Hamburg. Wüstefeld kämpft für mehr Fans im Volkspark – und steht darüber in Verhandlungen mit der Stadt sowie im Austausch mit BVB-Boss Watzke.

Die Idee, den Staus quo zu halten, überdauerte keine zwei Tage. Nach Bayern hat am Mittwoch auch das Bundesland Baden-Württemberg bei der Frage nach den Zuschauerzahlen in den Bundesligen einen Alleingang vollzogen. Demnach sind gemäß der Beschlüsse bei Großveranstaltungen mit der 2G-plus-Regel künftig bis zu 6000 Zuschauer erlaubt.

Bislang waren in 2022 in Baden-Württemberg lediglich Sportveranstaltungen mit bis zu 500 Besuchern erlaubt. Am Dienstag beschloss bereits Bayern einen Sonderweg und kündigte die Zulassung von bis zu 10.000 Fans an. Die Bund-Länder-Beratungen hatten am Montag keine einheitlichen neuen Regelungen ergeben. Dies soll bei der nächsten Sitzung am 9. Februar erfolgen.

HSV: Wüstefeld im Austausch mit Andy Grote

Der Unmut in den Clubs über die willkürlich anmutenden Entscheidungen der Politik wächst – auch in Hamburg beim HSV und beim FC St. Pauli. „Es ist schwer nachvollziehbar, warum in einigen Stadien 7500 Zuschauer und in anderen nur 750 sitzen. Ich habe noch keine plausible Antwort bekommen, wie diese Zahlen entstehen“, sagte der neue HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld am Mittwoch in einer Medienrunde.

Dabei versucht Wüstefeld in vielen Gesprächen, Antworten zu bekommen, warum etwa in Hamburg theoretisch 2000 Zuschauer in der ausverkauften Elbphilharmonie sitzen dürften (der Veranstalter hat freiwillig auf 1300 reduziert), beim Stadtderby gegen den FC St. Pauli im 57.000 Zuschauer fassenden Volksparkstadion aber nicht mehr. Wüstefeld befindet sich dazu in Gesprächen mit Sportsenator Andy Grote, Michael Westhagemann (Wirtschaft) und Andreas Dressel (Finanzen). „Ich habe gestern mit der Politik Gespräche geführt, wie man sich für das nächste Heimspiel aufstellt“, so Wüstefeld.

Wüstefeld traf sich auch mit Hans-Joachim Watzke

Der HSV hofft, schon im nächsten Heimspiel gegen Heidenheim am 12. Februar die Erlaubnis in der Größenordnung von 25.000 bis 30.000 Zuschauer zu bekommen. „Die Zahl ist möglich, ohne dass es ein Risiko gibt. Wir versuchen möglichst viele Zuschauer in das Stadion zu bekommen unter der Prämisse des Hygienekonzepts“, sagte Wüstefeld.

Der 53-Jährige traf sich in der vergangenen Woche zusammen mit seinem Vorstandskollegen Jonas Boldt auch mit Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Der BVB-Boss hatte als Erster sehr deutlich angekündigt, die Beschlüsse der Politik genau anzuschauen und zu prüfen, „ob wir sie im Eilverfahren kontrollieren lassen“. Vorstandschef Bernd Schröder vom HSV-Konkurrenten Schalke 04 schloss sich ebenso an wie RB Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff sowie Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln. Die Aussichten auf Erfolg sind Experten zufolge gar nicht so schlecht.

HSV: Auch Walter kritisiert deutsche Politik

Auch mit Kölns Wehrle hatte sich Wüstefeld am Rande des DFB-Pokalspiels vergangene Woche ausgetauscht. Eine Klage zieht der HSV-Vorstand aktuell aber nicht in Betracht. „Wir beabsichtigen keine juristische Prüfung, gucken aber, was Dortmund und Köln machen“, sagte Wüstefeld und betonte mehrfach: „Ich versuche es sachlich zu klären.“

HSV-Trainer Tim Walter hatte in dieser Woche die Langsamkeit der deutschen Politik kritisiert und auf die vollen Stadien in England oder den USA verwiesen. Wüstefeld sieht es ähnlich: „Wir gucken hochgradig neidisch auf die Premier League in England. Das sind ganz andere Voraussetzungen, die sich dort ermöglichen. Das ist unschön für die Bundesliga.“