Der Stürmer wird vom niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim beobachtet. Berater Struth bestätigt Wechselgedanken.

Hamburg. Rein körperlich sei es nicht möglich, gleichzeitig in Hongkong und Deutschland zu sein. Ted van Leeuwen scherzt am Telefon, angesprochen darauf, ob er am vergangenen Sonntag die Zweitligapartie zwischen Erzgebirge Aue und dem FC St. Pauli im Stadion verfolgt habe. Niederländische Medien hatten berichtet, der Manager des Erstligisten Vitesse Arnheim sei in Aue gewesen, um St. Paulis Deniz Naki unter die Lupe zu nehmen.

Das Dementi erwies sich also als stichhaltiges Alibi, befindet sich van Leeuwen doch seit dem Wochenende auf Scoutingtour in Asien. Dementiert hatte die sportliche Führungskraft des Tabellensiebten der Ehrendivision jedoch nur seine körperliche Anwesenheit im Erzgebirgsstadion. Nicht das Interesse an St. Paulis Stürmer. "Wir haben Deniz vor einiger Zeit schon häufiger beobachtet", bestätigte van Leeuwen dem Abendblatt, "aber wir haben jetzt mehr Potenzial, unser Anspruch ist höher", erklärt er. Im Sommer 2010 hatte der georgische Investor Merab Jordania den Klub übernommen, Vitesse will nun Spitzenklubs wie Ajax Amsterdam, AZ Alkmaar und die PSV Eindhoven angreifen und um den Titel mitspielen. Dazu soll im Sommer vor allem neues Offensivpotenzial an den Niederrhein gelockt werden. "Deniz Naki ist für uns nicht oberste Priorität, aber einer von ganz vielen interessanten Spielern auf unserer Liste", sagt van Leeuwen.

Für Naki könnte ein Wechsel nach Arnheim durchaus interessant sein. Der im nordrhein-westfälischen Düren aufgewachsene Familienmensch wäre nur noch knapp zwei Autostunden von seinem Zuhause entfernt. Auch sportlich ist der Verein, der noch Chancen auf einen Europa-League-Platz besitzt, reizvoll. Der 22-Jährige hüllt sich derzeit in Schweigen. Dafür spricht sein Berater Volker Struth: "Es gibt vom Verein wohl ein Angebot, aber die sportliche Situation bei St. Pauli spricht nicht dafür, dass er bleibt", konstatiert Struth. Publikumsliebling Naki, dessen Vertrag in Hamburg im Sommer ausläuft, hatte bereits im Wintertrainingslager in Oliva erste Gespräche mit Sportchef Helmut Schulte über eine Fortsetzung seines Engagements bestätigt. Eine frühzeitige Verlängerung lehnte er ab. In den kommenden Wochen soll es laut Struth ein weiteres Treffen mit Schulte geben. Die Chancen, Naki über den Sommer hinaus auf St. Pauli zu halten, sind jedoch gering. Unter Trainer André Schubert pendelte der Deutschtürke stets zwischen Startelf und Ersatzbank. Der Coach hatte ihm im Winter mangelndes Defensivverhalten vorgeworfen. An seiner Art, Fußball zu spielen, habe der selbst ernannte Straßenfußballer aber nichts geändert, sagte er kürzlich. Naki und St. Pauli - die anfangs Erfolg versprechende Symbiose steht vor dem Ende.

Ted van Leeuwen wird den Offensivallrounder sicherlich erneut beobachten. In Aue hätte Arnheims Manager ohnehin nur 16 Minuten und das Auslassen einer hochkarätigen Chance verfolgen können. Vielleicht war es an jenem Nachmittag also gut für Deniz Naki, dass der potenzielle Interessent im 9000 Kilometer entfernten Hongkong weilte.