in der Rückrunde. Lehmann ist absolut gesetzt, ihn könnte nur eine schwere Verletzung stoppen. Mit dem 27-Jährigen führt der Verein bereits Vertragsverhandlungen über eine Verlängerung. Denn: Sein Kontrakt läuft im Sommer 2011 aus. Startelf-Chancen: 100%

Fabian Boll: Sollte sich Trainer Stanislawski für eine defensivere Grundausrichtung entscheiden, hat Kommissar Boll die besten Karten. Er spielte schon in der Regionalliga für den Klub und machte mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga auch einen großen Leistungssprung. Die Frage lautet: Schafft er das auch diesmal? Startelf-Chancen: 50%

Florian Bruns: Er wäre die Alternative bei einer offensiveren Ausrichtung. Mit seinem hervorragenden Auge und tollen Pässen in die Tiefe kann er das Spiel auch aus dem defensiven Mittelfeld eröffnen. Eigentlich ist Bruns aber eine Station weiter vorne zu Hause. Startelf-Chancen: 25%

Timo Schultz: Ist der verlängerte Arm des Trainers, doch seinen unschätzbaren Wert hat er vor allem außerhalb des Platzes. Als Kassenwart und Mannschaftsrat bringt er sich hervorragend ein. Schultz steht für das Rustikale, ist unangenehm als Gegenspieler, aber hat läuferisch und technisch einige Defizite. Startelf-Chancen: 10%

Moritz Volz: Der Neuzugang wurde auf dieser Position nur selten getestet. Volz könnte zwar auch als "6er" spielen, wird dies aber wohl nur im Notfall. Startelf-Chancen: 5%

Dennis Daube: Der 21-Jährige weist gute Fitnesswerte aus, hat in der Vorbereitung hart gearbeitet. Stanislawski erwartet in diesem Jahr einen Leistungssprung. Daube soll wie der Verein mit der neuen Liga wachsen und ist deshalb zunächst nur eine Alternative. Seine Stärken hat er vor allem im Offensivspiel. Startelf-Chancen: 10%

Das offensive Mittelfeld:

Gerald Asamoah: Der Königstransfer des FC St. Pauli (kam von Schalke 04) ist der Pechvogel der Vorbereitung. Asamoah wirkte topfit, zauberte im Testspiel gegen Bayer Leverkusen (1:1) schon einmal am Millerntor und wurde binnen weniger Wochen zum Publikumsliebling. Nun stoppt ihn jedoch ein Sehnenteilabriss im Oberschenkel. Daher kommt der Bundesliga-Start für ihn zu früh. Wenn Asamoah jedoch fit ist, wird er in der Stammelf spielen. Startelf-Chancen: 0%

Deniz Naki: Eine sensationelle Vorbereitung! Deniz Naki scheint in diesen Wochen eine Rakete gezündet zu haben. Im Trainingslager erzielte der 21-Jährige gefühlt mehr Tore als alle anderen zusammen. Stark im Zweikampfspiel, mit gutem Abschluss und quirliger denn je. Der Hochbegabte muss nun nur noch an Konstanz gewinnen. Startelf-Chancen: 90%

Charles Takyi: Auch er ist auf der Suche nach Konstanz. Nach einer Berg- und Talfahrt in der vergangenen Saison will er nun die Mannschaft als Spielmacher zum Klassenerhalt führen. Passend dazu hat "Sir Charles" seine Rückennummer 13 gegen die 10 eingetauscht. Startelf-Chancen: 70%

Florian Bruns: Im rechten Mittelfeld ist Florian Bruns eigentlich beheimatet und dürfte, zumindest so lange Gerald Asamoah verletzt ist, dort einen Platz sicher haben. Bruns spielt bei Standardsituationen eine wichtige Rolle, könnte im Laufe der Saison aber zwischen defensivem- und offensivem Mittelfeld pendeln. Startelf-Chancen: 70%

Max Kruse: Durch eine Ernährungsumstellung hat Kruse an Gewicht verloren und wirkt fitter denn je. Trotz einer Operation (ließ sich einen Nagel aus dem Knie entfernen) hat er keinen Fitnessrückstand. Für ihn spricht auch seine Abschlussstärke. Startelf-Chancen: 30%

Fin Bartels: Nach kurzer Eingewöhnungsphase fügte er sich gut ins Passgefüge des FC St. Pauli ein. Bartels ist schnell, technisch versiert und unberechnebar - leider manchmal auch noch für seine Mitspieler. Startelf-Chancen: 30%

Rouwen Hennings: Auch wenn er andere Ambitionen hat, scheint Hennings als Topjoker gebucht. Körperlich hat er gegenüber seinen Konkurrenten Vorteile. Eine Alternative ist Hennings zudem im Sturmzentrum. Startelf-Chancen: 10%

Der Sturm:

Marius Ebbers: Das Sturmzentrum des FC St. Pauli ist sein Hoheitsgebiet. Ebbers ist gesetzt und alternativlos. Mit dem 1. FC Köln, dem MSV Duisburg und Alemannia Aachen spielte er bereits relativ glücklos im Fußball-Oberhaus, nun soll auch dort sein Durchbruch erfolgen. 20 Tore in der vergangenen Saison ebneten den Weg in die 1. Bundesliga. Der Blondschopf muss gesund bleiben, sonst hat Stanislawski ein Problem. Ernsthafte Konkurrenten muss Ebbers nämlich nicht fürchten. Startelf-Chancen: 100%

Richard Sukuta-Pasu: Der von Leverkusen ausgeliehene Sukuta-Pasu soll der Ebbers-Backup sein, aber sogar Hennings, Bartels und Kruse dürften ihm derzeit vorgezogen werden. Es mangelt an Spielverständnis, "Richie" präsentiert sich zu eigensinnig und verrennt sich in zu vielen Dribblings. Die Lockerheit, die er Abseits des Platzes hat, würde ihm auch auf dem Feld gut tun. Startelf-Chancen: 0%