Hamburg. Diese Woche erscheint das Spiel Fifa 23. Mit den Werten der HSV-Spieler sind nicht alle zufrieden.

Jedes Jahr, wenn es draußen herbstlich wird, geht es für Fans des virtuellen Fußballs vor allem um eines: den neuen Teil der Videospielreihe Fifa. Offiziell erscheint Fifa 23 am Freitag. Wer die Version vorbestellt hat, kann die Fußballsimulation schon am Dienstag spielen.

Bereits in der vergangenen Woche verkündete der HSV über seine eSports-Kanäle die offiziellen Werte der HSV-Spieler, was in den Kommentarleisten umgehend diskutiert wurde. Der beste HSV-Akteur in Fifa 23 ist Linksverteidiger Tim Leibold. Einige Fans monierten, dass Torwart Daniel Heuer Fernandes und Angreifer Robert Glatzel eine höhere Bewertung verdient gehabt hätten.

HSV: Leibold wundert sich über Fifa-Bewertung

Und auch Leibold zeigt sich selbstkritisch. „Ich hätte verstehen können, wenn ich eine schlechtere Bewertung bekommen hätte. Ich war ja ein ganzes Jahr lang verletzt. Ferro, Bobby oder auch Sonny (Kittel, Anm. d. Red.) hätten bestimmt ein paar Punkte mehr verdient gehabt“, sagte der 28-Jährige dem Abendblatt.

Für die Mitarbeiter der eSports-Abteilung sind die Spielerbewertungen ohnehin nur ein Randaspekt; die Veröffentlichung eines neuen Fifa-Teils bedeutet für sie den Start einer ganzen Saison. „Es ist auf jeden Fall die aufregendste Zeit des Jahres. Bei uns ist alles danach ausgerichtet, wann ein neues Fifa erscheint. Wir müssen unsere Kommunikationsmaßnahmen hochfahren und uns auf die Wettbewerbe vorbereiten“, erklärt Philipp Hagemann, Koordinator eSports beim HSV.

Gegründet hatte der HSV seine eSport-Abteilung im November 2018. Mittlerweile haben sich 29 der 36 Bundesligisten professionell im Bereich „Gaming“ aufgestellt. Der prestigeträchtigste Wettbewerb ist die Virtual Bundesliga (VBL), die seit 2012 für Einzelspieler und seit 2019 für ganze Clubs ausgetragen wird.

Wie läuft eSport beim HSV?

Mit dem sportlichen Abschneiden der vergangenen Saison ist Hagemann zufrieden. Als Zweiter der Nord-West-Division zog der HSV in die Runde der besten acht ein. Die Teilnahme am anschließenden Final-Four verpasste das Team. Im DFB-Pokal kam der HSV bis ins Viertelfinale. „Es war unsere beste Club-Wettbewerbssaison. Verbesserungspotenzial haben wir allerdings in den Einzelwettbewerben.“

Zurzeit arbeiten zwei Vollzeitangestellte und ein Praktikant in der eSports-Abteilung. In Fifa 23 geht der HSV mit sechs Profispielern an den Start. Mit Serhat Yosma und Yanneck Strottmann wurden in der vergangenen Woche zwei Neuzugänge vorgestellt. Für die Kaderplanung sind vor allem Sichtungsturniere interessant, wie Hagemann erzählt: „Neben den spielerischen Qualitäten achten wir auch besonders auf die Persönlichkeit. Wir stehen außerdem in Kontakt mit Berateragenturen, die auf eSport spezialisiert sind.“

An einem Sichtungsturnier teilgenommen hatte einst auch Steffen Pöppe. Als das Abendblatt ihn im Februar 2020 traf, spielte der Neuenfelder noch im HSV-Nachwuchs. Sein Traum, Profi-eSportler zu werden, ist mittlerweile in Erfüllung gegangen. In der vergangenen Saison war der 25-Jährige der erfolgreichste Einzelspieler der Nord-West-Division. Eine Bilanz, die auch bei der Konkurrenz Begehrlichkeiten weckte. Pöppe verlängerte seinen Vertrag im August aber um ein Jahr.

Steffen Pöppe ist seit August 2020 professioneller eSportler beim HSV.
Steffen Pöppe ist seit August 2020 professioneller eSportler beim HSV. © HA | Thorsten Ahlf

HSV: Worauf kommt es beim eSport an?

Nun bereitet er sich auf den Start der VBL im November vor. „Es ist zwar ein Beruf, aber man freut sich trotzdem wie ein kleines Kind darauf, das neue Fifa auszuprobieren“, sagt Pöppe. In der aktuellen Phase könne er bis zu zehn Stunden am Tag mit dem Spiel beschäftigt sein. Den Alltag als eSportler mit dem Management-Masterstudium zu verbinden, wird dadurch bisweilen zum Balanceakt: „Generell hat Uni für mich Priorität, in der Realität ist es aber oft nicht so einfach. Ich habe es im vergangenen Jahr ganz gut hinbekommen, mich auf beides zu fokussieren.“

Fokussieren ist auch das, worauf es beim eSport ankommt. „Man muss auf den Punkt genau konzentriert sein“, beschreibt Pöppe. „Es ist ein mentaler Sport wie Darts. Schnelle Bewegungen und Koordination sind gefordert. Das Stresslevel ist hoch“, sagt Hagemann. In der kommenden Saison möchte der HSV die Leistung aus der abgelaufenen Spielzeit bestätigen. Als absoluter Favorit gilt RB Leipzig: „Sie sind Clubmeister geworden und haben mit Umut Gültekin den amtierenden Fifa-Weltmeister.“ Gültekin selbst war erst im Juli 2020 vom HSV nach Leipzig gewechselt. Hagemann stellt klar: „Beim eSports ist es wie beim echten Fußball: Jeder kann jeden schlagen.“

Und: Sollten die Fußballer vom HSV ihre sportlichen Ziele erreichen, dürften auch die Spielerbewertungen im nächsten Fifa wieder besser werden.