Hamburg. Der aus Gent geliehene Georgier spielt um seine Zukunft beim HSV. Die Chancen auf einen Transfer stehen gar nicht mal schlecht.

Giorgi Chakvetadze hat es eilig, als er sich nach dem Training zum Termin mit dem Abendblatt fertig macht. Seit zwei Tagen hat der HSV-Profi Besuch aus der Heimat. Ein Freund aus Georgien ist zu ihm nach Hamburg gekommen und bleibt dort für die kommenden Wochen. Und den will er natürlich nicht lange warten lassen.

Auch am Sonnabend wird Chakvetadzes Kumpel im Volksparkstadion sein, wenn er mit dem HSV gegen den SC Paderborn (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) zum ersten der letzten acht Aufstiegsendspiele antritt. „Wir werden alles geben, um noch auf die ersten drei Plätze zu kommen“, sagt der gleichsam selbstbewusst wie schüchtern wirkende Mittelfeldspieler.

Chakvetadze will beim HSV bleiben

Chakvetadze, der noch bis zum Saisonende von KAA Gent ausgeliehen ist, spielt in den kommenden Wochen nicht nur um die Zukunft des HSV, sondern auch um seine eigene Zukunft. Obwohl die Hamburger für den 22-Jährigen keine Kaufoption besitzen, kann dieser sich vorstellen, auch in der kommenden Saison im Volkspark zu spielen.

„Ich fühle mich sehr wohl hier und würde gerne länger beim HSV bleiben. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt“, sagt Chakvetadze, der gerade die Länderspiele mit Georgien in Bosnien und Albanien abgesagt hat, um in Hamburg an seiner körperlichen Verfassung zu arbeiten. „Ich habe mit dem Nationalteam gesprochen und gesagt, dass es besser für mich wäre, hier zu bleiben, meine Kollegen noch besser kennenzulernen und mich weiter an den Fußball des HSV zu gewöhnen. Es war kein Problem.“

Nach einem vielversprechenden Start fiel Chakvetadze in den vergangenen Wochen in ein Leistungsloch – auch bedingt durch eine Corona-Infektion. Nur drei Tage, nachdem er sich freitesten konnte, stand er im Spiel bei Fortuna Düsseldorf wieder auf dem Platz und hatte sichtlich Probleme. „Ich habe nicht gut gespielt, hatte nicht die Power. Jetzt fühle ich mich viel besser und bin bereit für die wichtigen Wochen.“

Transfermarkt: Wie der HSV mit Chakvetadze plant

Diese werden nicht nur darüber entscheiden, ob der HSV im vierten Anlauf in die Bundesliga zurückkehrt, sondern auch, ob sich der Club bemühen wird, Chakvetadze fest zu verpflichten. Grundsätzlich sind Sportvorstand Jonas Boldt und Sportdirektor Michael Mutzel von den Qualitäten des Technikers überzeugt. Doch diese muss der Nationalspieler in den kommenden Wochen auch abrufen. Tut er das, scheint ein fester Transfer möglich.

Nach Abendblatt-Informationen wäre Chakvetadze für weniger als eine Million Euro zu haben. Sein Vertrag in Gent läuft nur noch bis 2023. Der HSV sieht in ihm einen außergewöhnlichen Spieler – wenn er die außergewöhnlichen Fähigkeiten denn auch abruft. „Von den Voraussetzungen her hat Giorgi alles. Er hat ansatzweise bewiesen, was er drauf hat. Er kann es“, sagte Trainer Tim Walter am Donnerstag, machte eine kurze Pause, um dann zu betonen: „Aber er muss es auch zeigen.“

Eine klare Botschaft für Chakvetadze, der ähnliche Anlagen hat wie Sonny Kittel. Den beiden werden intern die größten Fähigkeiten im Eins-gegen-eins nachgesagt. Ähnlich wie sein Mittelfeldpartner Kittel ist auch Chakvetadze ein Straßenfußballer, der gerne etwas für das Publikum macht. So wie im ersten Heimspiel gegen Heidenheim (2:0), als er bei seinen ersten Ballkontakten gleich mehrfach die Hacke nutzte. „Grundsätzlich, darfst du natürlich nicht den Ball verlieren“, sagt Chakvetadze und schmunzelt. „Fußball ist aber auch Unterhaltung. Wenn der Moment es zulässt und du dich sicher fühlst, kann man auch mal etwas Trickreiches machen. Dafür kommen die Fans auch ins Stadion. Sie wollen etwas Besonderes sehen.“

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HSV: Wo Chakvetadze seine Dribblings lernte

Chakvetadze lernte seine Tricks auf den Straßen von Tiflis. In der georgischen Hauptstadt wuchs er auf, doch erst mit sieben Jahren kam er in einen Verein. „Ein Freund hat mich mitgenommen. Er hat damals gesagt: Du musst im Verein Fußball spielen.“ Bei Norchi Dinamo begann seine Vereinskarriere. So oft es ging, spielte Chakvetadze draußen mit seinen Freunden. „Ich bin eine Art Straßenfußballer“, sagt er. Viele Tricks brachte er sich zudem über Youtube bei.

Seine Familie und seine Freundin leben noch in Georgien. So oft wie möglich telefonieren sie. Im Moment sprechen sie auch viel über den Krieg in der Ukraine. „2008 ist in Georgien Ähnliches geschehen“, sagt Chakvetadze über den Kaukasuskrieg zwischen Russland und Georgien. Über Instagram solidarisierte sich der HSV-Neuzugang mit der Ukraine. „Ich habe viele Freunde in der Ukraine. Mein Herz bricht, wenn ich sehe, was dort passiert.“ Einer dieser Freunde ist Roman Yaremchuk, der bei Benfica Lissabon spielt und den der Georgier aus Gent kennt. „Ich hoffe, dass der Krieg schnell endet und die Menschen wieder in Sicherheit leben können.“

Chakvetadze findet die Ablenkung beim Fußball. Einer der wichtigsten Monate seiner Karriere startet mit dem Spiel am Sonnabend gegen Paderborn. Auch das DFB-Pokalhalbfinale gegen Freiburg in zwei Wochen hat er schon im Kopf. „Wir haben eine große Chance. Alles ist möglich“, sagt Chakvetadze. Auch eine langfristige Zukunft beim HSV.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

  • HSV: Heuer Fernandes – Vagnoman, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Kittel – Jatta, Glatzel, Chakvetadze.
  • Paderborn: Huth – Ananou, Hünemeier, Correia, Collins – Schallenberg, Ma. Schuster – Srbeny, Marcel Mehlem, Muslija – Platte.