Nach der Niederlage gegen die Fortuna beträgt der Vorspung der Kiezkicker auf Platz vier nur noch sechs Punkte. Und jetzt kommt auch noch Augsburg.

Düsseldorf/Hamburg. Geht es um Kreativität, lässt der FC St. Pauli selten besondere Ideen unverwirklicht. Geht es dabei um den Stadtrivalen Hamburger SV, erst recht nicht. Im Vorjahr rollte eine überdimensionale Papierkugel durch das Millerntorstadion (in Anlehnung an das Uefacup-Aus des HSV gegen Werder Bremen, als Michael Gravgaard durch eine auf dem Boden liegende Papierkugel eine Ecke verursachte, die zum entscheidenden Gegentor führte). Beim Auswärtsspiel gegen Fortuna Düsseldorf am Montagabend ließen sich die Verantwortlichen nun eine neue Aktion einfallen. Nach dem Flaschenwurf von HSV-Stürmer Paolo Guerrero klebte eine Aufschrift mit den Worten "nicht werfen" auf einer Getränkekiste der Kiezkicker.

Kreativität, welche die Hamburger während der 90 Minuten in der Düsseldorfer Esprit-Arena vermissen ließen. 0:1 hieß am Ende im Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga aus Sicht der Paulianer, die nun den Atem von Verfolger Fortuna im Nacken spüren. „Wir sind wieder im Geschäft, man sollte uns nicht abschreiben“, sagte Düsseldorfs Spielmacher Marco Christ nach der Partie. Zwar beträgt der Rückstand des mit 49 Punkten auf Platz vier rangierenden Aufsteigers noch fünf Zähler, doch treffen am kommenden Montag St. Pauli (55) und der FC Augsburg (54) aufeinander. „Wir müssen den heutigen Sieg mit einem Erfolg am Samstag in Cottbus vergolden, wenn wir noch vom Aufstieg träumen wollen“, forderte Siegtorschütze Sebastian Heidinger.

Die Düsseldorfer nutzten vor fast 50000 Zuschauern ihre allerletzte Chance zur Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. Mit einer imposanten Heimserie hat die Mannschaft von Trainer Norbert Meier die Grundlage für eine unerwartet erfolgreiche Saison gelegt. Die Elf ist seit fast einem Jahr zu Hause unbesiegt und seit 658 Minuten in der eigenen Arena ohne Gegentor. Dabei zählt die Fortuna nicht zu den spielstärksten Teams der Liga. „Meine Mannschaft lebt von Leidenschaft, Laufbereitschaft und taktischer Disziplin. Wir müssen in jedem Spiel bis an Limit gehen“, befand der Düsseldorfer Coach.

Gegen den Tabellenzweiten reichte den Gastgebern ein sehenswerter Angriff über die rechte Seite von Torjäger Martin Harnik, der diesmal die Vorlage zum Siegtreffer des überraschend in die Startelf gerückten Heidinger gab. „Damit hat er das Vertrauen des Trainers gerechtfertigt. Das Tor war wie eine Befreiung“, meinte Meier. Im Saisonfinale sieht er sein Team ohne Druck. „Dieser Sieg war Werbung in eigener Sache. Wir haben eine tolle Saison gespielt und wollen alles versuchen, dass es spannend bleibt“, sagte der Fortuna-Coach.

Während die Düsseldorfer Anhänger ihre Mannschaft noch lange nach dem Spiel feierten, schlichen die Kiez-Kicker bedröppelt vom Feld. Ein Erfolg in der Esprit-Arena hätte die Hamburger einen großen Schritt Richtung Bundesliga gebracht. „Wir konnten unsere optische Überlegenheit nicht nutzen. Daraus werden wir unsere Lehren ziehen“, sagte Trainer Holger Stanislawski. Torhüter Mathias Hain lobte zwar den „fantastischen Aufsteiger“, empfahl aber auch einen Blick auf die Tabelle. „Da sieht man doch, wo wir stehen“, meinte der Keeper. „Es würde mich schon in ein tiefes Tal reißen, wenn wir im nächsten Jahr nicht in der Bundesliga spielen“, sagte Hain.