Hamburg. In einer digitalen Versammlung setzte sich der 43-Jährige gegen Martin Oetjens durch. Was das für die Wahl des HSV-Präsidiums bedeutet.
Die Freude bei Sven Freese war groß, als am Sonnabendnachmittag um 14.41 Uhr feststand, dass er der neue Abteilungsleiter des HSV-Supporters-Clubs ist. In der erstmals digitale durchgeführten Versammlung wurde der 43-Jährige mit 741 Stimmen als Nachfolger von Tim-Oliver Horn, der sich nach sechs Jahren nicht mehr zur Wahl gestellt hatte, gewählt. Insgesamt hatten sich 1410 der mehr als 65.000 Mitglieder virtuell abgestimmt. Gegenkandidat Martin Oetjens (50), der bisher Supporters-Vize war, erhielt 669 Stimmen. "Ich nehme die Wahl selbstverständig an, und weiß, welch große Amt vor mir liegt“, sagte Freese.
Als Stellvertreter wurde Christian Bieberstein gewählt, der sich mit 673 Stimmen knapp gegen Michael Richter (524) durchsetzen konnte. Ebenfalls zur Abteilungsleitung gehören Kimberly Barcelona, Pascal Hargens und Simon Philipps.
Die Wahl der neuen Supporters-Führung gilt als Fingerzeig für die bisher noch nicht terminierte Mitgliederversammlung des HSV e.V., auf der nach dem kollektiven Rücktritt von Präsident Marcell Jansen und seinem Team ein neues Präsidium gewählt wird. Auf der Versammlung kritisierte der bisherige Supporters-Chef Horn erneut die Vorgänge rund um den Führungsstreit im HSV e.V. "Die Vorgänge sind sehr bedauerlich. Wir hätten uns gewünscht, dass sich das Präsidium zusammenreißt und die Amtszeit normal zu Ende bringt", sagte der scheidende Horn.
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Fan-Szene will wieder mehr Einfluss nehmen
In jedem Fall wird das Präsidium mit großem Interesse auf die Online-Veranstaltung geblickt haben. Während Horns bisheriger Stellvertreter Oetjens dafür warb, den bisherigen Kurs zu halten, setzt sein Herausforderer Freese auf eine stärkere Rolle des Supporters Clubs innerhalb des HSV, aber auch der Stadt.
Vor allem fankulturelle Themen wie Identität, Partizipation oder Pyrotechnik sollen wieder stärker diskutiert und vor allem gelebt werden. Das hat Freese auch bei seiner Wahlrede am Sonnabend noch einmal deutlich gemacht. "Der HSV-Supporters Club, die Fan-und Mitgliederorganisation braucht mehr Mut, mehr Stärke und eine klare Stimme. Wir als Team sind überzeugt, dass wir dem SC die notwendigen Impulse geben werden. Wir brauchen einen Supporters Club, der sich für alle Fans einsetzt", erklärte Freese, der sich auch für ein barrierefreies Stadion und sozialverträgliche Eintrittspreise einsetzen will. "Wir brauchen ein buntes, lautes und freies Stadion. Wir müssen als HSV unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und wir wollen für alle Mitglieder in Deutschland und Europa greifbar werden."
Die aktive Fanszene hat die Gruppe um Freese auf ihrer Seite. Zuletzt hatte sich die Ultra-Gruppierung "Castaways" klar für den neuen Supporters-Abteilungsleiter positioniert.
Nach sechs Stunden und 15 Minuten endete die erste digitale Versammlung in der Geschichte des Supporters-Clubs, die technisch hervorragend über die Bühne ging. "Wir werden jetzt Vollgas geben. Ich möchte mich bei Timo Horn bedanken, mit dem ich befreundet bin. Es war eine tolle Leistung von dir", sagte der neue Supporters-Chef Freese zum Abschluss der Veranstaltung.