Hamburg. Am “Zukunftstag“ durften Kinder und Jugendliche dem Hamburger Coach Fragen stellen. Dabei gab er auch viele private Einblicke.

Es gibt kaum ein Wort, dass beim HSV in den vergangenen Monaten derart oft genutzt wurde wie Entwicklung. Da passte es gut, dass am Donnerstag der "Zukunftstag" war, an dem Kinder und Jugendliche in diverse Berufe hineinschnuppern konnten. Beim Zweitligaclub durften die Kids beispielweise einen Blick ins Ticketing werfen und bei der Pressekonferenz vor dem Spiel am Sonnabend beim FC Ingolstadt Trainer Tim Walter fleißig mit Fragen löchern.

HSV-Trainer Walter verrät, wie er als Schüler war

Dabei musste der 46-Jährige das eine oder andere Mal gewaltig schmunzeln. So gab der gebürtige Badener tiefe Einblicke in seine Schulzeit. "Ich habe andere Dinge mehr im Kopf gehabt. Ich wollte den ganzen Tag nur raus, Sport machen, Fußballspielen. Dementsprechend ist mein heutiger Job die logische Konsequenz. Ich war sehr clever. Drücken wir es mal so aus", scherzte Walter, der sich geduldig auch sehr private Fragen beantwortete. So verriet er, dass er ein Armband seiner Familie am linken Handgelenk trägt, das er immer bei sich hat. "Meine Familie ist immer bei mir. Vor allem im Herzen", sagte Walter.

Doch nicht nur die Privatperson Walter interessierte die Nachwuchsreporter. Sie wollten auch knallharte sportliche Analysen vom Trainer hören. So war es auch den Kids aufgefallen, dass die Tim-Walter-Spielweise mit dem von hinten heraus kombinieren durchaus ihre Tücken hat. Auf die Frage, warum nicht mehr lange Bälle gespielt würden, wenn der Gegner hohes Pressing spielt, hatte Walter prompt die passende Antwort parat. "Und dann? Was ist denn, wenn der Ball postwendend zurückkommt, weil der Abwehrspieler größer und kräftiger ist? Das ist dann auch schwierig, wenn der Ball gleich wieder zurückkommt. Ich denke, dass wir eine hohe Variabilität mit Chipbällen, langen Bällen haben", sagte Walter.

Welche Parallelen Walter zwischen HSV und Manchester City sieht

Dabei betonte Walter noch einmal, dass es gar nicht so sehr um einen vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Plan B gehen würde, "Meine Jungs sind sehr mutig, sie wissen aber, dass sie im Plan A auch den Plan 1A, 1B, 1C und 1D spielen können. So clever sind meine Jungs mittlerweile. Wir haben die beste Abwehr und schon viele Tore geschossen. Eine Ausgewogenheit ist sehr wichtig. Wenn du das Spiel das nächste Mal beobachtest, achtest du mal darauf. Dann sprechen wir noch einmal darüber", erklärte Walter dem kleinen Jungen und lächelte.

Dabei verwies der HSV-Trainer noch einmal auf die Parallelen zum englischen Topclub Manchester City. "Das ist die beste Mannschaft der Welt. Die verlieren auch mal Bälle im Spielaufbau. Die spielen auch Chipbälle aus dem Halbfeld, sodass de Bruyne einlaufen kann. Sie spielen auch ohne richtige Spitze. Die Außenspieler belaufen häufig den zweiten Pfosten, was wir noch besser machen wollen und können. Die Anlage gegen tiefstehende Gegner ist gleich, nur haben sie eine unfassbare Qualität", schwärmte Walter.

So sieht die HSV-Transferphilosophie für den Sommer aus

Damit die spielerische Qualität in Hamburg noch größer wird, werden im Sommer einige neue Spieler den Weg nach Hamburg finden. Der kleine Jan wollte wissen, ob Walter schon Namen von HSV-Transfers für den Sommer verraten könne. "Wir haben mit Sicherheit ganz, ganz viele Namen. Ich weiß nicht, ob du einige davon kennst. Wir müssen mit mehr Fantasie an die Sache herangehen. Aber wir haben ein ganz tolle Scouting-Abteilung, die wirklich Tag und Nacht nichts anderes machen. Sie werden uns was aus dem Hut zaubern."

Bevor es jedoch an die Zukunftsplanung geht, die erst dann konkret vollzogen werden kann, wenn die Ligazugehörigkeit feststeht, muss der HSV im Saisonendspurt Ergebnisse liefern. Dabei warnt Walter vor dem bereits als Absteiger feststehenden FC Ingolstadt. "Ingolstadt hat Qualität, dessen sind wir uns bewusst. Sie spielen auch in der Zweiten Liga und haben eine Daseinsberechtigung. Sie hatten vielleicht nicht immer das Spielglück. Ich erwarte keinesfalls, dass es leicht wird. Wir haben aber auch eine Qualität, mit der wir dort auftreten wollen", erklärte Walter.

HSV-Trainer Walter setzt in Ingolstadt auf Glatzel und Kittel

Da passte es gut, dass Robert Glatzel nach seinem grippalen Infekt wieder das gesamte Mannschaftstraining absolvieren konnte. Derzeit deutet alles daraufhin, dass der 18-Tore-Stürmer beim FCI auflaufen kann. "Wir sind mit der medizinischen Abteilung und mit ihm im Austausch. Am Ende entscheide ich, ob er letztendlich fit genug ist, um aufzulaufen. Derzeit sieht es so aus", sagte Walter, der gleich noch ein Loblied auf Sonny Kittel anstimmte.

Der Spielmacher, der 2016 vom FC Ingolstadt nach Hamburg wechselte, spielt am Sonnabend zum ersten Mal wieder im Audi-Sportpark. Ein besonderes Spiel für den 29-Jährigen. "Sonny spielt eine herausragende Saison, die beste, die er für den HSV bisher gespielt hat. Und die geht ja auch noch ein bisschen. Ich glaube nicht, dass nur der kommende Gegner einen Motivationsschub gibt, sondern seine Leistung über die gesamte Saison. Ich freue mich, dass Sonny mein Spieler ist", so der HSV-Coach.

Mit dem Thema Aufstiegskampf hat sich Walter derweil nicht so sehr beschäftigt. "Gesetzt ist noch gar nichts. Es sind noch drei Spieltage zu spielen. Die anderen Mannschaften müssen ihre Hausaufgaben machen. Wie ich es schon häufig gesagt habe, interessiert es mich wenig, was die anderen machen. Ich kann nur das beeinflussen, was meine Mannschaft macht. Wir sind gut damit beraten, auf uns zu schauen", sagte Walter. Alles andere ist am Zukunftstag eben Zukunftsmusik.