Hamburg. Der HSV geht die nächste Aufgabe in Nürnberg mit Spaß und Freude an, muss sich aber gegen rein menschliche Reaktionen wehren.
Die Stimmung beim HSV könnte viel besser kaum sein. Die junge Mannschaft von Trainer Tim Walter ist nach einem Kampfspiel gegen den Karlsruher SC (5:4 n.E.) ins Pokal-Halbfinale eingezogen und spielt in der heißen Phase der Saison um die begehrten Aufstiegsplätze mit – und das trotz der schmerzhaften Derby-Niederlage gegen Werder Bremen (3:2).
Tim Walter fremdelt mit HSV-Frage
Mit dem Auswärtsspiel an diesem Sonnabend beim 1. FC Nürnberg (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) steht nun das dritte Highlight binnen einer Woche an. In der Sportpsychologie war es schon häufiger zu beobachten, dass sich Mannschaften nach einem furiosen Auftritt in der darauffolgenden Partie schwergetan haben. Überträgt man das Motto des 54er-Weltmeistertrainers Sepp Herberger (Das nächste Spiel ist immer das schwerste) auf den HSV, stellt sich die Frage: Gelingt es den Hamburgern, die Spannung nach der Pokal-Euphorie hochzuhalten?
Es ist eine Thematik, mit der Tim Walter nur wenig anfangen kann, wie er unmissverständlich klarstellte. „Wir hatten gestern einen riesen Spaß in der Kabine beim Regenerieren. Wir haben Freude und Spaß zusammen, das macht uns aus. Deshalb kann ich diese Frage nicht ganz nachvollziehen“, entgegnete der Coach.
Was Walter vom HSV in Nürnberg erwartet
Selbstverständlich kann man dieser Fragestellung entgegenhalten, dass eine Fußballmannschaft von der Euphorie eines wichtigen Sieges, wie gegen den KSC, zu weiteren Höchstleistungen getragen werden kann. Allerdings darf zumindest die Frage nach einem möglichen Leistungsabfall erlaubt sein. Schließlich musste der HSV am Mittwochabend im Pokal 120 zähe Minuten gehen und hat nun für einen Zweitligisten nur ungewohnt kurze drei Tage Zeit, um zu regenerieren – sowohl physisch als auch psychisch.
Doch auch davon will Walter nichts wissen. „Wir hatten eine gute Woche, auch wenn das Ergebnis gegen Bremen nicht gepasst hat. Wir haben gezeigt, dass wir widerstandsfähig sind und das wird auch am Samstag wieder der Fall sein.“
Vagnoman ersetzt Heyer beim HSV
Tatsächlich hat der HSV unter Walter bislang keinen Anlass für Kritik geboten, ein Spiel nicht mit der nötigen Intensität anzugehen. Ein solches Verhaltensmuster, das in der Vergangenheit in Hamburg häufig zu beobachten war, scheint der seit Saisonbeginn tätige Coach aus den Köpfen seiner Spieler bekommen zu haben. Die Mannschaft leistet sich zwar auch Fehler auf dem Platz, geht aber stets an ihre Leistungsgrenze.
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Das wird auch beim Aufstiegsrivalen Nürnberg, der mit einem Sieg am HSV vorbeiziehen könnte, nötig sein. Personell muss Walter den gelbgesperrten Moritz Heyer ersetzen. Beste Aussichten auf einen Startelfplatz hat Josha Vagnoman, der nach seiner langwierigen Muskelverletzung wieder voll belastbar ist. Der im Pokal beginnende Jan Gyamerah hätte dann das Nachsehen. Auf dem linken Flügel dürfte Winter-Neuzugang Giorgi Chakvetadze wie schon im Pokal den Vorzug vor Faride Alidou erhalten. Doch für Walter sind diese Personalien ohnehin nur eine Randnotiz.
Überrascht Nürnberg Tim Walters HSV?
„Die Liga hat bewiesen, dass überall Gefahren bestehen. Wir sind vorgewarnt und wissen, dass die Gegner gegen uns häufig etwas anders machen, weil wir etwas anders agieren als andere Mannschaften“, prognostiziert der HSV-Trainer eine neue taktische Variante der Franken. „Trotzdem versuchen wir, unser Spiel weiter voranzutreiben, ohne dabei die Aspekte des Gegners außer Acht zu lassen. Nürnberg hat die gesamte Saison bewiesen, eine gute Mannschaft zu haben. Der Respekt ist da, aber wir wissen um unsere eigenen Stärken.“
Es sind die gewohnt selbstbewussten Töne von Tim Walter vor einem Spiel. Mit seiner Art hat er maßgeblich zur aktuell positiven Stimmung im Volkspark beigetragen. Nun muss er nur darauf achten, dass die Stimmung nicht kippt.
Die voraussichtliche Aufstellung:
- HSV: Heuer Fernandes – Vagnoman, Vuskovic, Schonlau, Muheim – Meffert – Reis, Kittel – Jatta, Glatzel, Chakvetadze.