Der Kiezklub verpflichtet innerhalb kürzester Zeit den dritten Junioren-Nationalspieler von Bayer Leverkusen.
Hamburg. Es wird fleißig gewerkelt beim FC St. Pauli. Nicht nur im Stadion, wo gestern der erste Kran für die Errichtung der neuen Haupttribüne aufgestellt wurde, sondern auch am Kader. "Eine Profimannschaft ist eine ständige Baustelle", erklärte Sportchef Helmut Schulte am Vormittag und schloss die Abgabe eines Spielers bis zum Ende der Transferperiode (31. Januar) nicht aus. Kurz zuvor hatten die Kiezkicker bestätigt, dass der bislang von Bayer Leverkusen an Hansa Rostock ausgeliehene Linksverteidiger Bastian Oczipka künftig "Braun-Weiß" trägt.
St. Pauli hatte ursprünglich nach der Verpflichtung von Stürmer Richard Sukuta-Pasu ausgeschlossen, dass kurzfristig weitere Profis unter Vertrag genommen werden. Der Sinneswandel sei nun durch ein finanzielles Entgegenkommen Bayers zustande gekommen, so Schulte. "Bastian Oczipka war seit langem unser Wunschkandidat für den Sommer 2010", erklärte der Sportchef. Leverkusen habe nun eine vorzeitige Ausleihe über anderthalb Jahre plus Kaufoption ermöglicht. Der 20 Jahre alte Rheinländer ist nach Deniz Naki (Kauf) und Sukuta-Pasu (Ausleihe) bereits der dritte U-19-Europameister, der innerhalb kürzester Zeit vom Werksklub ans Millerntor wechselt.
Am Nachmittag hatte Oczipka nach seiner ersten Trainingseinheit mit dem Team selbst Gelegenheit, dieses Phänomen zu erklären. "Ich habe an Naki gesehen, wie gut die Entwicklung von jungen Leuten hier läuft", sagte der in Bergisch-Gladbach geborene Blondschopf. "Ich bin froh, dass ich jetzt auch hier bin." Nach 42 Zweitliga-Einsätzen für Rostock war der Abwehrspieler, dessen Großeltern aus Oberschlesien stammen, bei Hansa am Ende der Hinrunde nur noch zweite Wahl. Auf die Gründe wollte er nicht eingehen: "Da muss man den Trainer fragen." Zuletzt wurden Oczipka mäßige Leistungen attestiert. Zudem war von Differenzen mit Coach Andreas Zachhuber die Rede.
Da Leverkusen das Leihgeschäft mit den Mecklenburgern am Ende der Saison ohnehin nicht fortsetzen wollte, bot sich der Deal mit St. Pauli an. "Ich will hier den nächsten Karriereschritt machen", sagt der Abwehrspieler, der sich im Kampf um einen Platz in der ersten Elf gleich gegen drei Konkurrenten behaupten muss: Davidson Drobo-Ampem, Florian Lechner und Jan-Philipp Kalla. Drobo-Ampem hatte zu Beginn der Saison die Nase vorn, dann verletzte er sich. Lechner sprang ein und spielte, bis er sich eine Rote Karte einhandelte. Danach durfte sich Kalla beweisen.
"Ich möchte betonen, dass wir mit den Leistungen unseres bisherigen Kaders sehr zufrieden sind und die Verpflichtung als Vorgriff auf die nächste Saison sehen", sagte Sportchef Schulte, der allerdings auch noch einmal unterstrich, dass sich keiner der drei Oczipka-Konkurrenten im Kampf um einen Stammplatz entscheidend profilieren konnte. "Ich will mich hier weiter durchsetzen", gibt sich der in Köln aufgewachsene Neuzugang derweil kämpferisch. Ihm kommt der Umzug auch wegen des Hamburger Großstadtflairs gelegen. An Rostock wird er die Nähe zum Ostseestrand vermissen. Aber Sand gibt's ja hier auch wie am Meer. Und wenn's nur auf der Baustelle am Millerntor ist.
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