Hamburg. Der eigentliche Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch gibt den HSV-Fans nach seiner ersten Einheit als neuer Cheftrainer ein Versprechen.

Rick van Drongelen war überrascht. „Ganz schön viele Kameras hier“, sagte der HSV-Verteidiger, als er am Montagnachmittag um 15.15 Uhr den Trainingsplatz im Volkspark betrat. Um genau zu sein, waren es sieben Fernsehteams und sechs Fotografen, die ihre Objektive in diesem Moment aber nicht auf van Drongelen richteten, sondern nur auf einen Mann: Horst Hrubesch.

38 Jahre nach seinem Abschied als Spieler kehrte der 70-Jährige als neuer Chefcoach auf den Trainingsplatz des HSV zurück. Bis zum Saisonende übernimmt die HSV-Legende die Nachfolge des freigestellten Daniel Thioune.

Anders als Thioune: Hrubesch herzt seine Spieler

Und gleich in seiner ersten Einheit wurde deutlich, welchen Auftrag Hrubesch ausführen soll. „Es geht zunächst einmal darum, die Köpfe der Spieler freizubekommen“, sagte der Nachwuchsdirektor des HSV in einem vereinseigenen Interview. Mehr sagen wollte Hrubesch nicht. Dafür sprach er umso mehr mit der Mannschaft. Nach einer kurzen Ansprache ließ er die Spieler vor allem Fußball spielen – und unterbrach die Übungen immer wieder für Anweisungen, bei denen er wild mit den Armen ruderte.

Der Menschenfänger: Horst Hrubesch umarmt David Kinsombi.
Der Menschenfänger: Horst Hrubesch umarmt David Kinsombi. © Witters | Unbekannt

Nebenbei machte er das, was sein Vorgänger Thioune zu selten tat: Hrubesch nahm seine Spieler in den Arm. Einen nach dem anderen. Kapitän Tim Leibold, Mittelfeldmann David Kinsombi, Flügelstürmer Bakery Jatta, auch Nachwuchstalent Ogechika Heil und sogar Sturmroutinier Simon Terodde. Sie alle bekamen am Montag die starke Schulter des langjährigen DFB-Trainers zu spüren.

HSV: Hrubesch war in die Trainerfrage involviert

Mit genau dieser Art hatte Menschenfänger Hrubesch als Juniorentrainer seine Teams zu Erfolgen geführt. Und genauso soll er auch dafür sorgen, dass der HSV seine letzte Chance nutzt, womöglich doch noch einen der ersten drei Plätze zu belegen. „Wir müssen alles daran setzen, den Mist, den wir verbockt haben, wieder geradezurücken“, sagte Hrubesch, der vor der Saison zum HSV zurückgekehrt war und seitdem alle Spiele der Profis verfolgt hat.

Mehr zum Thema:

Sportvorstand Jonas Boldt hatte Hrubesch zuvor über Monate überzeugt, noch einmal für den Verein zu arbeiten, mit dem er zwischen 1979 und 1983 drei Meisterschaften und den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte. Am Wochenende war Hrubesch in die Gespräche involviert, als es um die Trainerfrage ging. „Es gab einen Blickkontakt zwischen Horst und mir“, sagte Boldt. Dabei habe er sofort gespürt, dass Hrubesch die Aufgabe übernehmen wird.

HSV und Hrubesch müssen auf Hunt verzichten

Etwas überraschend gilt der Trainerwechsel nicht für Co-Trainer Merlin Polzin (30), der schon in Osnabrück mehrere Jahre an der Seite von Thioune gearbeitet hat. Auch der zweite Assistent Hannes Drews (39) wird seine Arbeit fortsetzen. Verzichten muss Hrubesch in den letzten drei Spielen der Saison allerdings auf Aaron Hunt.

Der Mittelfeldspieler hatte sich bereits am vergangenen Donnerstag beim 1:1 gegen den Karlsruher SC einen Muskelfaserriss in der linken Wade zugezogen, der sich auf den Übergang zur Achillessehne erstreckt. Hunt wird dem HSV in dieser Saison damit nicht mehr zur Verfügung stehen. Weil Hunts Vertrag Ende Juni ausläuft, könnte es nach sechs Jahren zum Abschied des 34-Jährigen kommen.

Hrubesch gibt den HSV-Fans ein Versprechen

Auch Horst Hrubesch wird sich in drei Wochen wieder von den Profis verabschieden. „Ich bin nur für die letzten Spiele in dieser Saison Trainer. Danach kehre ich auf meinen Posten im Nachwuchsleistungszentrum zurück“, stellte der Europameister von 1980 klar.

Sein erstes Training als HSV-Coach beendete Hrubesch am Montag um 16.35 Uhr. Rund 100 Zuschauer hatten die Einheit beobachtet. Hrubesch lächelte den Fans zu, die ihm viel Glück wünschten. „Ich werde alles versuchen“, sagte Hrubesch und stapfte die langen Treppen zum Stadion hinauf.

Das könnte Sie auch interessieren:

In einer Woche wird er hier gegen den 1. FC Nürnberg erstmals an der Seitenlinie stehen. Ein Bild, das sich beim HSV wohl kaum jemand mehr erträumt hätte.

