Hamburg. Der dienstälteste HSV-Profi sucht nach einem Beraterwechsel einen neuen Club. Auch bei Jonas David zeichnet sich ein Abgang ab.
Es hätte nicht viel gefehlt, und Gideon Jung und Klaus Gjasula wären schon vor einem Jahr Teamkollegen geworden. Nachdem Jung vom damaligen Sportvorstand Ralf Becker am Tag nach dem letzten Saisonspiel mitgeteilt hatte, dass er sich einen neuen Verein suchen könne, fand Jungs Berater René Deffke eine gute Lösung. Der Defensivspieler sollte für ein Jahr auf Leihbasis zum SC Paderborn wechseln und dort in der Bundesliga zu seiner früheren Verfassung finden. Doch dann kamen Jonas Boldt und Dieter Hecking zum HSV und legten ihr Veto ein. Jung machte 24 Spiele, verpasste aber auch im zweiten Anlauf den Wiederaufstieg.
Im zweiten Anlauf wurde Jung nun doch der Mitspieler von Gjasula, der ausgerechnet von dem Club kam, zu dem Jung vor einem Jahr wechseln sollte. Und gegen den die beiden nun am Montag im Spitzenspiel der Zweiten Liga um den zweiten Sieg in Folge kämpfen. Doch während Neuzugang Gjasula im defensiven Mittelfeld beim neuen HSV-Trainer Daniel Thioune gesetzt ist, deutet sich bei Jung an, dass es mit 24 Einsätzen in dieser Saison schwer werden wird. Was vor allem damit zu tun hat, dass Gjasula auf seiner Sechser-Position vor ihm steht – und Jung in der Innenverteidigung aktuell nur fünfte Wahl ist.
Gideon Jung trennt sich von seinem Berater
Der mittlerweile dienstälteste HSV-Profi, der 2014 von Rot-Weiß Oberhausen nach Hamburg kam, könnte daher noch vor Ende der Transferperiode (5. Oktober) einen neuen Wechsel-Anlauf unternehmen. Sollte sich ein Club für Jung interessieren, ist der HSV gesprächsbereit. Dass auch Jung gewillt ist, einen neuen Verein zu finden, verdeutlicht ein Indiz: Nach Abendblatt-Informationen hat sich der 26-Jährige von seinem langjährigen Berater René Deffke getrennt. Mit einem neuen Agenten erhofft sich Jung neue Optionen auf dem Transfermarkt.
Dass das Gesamtpaket Jung für viele Vereine allerdings schwer zu stemmen ist, zeigte sich vor wenigen Wochen, als der 1. FC Nürnberg Interesse an einer Jung-Verpflichtung anmeldete. Sowohl die vom HSV aufgerufene siebenstellige Ablösesumme sowie Jungs Gehaltsvorstellungen schreckte den neuen Sportvorstand Hecking schnell wieder ab.
Jung von Gjasula und Onana verdrängt
Jung hatte seinen Vertrag beim HSV vor drei Jahren bis 2022 verlängert. Damals lag der Marktwert des U-21-Europameisters bei vier Millionen Euro, Jung war beim HSV in der Bundesliga Stammspieler. Doch nach dem Abstieg folgte ein Knorpelschaden. Seitdem spielt Jung nicht mehr auf dem Niveau wie zuvor. Sein Marktwert ist inzwischen auf 1,5 Millionen Euro gesunken.
Hecking hatte Jung im Vorjahr vor allem als Abräumer im defensiven Mittelfeld vorgesehen. Diese Rolle hat nun Gjasula beim HSV übernommen. Und auch der junge Amadou Onana ist als zentraler Defensivspieler an Jung vorbeigezogen. Der 19-Jährige überzeugte zum Ligastart beim 2:1 gegen Düsseldorf und ist auch in Paderborn an der Seite von Gjasula gesetzt. „Wir haben uns gut ergänzt“, sagte der 30-Jährige am Donnerstag vier Tage vor seiner Rückkehr nach Paderborn. „Amadou ist ein hervorragender Spieler, das hat jeder gesehen. Er spielt schon sehr reif. Er ist ein junger Bursche, dem ich so gut wie möglich versuche zu helfen. Er kann von mir lernen, aber ich kann auch von ihm lernen.“
Gjasula und Onana hätten aktuell auch die Nase vorn vor Jung, sollte sich Thioune für eine Dreierkette entscheiden. Dann könnte einer der beiden den zentralen Part im Abwehrzentrum übernehmen, während Stefan Ambrosius und Moritz Heyer daneben spielen würden. In zwei Wochen gegen Erzgebirge Aue ist zudem auch Toni Leistner wieder spielberechtigt.
Parkt der HSV David wieder in Würzburg?
Hoffnungen auf eine gute Rolle in der Defensive hatte sich auch Jonas David gemacht. Der 20-Jährige ist einerseits nah dran an der Stammelf, andererseits droht dem Talent eine weitere Saison mit Spielzeit hauptsächlich in der Regionalliga. Sollte sich dieser Status bis zum Ende der Transferperiode nicht ändern, will sich der Verteidiger erneut verleihen lassen. Die Würzburger Kickers, bei denen David zuletzt ein halbes Jahr spielte, wären wieder eine Option.
Am Mittwochabend spielte David mit der U21 beim 2:3 in Norderstedt. Auch der Brasilianer Ewerton stand auf dem Platz, ließ sich wegen muskulärer Probleme aber schon zur Halbzeit auswechseln. Der 30-Jährige, der vor einem Jahr als Stabilisator geholt wurde, kommt beim HSV einfach nicht in die körperliche Verfassung, die er brauchen würde, um die angedachte Rolle auszufüllen. In den Planungen für die Saison spielt Ewerton bei den Verantwortlichen daher kaum noch eine Rolle.
Die Personalie Jung könnte die Kaderplaner um Jonas Boldt, Michael Mutzel und Claus Costa dagegen noch bis zum Ende der Transferfrist beschäftigen. Ziel ist es, alle Planungen noch vor dem sogenannten Deadlineday am 5. Oktober abzuschließen. Sollte Jung auch danach noch in Hamburg spielen, wäre man beim HSV auch zufrieden. Mit seiner Vielseitigkeit ist er ein gerngesehener Kaderspieler. Die Frage bleibt, ob Jung sich in dieser Rolle auch so gerne sieht.