Hamburg. Auch Tim Walter verzweifelt zunehmend an der Problematik gegen vermeintlich kleine Vereine. Der Club braucht ein anderes Reizklima.
Wer als HSV-Fan am Montag den harten Gang ins Büro vor sich hat, in dem Anhänger des FC St. Pauli warten, dem bleibt eigentlich nur eines für ein besseres Gefühl: der Blick nach Berlin oder Gelsenkirchen. Die beiden Absteiger stehen in der Zweiten Liga nach sieben Spielen so schlecht da wie der HSV noch nie in seinem nun schon sechsten Zweitligajahr. Ganz nebenbei kritisiert Schalkes Abwehrchef Timo Baumgartl live bei Sky noch die Taktik des Trainers Thomas Reis und wird am Tag danach vorübergehend suspendiert.
So ein Chaos abseits des Platzes gab es beim HSV rund um die Mannschaft schon lange nicht mehr. Nichts anderes als Chaos war es aber, was die Hamburger am Freitagabend in Osnabrück auf dem Platz offenbarten. Es war eine Schablone des 1:2 in Elversberg eine Woche zuvor – nur schlimmer.
Vier Trainer in Folge verzweifeln am HSV-Problem
Trainer Tim Walter darf trotzdem bleiben. Dabei hätte es durchaus Gründe gegeben, sich nach der erneuten Enttäuschung gegen einen Aufsteiger vom HSV-Trainer zu trennen. Aber es gibt eben auch Gründe, das nicht zu tun. Welches Grundsatzproblem hat ein Club, wenn vier Trainer in Folge an den gleichen Problemen verzweifeln und den Spielern nach Siegen gegen die Großen die nötige Haltung in den Spielen gegen die Kleinen fehlt?
Natürlich steht auch der Trainer dafür in der Verantwortung. Letztlich scheint es aber vor allem daran zu liegen, dass es den HSV-Spielern in Hamburg noch immer zu gut geht. Schöne Stadt, gutes Gehalt, viel Zuspruch nach Siegen. Da schleicht sich schnell mal Zufriedenheit und Selbstsicherheit ein. Und das ist Gift für jede Form von Leistungskultur. Insbesondere dann, wenn jeder Gegner in der Liga gegen den HSV zu ungeahnten Leistungsschüben fähig ist.
Tim Walter und Manager Jonas Boldt sind gefragt, dieses Problem zu lösen. Nach mehr als zwei gemeinsamen Jahren mehren sich jedoch die Zweifel, ob ihnen das noch gelingt.