Hamburg. Der Nachwuchschef, der selbst Bundestrainer der Frauen war, äußert konkrete Ideen, wie der EM-Boom erhalten werden kann.
Der frühere Frauen-Bundestrainer und aktuelle Nachwuchschef des HSV Horst Hrubesch fordert nach der großartigen Europameisterschaft ein noch stärkeres Bekenntnis des DFB zum Frauenfußball. „Ich hoffe, dass der Hype bleibt, sich der Frauen-Fußball weiterentwickelt. Nur leere Worte werden nicht reichen“, sagte der 71-Jährige im Interview mit Sport1.
HSV: Hrubesch schwärmt von DFB-Frauen
Dabei müssten die Verbände mit eingebunden und ein Programm entwickelt werden, „das wirklich greift. Und da ist der DFB gefordert. Die Basis muss wesentlich breiter aufgestellt werden.“ Frauenfußball dürfe „in der Welt einfach nicht mehr belächelt“ werden: „Das darf keiner mehr machen. Was von den Mädels bei der Euro gezeigt wurde, war Weltklasse. Nicht nur vom deutschen Team. Das war First Class.“
Ein erstes Zeichen wäre es seiner Sicht, wenn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trotz des verlorenen EM-Finals gegen England (1:2 n.V.) dem Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die volle EM-Prämie auszahlen würde. „Wie kriegt man die Frauen auf den Stellenwert, der ihnen zusteht? Der DFB sollte den Mädels die volle Prämie zahlen. Weil das, was sie für den Fußball geleistet haben, kann man gar nicht hoch genug bewerten“, sagte Hrubesch, der 2018 vor Voss-Tecklenburg zehn Monate interimsmäßig die DFB-Frauen trainiert hatte.
Für den Titelgewinn hatte der DFB eine Rekordprämie von 60.000 Euro für jede Spielerin ausgelobt, für den Finaleinzug je 30.000 Euro.
Hrubesch fordert Mindestgehalt für Spielerinnen
In Deutschland sei die Nachwuchsarbeit schlecht, es gäbe „immer noch Probleme, die Mädels auf einen richtig professionellen Stand zu bringen“, sagte Hrubesch auch mit Blick auf Trainingsplätze oder Anstoßzeiten. Zudem machte er sich für die Einführung eines Mindestgehalts stark. Aber 2000 bis 3000 Euro, wie es während der EM Nationalspielerin Lina Magull in den Raum gestellt hatte, seien aus Sicht des früheren Nationalspielers immer noch „zu wenig“.
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„Wir reden darüber, dass die Profis am Ende des Tages für ihren Job professionelle Strukturen haben, dann sollen sie auch professionell bezahlt werden“, sagte Hrubesch und ergänzte: „Die Mädels, die in diesem Bereich Fußball spielen, müssen so viel Geld verdienen, dass sie nicht noch einen Nebenjob machen müssen. Erst dann können wir von professionellem Frauenfußball sprechen.“