Hamburg. Junger Mann hatte Hoffmann mit gestohlenem Laptop erpresst. Der reagierte mit “kriminalistischem Geschick“. Das Urteil.
Als Farouk S. am Abend des 21. Januar am Volksparkstadion eintrifft, erwartet ihn Bernd Hoffmann schon. Der damalige HSV-Vereinschef wedelt mit einem Umschlag, von dem er weiß, dass er leer ist und von dem Farouk S. glaubt, er sei prall gefüllt.
Gefüllt mit jenen 5000 Euro, die er im Austausch für den Laptop verlangt hat, der Hoffmann eine Woche zuvor gestohlen worden war. Aus der kriminellen Lohntüte wird allerdings nichts: Polizisten, von Hoffmann alarmiert, treten aus der Deckung und nehmen Farouk S. fest.
Hoffmann-Erpresser gesteht vollumfänglich
Die kurze Karriere des 27-Jährigen als Möchtegern-Erpresser hat jetzt auch vor Gericht ein (vorläufiges) Ende gefunden. Am Dienstag verurteilte ihn das Amtsgericht Altona wegen Hehlerei und versuchter Erpressung zu einem Jahr Haft auf Bewährung. Es ist seine erste Freiheitsstrafe, bisher hat Farouk S. nur Geldstrafen kassiert. Einschlägig vorbestraft ist er überdies nicht – mit der versuchten Erpressung von Hoffmann beging er sein erstes Vermögensdelikt.
Das und sein vollumfängliches Geständnis zum Prozessauftakt bewahrten den 27-Jährigen vor einer noch höheren Sanktion, wie der Altonaer Amtsrichter sagte. Zumal die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer am vergangenen Donnerstag eine Freiheitsstrafe von 22 Monaten beantragt hatte, die angesichts der Vielzahl an Vorstrafen auch nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden könne. „Wären wir dem gefolgt, hätte die Verhandlung für sie als Drama geendet“, sagte der Richter.
Farouk S. hatte Laptop vom HSV-Chef als Hehlerware gekauft
Farouk S. hatte eingeräumt, den Laptop als offensichtliche Hehlerware für 300 Euro von einem fremden Mann im Bahnhof Neumünster gekauft zu haben. Der Dieb, der wenig später aufflog und gegen den längst ein Strafverfahren läuft, hatte das MacBook Air gestohlen, als Hoffmann am 14. Januar mit dem ICE aus Frankfurt im Hamburger Hauptbahnhof eintraf. Dass der Laptop vertrauliche Daten enthielt und dem damaligen HSV-Chef gehörte, sei ihm erst bewusst geworden, als er ihn angestellt und durchsucht habe, so der Angeklagte.
Um den Computer zu verhökern, rief er nach Überzeugung des Gerichts am 21. Januar zunächst bei der „Bild“ an, blitzte dort aber ab. Im Anschluss telefonierte er mit Hoffmann und setzte ihn unter Druck, indem er mit der Weitergabe vertraulicher Dokumente an die Medien drohte. Das könnte, so der Angeklagte, insbesondere deshalb peinlich werden, weil bereits 2015 ein hochrangiger HSV-Sportfunktionär einen Rucksack mit geheimen Unterlagen verloren hatte.
Launiges Gespräch zwischen Hoffmann und Erpresser
Kurioserweise entwickelte sich zwischen dem Erpresser und dem Erpressten ein launiges Gespräch, die Stimmung: fast gelöst. Hoffmann äußerte darin scherzhaft seine Befürchtung, Farouk S. könne "Pauli-Fan" sein, denn dann würde es für ihn "wahrscheinlich teurer" werden. Diese Angst konnte ihm der Angeklagte nehmen: Er sei "hunderttausendprozentig HSV-Fan".
Mit zwei Eintrittskarten für ein HSV-Spiel, wie von Hoffmann angeboten, wollte er sich aber nicht abspeisen lassen, „die kann ich mir noch selber kaufen“. In einem zweiten Telefonat einigte sich Hoffmann mit dem Erpresser dann – zum Schein – auf eine Summe von 5000 Euro für die Rückgabe des Gerätes.
"Krimi, der komödiantische Züge angenommen hat"
Mit Blick auf den Angeklagten sprach der Altonaer Amtsrichter von einem "Krimi, der zeitweise komödiantische Züge angenommen hat". Wenn Farouk S., wie im Prozess ausgesagt, tatsächlich geglaubt habe, mit der Rückgabe des Laptops eine Art „Dienstleistung“ zu erbringen, sei das natürlich völlig abwegig.
Es sei unstrittig, dass er Hoffmann für den Fall einer Nichtzahlung mit einem "Übel" gedroht und sich damit einer versuchten Erpressung schuldig gemacht habe. Hoffmann habe bei der ganzen Scharade "kriminalistisches Geschick" an den Tag gelegt und so zu Farouk S.‘ Festnahme beigetragen.
Erpresser entschuldigt sich für seine Tat
Der 27-Jährige, Vater von zwei Kindern und seit wenigen Tagen wieder in Lohn und Brot, bat wie zuvor sein Verteidiger um eine milde Strafe. Er wolle die Einschulung seiner Tochter im kommenden Sommer nicht im Gefängnis erleben müssen, und er bereue die Tat zutiefst.
Was er angerichtet habe, habe sich nach der umfangreichen Berichterstattung über den Prozess in seinem Fußballverein und im Freundeskreis herumgesprochen. Er wolle aber nicht jammern: Verantwortlich für die Misere sei allein er selbst. „Ich bin der Täter, Herr Hoffmann das Opfer. Ich möchte mich auf jeden Fall entschuldigen.“
Das klingt, nun ja, beinahe sportlich.