So lief das erste Training von Horst Hrubesch beim HSV

Mit viel Empathie will Horst Hrubesch (r.) Bakery Jatta wieder zu seiner Bestform bringen.
Mit viel Empathie will Horst Hrubesch (r.) Bakery Jatta wieder zu seiner Bestform bringen. © Witters | Unbekannt
Mit viel Empathie will Horst Hrubesch (r.) Bakery Jatta wieder zu seiner Bestform bringen.
Mit viel Empathie will Horst Hrubesch (r.) Bakery Jatta wieder zu seiner Bestform bringen. © Witters | Unbekannt
Hrubesch (r.) zeigt Jatta, welchen Laufweg er von ihm fordert.
Hrubesch (r.) zeigt Jatta, welchen Laufweg er von ihm fordert. © Witters | Unbekannt
Horst Hrubesch leitete am Montagnachmittag, den 3. Mai 2021, sein erstes Training als Interimscoach beim HSV.
Horst Hrubesch leitete am Montagnachmittag, den 3. Mai 2021, sein erstes Training als Interimscoach beim HSV. © Witters | Unbekannt
Wie von ihm selbst angekündigt, führte Hrubesch zum Start viele Gespräche mit seinen Spielern.
Wie von ihm selbst angekündigt, führte Hrubesch zum Start viele Gespräche mit seinen Spielern. © Witters | Unbekannt
Ein Gespräch unter Torjägern: Horst Hrubesch schnappt sich Simon Terodde.
Ein Gespräch unter Torjägern: Horst Hrubesch schnappt sich Simon Terodde. © Witters | Unbekannt
Sportdirektor Michael Mutzel (l.) und Vorstand Jonas Boldt schauten persönlich bei Hrubeschs erstem Training vorbei.
Sportdirektor Michael Mutzel (l.) und Vorstand Jonas Boldt schauten persönlich bei Hrubeschs erstem Training vorbei. © Witters | Unbekannt
Merlin Polzin (l.) bleibt auch unter Horst Hrubesch Co-Trainer beim HSV.
Merlin Polzin (l.) bleibt auch unter Horst Hrubesch Co-Trainer beim HSV. © Witters | Unbekannt
Bekommt Horst Hrubesch HSV-Flop David Kinsombi wieder hin?
Bekommt Horst Hrubesch HSV-Flop David Kinsombi wieder hin? © Witters | Unbekannt
HSV-Kapitän Tim Leibold befindet sich nahezu die gesamte Saison im Formtief. Findet er unter Hrubesch zurück in die Spur?
HSV-Kapitän Tim Leibold befindet sich nahezu die gesamte Saison im Formtief. Findet er unter Hrubesch zurück in die Spur? © Witters | Unbekannt
Horst Hrubesch bei einer seiner Ansprachen zur Mannschaft. Kann die Club-Ikone die Wende im Aufstiegskampf schaffen?
Horst Hrubesch bei einer seiner Ansprachen zur Mannschaft. Kann die Club-Ikone die Wende im Aufstiegskampf schaffen? © Witters | Unbekannt
Der Arm war stets ausgestreckt: Horst Hrubesch erklärte den Profis viel bei seiner ersten Trainingseinheit im Volkspark.
Der Arm war stets ausgestreckt: Horst Hrubesch erklärte den Profis viel bei seiner ersten Trainingseinheit im Volkspark. © Witters | Unbekannt
Auch beim Trinken zeigte Hrubesch mit seinem ausgestreckten Arm, wo es langgeht.
Auch beim Trinken zeigte Hrubesch mit seinem ausgestreckten Arm, wo es langgeht. © Witters | Unbekannt
Horst Hrubesch geht die Treppe am Volksparkstadion hinunter auf dem Weg zu seinem ersten Training als HSV-Interimscoach. An seiner Seite: Ersatzkeeper Leo Oppermann (hinten) und Abwehrchef Toni Leistner.
Horst Hrubesch geht die Treppe am Volksparkstadion hinunter auf dem Weg zu seinem ersten Training als HSV-Interimscoach. An seiner Seite: Ersatzkeeper Leo Oppermann (hinten) und Abwehrchef Toni Leistner. © Witters | Unbekannt
Unter großer Aufmerksamkeit betritt Horst Hrubesch den Rasen am Volksparkstadion.
Unter großer Aufmerksamkeit betritt Horst Hrubesch den Rasen am Volksparkstadion. © Witters | Unbekannt
Horst Hrubesch erklärt der Mannschaft des HSV, was er von ihr erwartet.
Horst Hrubesch erklärt der Mannschaft des HSV, was er von ihr erwartet. © Witters | Unbekannt
... und noch ein Gespräch: Diesmal mit Torjäger Simon Terodde.
... und noch ein Gespräch: Diesmal mit Torjäger Simon Terodde. © Witters | Unbekannt
Hrubesch wirft einen genauen Blick auf Kapitän Tim Leibold.
Hrubesch wirft einen genauen Blick auf Kapitän Tim Leibold. © Witters | Unbekannt
1/18