Hamburg. Die Hamburger sind nach einem Sieg gegen Sandhausen zumindest bis Mittwoch Tabellenführer – und wurden reich beschenkt.
Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Timo Gerach wirkte wie eine Erlösung, auch wenn das Ergebnis eine andere Stimmungslage vermuten lassen könnte. Nach 90 qualvollen Minuten rumpelte sich der HSV zu einem 4:0 (1:0)-Erfolg gegen den SV Sandhausen. Den Unterschied an diesem tristen Dienstagabend machte einmal mehr Hamburgs Torjäger Simon Terodde.
Mit seinem sechsten Doppelpack in der laufenden Saison schoss er den HSV zumindest für einen Tag an die Tabellenspitze, weil die Aufstiegsrivalen Bochum (0:2 in Hannover) und Fürth (0:4 gegen Darmstadt) patzten. Am Mittwoch kann jedoch Holstein Kiel mit einem Sieg gegen Nürnberg wieder die Tabellenführung übernehmen.
Der zweite Sieg in Folge darf aber keinesfalls über einen spielerisch wenig überzeugenden Auftritt des HSV hinwegtäuschen. Dafür war vor allem das Offensivspiel zu einfallslos. Doch Daniel Thioune sah es positiv: "Wir waren sicher nicht vier Tore besser. Aber wir haben in der Box die Zweikämpfe gewonnen", sagte der Trainer bei Sky: "Wir haben zuletzt viel Aufwand für wenig Ertrag betrieben. Heute wollten wir unser Tor sichern, und das haben wir getan. Dass man attraktiver spielen kann, ist klar."
Sandhausen setzte den HSV früh unter Druck
Schon nach wenigen Minuten verfestigte sich der Eindruck, dass es ein schauriger Abend für den HSV werden könnte, als Sandhausens Alexander Esswein völlig frei im Strafraum zum Abschluss kam (5.). Und die Gäste blieben dran. Keine 120 Sekunden später unterlief Abwehrspieler Moritz Heyer ein übler Stellungsfehler, sodass erneut Esswein zum Abschluss am (7.). Erinnerungen an das 1:5 am letzten Spieltag der vergangenen Saison an Ort und Stelle wurden wach, als die Hamburger den Aufstieg verspielten. „Ja geht das denn schon wieder los?“, dürften sich die HSV-Anhänger vor den Fernsehbildschirmen gedacht haben.
Tatsächlich unternahm der HSV nur wenig, um seine mitfiebernden Fans auf wärmere Gedanken zu bringen. Dafür halfen aber die Sandhäuser kräftig mit, um Aufbauhilfe für die verunsichert wirkenden Hamburger zu leisten. Zunächst hinderte Ex-HSV-Profi Dennis Diekmeier den agilen Jeremy Dudziak nicht an einer Flanke, dann ließ Verteidiger Ivan Paurevic Simon Terodde gewähren – und der beste Torjäger der laufenden Saison bedankte sich mit seinem zwölften Saisontor und dem glücklichen 1:0 für den HSV (28.).
Wer nun aber dachte, die Führung würde dem HSV mehr Sicherheit vermitteln, der sah sich getäuscht. Sandhausen blieb weiterhin die gefährlichere Mannschaft, während es den Gastgebern an jeglicher Dynamik im Angriff fehlte.
HSV macht in Hälfte zwei alles klar
Immer wieder drängte der Tabellen-15. den neuen Tabellenführer in die Defensive, doch das HSV-Bollwerk, bestehend aus den Innenverteidigern Toni Leistner und Stephan Ambrosius, hielt dem Druck stand. Und inmitten von Sandhausens Drangphase schlug erneut Terodde zu (67.) – die Vorlage hatte Sandhausens Diego Contento geliefert. Zunächst sah es so aus, als hätte Josha Vagnoman Torhüter Wulle die Sicht verhindert, doch der Treffer zählte.
Nun war dem HSV der Sieg nicht mehr zu nehmen. Der eingewechselte Amadou Onana mit einem sehenswerten Lupfer (78.) und Vagnoman per Kopf (90.+2) erhöhten sogar noch auf 4:0 – und sorgten damit für ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.
Die Statistik
- HSV: Ulreich – Leistner, Heyer, Ambrosius – Vagnoman, Gjasula (82. Wood), Leibold – Hunt (59. Kinsombi), Dudziak (88. Jatta) – Terodde (82. Gideon Jung), Wintzheimer (59. Onana). – Trainer: Thioune
- Sandhausen: Wulle – Röseler, Paurevic, Linsmayer – Diekmeier, Taffertshofer, Nartey (83. Ouahim), Contento (83. Zenga) – Biada (83. Bouhaddouz), Behrens, Esswein (88. Scheu). – Trainer: Schiele
- Schiedsrichter: Timo Gerach (Landau-Queichheim)
- Tore: 1:0 Terodde (30.), 2:0 Terodde (67.), 3:0 Onana (78.), 4:0 Vagnoman (90.+1)
- Gelbe Karten: Heyer, Ambrosius (2), Onana (3), Gjasula (2), Terodde – Contento (3)
- Torschüsse: 10:17
- Ecken: 4:10
- Ballbesitz: 54:46 Prozent