Eine intensive Fanfreundschaft zwischen dem FC St. Pauli und dem schottischen HSV-Gegner Celtic Glasgow erlebt im Volkspark einen Höhepunkt.

Hamburg. Eine kürzere Sonderzugstrecke für Gästefans hat es in der Europapokal-Geschichte wohl selten gegeben. Um 17.15 Uhr setzte sich am Donnerstag die Sonder-S-Bahn mit zahlreichen Fans von Celtic Glasgow von einem Bahnhof im Szeneviertel St. Pauli in Bewegung zur Arena des Hamburger SV. Zwölf Minuten nur dauert die Fahrt, neben den schottischen Anhängern fuhren auch zahlreiche Fans des Zweitligisten FC St. Pauli mit. Für sie war der Auftritt des schottischen Vizemeisters in der Europa League beim ungeliebten Lokalkontrahenten so etwas wie ein Europacup-Auswärtsspiel.

Rund 2500 Celtic-Fans waren mit ihrem Team in die Hansestadt gereist, dazu kamen insgesamt etwa 2000 St. Pauli-Anhänger, die sich die Karten über diverse Kanäle direkt besorgt hatten. Etwa 550 von ihnen nahmen das offizielle Gästeblock-Kontigent in Anspruch und bejubelten mit ihren grün-weißen Gästen die Aktionen des «Bhoys» in der Süd-West-Ecke des Stadions.

Seit fast zwanzig Jahren pflegt die Fanszene zwischen Celtic und St. Pauli enge Verbindungen. Sogar einen offiziellen «St. Pauli Celtic Supporters Club» gibt es, auf der Website der Schotten werden Freundschaftsschals und St. Pauli-Fanartikel verkauft. «Das ist unsere am längsten gepflegte Fanfreundschaft», sagt Sven Brux, der Organisationschef der Hamburger.

Die Wurzeln der gegenseitigen Sympathie liegen in den Gemeinsamkeiten Anfang der neunziger Jahre. In beiden Städten gab es einen großen Lokalkontrahenten, der auch politisch Andersdenkende anzog. Bei den Rangers tauchten seinerzeit immer wieder Mitglieder der National Front im Publikum auf, auch der HSV hatte mal Probleme mit Anhängern rechter Gesinnung. «Das ist aber heute zum Glück nicht mehr so», sagt Brux ausdrücklich.

Toleranz gegenüber Minderheiten, Freiheitsstreben und eine linke politische Grundeinstellung entsprechen aber weiterhin dem Selbstverständnis beider Lager. «Celtic-Fans konsumieren nicht nur Fußball, sie sind auch politisch denkende Menschen. Da ist eine Seelenverwandtschaft», erklärt der St. Pauli- und Celtic-Fan Heiko Schlesselmann.

Bereits am Mittwoch begannen die gemeinsamen Feierlichkeiten vor dem Celtic-Spiel. In einer Konzerthalle auf dem Kiez traten an zwei aufeinanderfolgenden Abenden Bands auf, die vor allem irische Rebellen- und Trinklieder zum Besten gaben. St. Pauli öffnete sein Stadion zur Besichtigung.

Zahlreiche Anfragen von schottischen Fans nach Karten gingen bei St. Pauli ein, vor allem, weil die Tickets über den offiziellen Weg bei Celtic viel zu teuer waren. Deshalb kam schließlich auch die Hälfte der vom HSV zur Vefügung gestellten 5500 Karten zurück. «Angesichts der sportlichen Situation von Celtic in der Gruppe kam nur noch der harte Kern mit», sagt Brux. Mit dem ließ sich aber umso besser feiern.

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