Hamburg. Der HSV-Finanzvorstand im XXL-Interview über die Folgen von Corona, Investoren, Kühne, 50+1, die Vorstandsbesetzung und die EM 2024.
Es ist schon eine ganze Weile her, dass Frank Wettstein ein Interview gegeben hat. Für das Abendblatt hat sich der Finanzvorstand des HSV vor der DFL-Vollversammlung an diesem Dienstag um 11 Uhr stilecht 90 Minuten Zeit genommen, um vor allem über ein Thema zu sprechen: das liebe Geld.
Hamburger Abendblatt: Herr Wettstein, Sie sind ein Mann der Zahlen. Was macht Ihnen in diesen Tagen größere Sorgen: die Gesundheitslage oder die Weltwirtschaft?
Frank Wettstein: Das eine bedingt leider das andere. An erster Stelle steht die Gesundheit aller. Aber im zweiten Schritt muss man alles versuchen, um die Folgen dieser Pandemie nach Möglichkeit zu begrenzen.
Die Folgen einer zweiten Welle kann man sich leider ausmalen. Würde auch dem Profifußball eine Pleitewelle drohen?
Frank Wettstein: Wir haben einen historischen Konjunktureinbruch und möglicherweise eine gigantische Welle an Insolvenzen vor uns. Dieser gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kann sich auch der Profifußball nicht entziehen. Die Folgen von Corona werden uns alle mindestens fünf, vielleicht aber auch 15 Jahre begleiten. Man darf nicht vergessen: Wir sind mitten in der Pandemie. Und ich bin mir sicher, dass der Fußball, wie wir ihn kennen, nach dieser Pandemie auch nicht mehr der Gleiche sein wird.
Anders als in der Gastronomie konnten die Proficlubs trotz dramatischer Einnahmeeinbußen Insolvenzen bislang vermeiden …
Frank Wettstein: … Stand heute wissen wir noch gar nicht, ob sich alle Fußballclubs tatsächlich retten. Wir haben derzeit eine Momentaufnahme, die vielleicht von einer trügerischen Ruhe geprägt ist. Noch ist es viel zu früh, um Entwarnung zu geben. Kein Club kann die Pandemie für sich abhaken. Die Krise ist noch lange nicht vorbei. Wir sollten auch damit rechnen, dass es Clubs geben kann, auf die eine akute Existenzbedrohung zukommt.
Zählt der HSV zu diesen Clubs dazu?
Frank Wettstein: Das hängt von der Dauer der Krise ab. Im schlimmsten Fall zählen alle Clubs dazu. Einerseits wird der HSV nicht der erste Proficlub sein, dem die Insolvenz droht. Andererseits ist der HSV auch nicht Bayern München.
Hat der deutsche Fußball im internationalen Vergleich tatsächlich bessere Chancen als andere, mit einem oder zwei blauen Augen davonzukommen?
Frank Wettstein: Die Bundesliga hat vor allem zu Beginn der Krise viel richtig gemacht. Dass hierzulande als Erstes wieder Profifußball gespielt wurde und der Rahmenterminkalender bis zum 30. Juni abgeschlossen werden konnte, ist ein enormes Pfund an Verlässlichkeit. Erschwerend für die Bundesliga kommt allerdings hinzu, dass man ausgerechnet in der Hochphase der Corona-Krise einen neuen TV-Vertrag verhandeln musste. Dafür kann keiner was. Aber erst bei der nächsten Verhandlung über die TV-Verträge wird man wissen, wo im deutschen Fußball die Reise hingeht. Trotzdem darf man unter dem Strich festhalten, dass kein Ligaverband diese riesige Herausforderung so gut moderiert hat wie die DFL.
Trotzdem fragen sich viele, wie es sein kann, dass so einer Milliardenbranche wie dem Fußball nach nur wenigen Wochen schon Pleiten drohen.
Erster Arbeitstag am Volkspark: HSV kniet sich wieder rein
Frank Wettstein: Jeder, der seiner Geschäftstätigkeit nicht nachgehen kann, hat schnell ein Problem. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir hier von Restaurants, Fluggesellschaften oder eben dem Profifußball reden. Ich halte die besondere Betrachtung der sogenannten Milliardenbranche Fußball in diesem Zusammenhang für falsch.
Warum?
Frank Wettstein: Fußball ist viel mehr als nur die Bundesliga. Aus meiner Sicht kann man die Bambinis und die Amateurvereine nicht vom Profifußball trennen. Ein 13-Jähriger quält sich doch auch im Training, um seinem Traum vom eigenen Spiel im Stadion näherzukommen und vielleicht mit Fußball seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das gehört alles zusammen. Ich sehe auch keine Blase, die zu platzen droht. Natürlich ist viel Geld im Umlauf – und natürlich sind die Ablösesummen zu hoch. Aber solange die Ablösen cash bezahlt und nicht auf Jahre gestreckt werden, wird keine Blase platzen.
Der HSV hat sehr gerne Ablösesummen auf Jahre gestreckt.
Frank Wettstein: Unsere Transferverbindlichkeiten sind im Gesamtkontext von abnehmender Bedeutung, wie man nachlesen kann.
Wir erinnern uns noch gut an Spieler wie Pierre-Michel Lasogga oder Lewis Holtby, die über Jahre abbezahlt werden mussten …
Frank Wettstein: Bei den genannten Transfers war ich noch nicht beim HSV. Ich kann nur sagen: Wir haben uns in den vergangenen Jahren dahin entwickelt, derartige Dinge sehr stark zu reduzieren.
Also heiter weiter nach Corona?
Frank Wettstein: Wir sollten jedenfalls nicht alles infrage stellen und so tun, als ob nur der Fußball komplett an die Wand fährt. Ich bin auch kein Freund davon, jetzt das ganze System aktionistisch revolutionieren zu wollen. Wir müssen im Hier und Jetzt die Probleme lösen, die wir durch die Pandemie haben. Wenn uns das gelingt, dann können wir über weitere Schritte wie Gehaltsobergrenzen, 50+1 und, und, und nachdenken.
Der FC St. Pauli will sich dafür einsetzen, dass Clubs wie Leipzig, Hoffenheim und Wolfsburg, die die 50+1-Regel umgehen, bei der TV-Verteilung benachteiligt werden. Das müsste auch Ihnen entgegenkommen?
Frank Wettstein: Ich habe einen anderen Ansatz im Kopf. Der große Fehler aus meiner Sicht ist, dass das maximale Streben nach sportlichem Erfolg durch die TV-Millionen begünstigt wird. Dadurch werden zu hohe Risiken eingegangen. Man kauft sich eine teure Mannschaft zusammen, um besser abzuschneiden und von höheren TV-Erlösen zu profitieren …
Genauso hat es der HSV über Jahre gemacht.
Frank Wettstein: Weil das System genauso ist. Aus meiner Sicht kann man dieses System gesunden, wenn die Schere nicht so stark auseinandergeht, wie es aktuell noch der Fall ist.
Das will St. Pauli auch.
Frank Wettstein: Man sollte aber nicht 50+1 und TV-Gelder miteinander vermischen. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Ich würde beim TV-Geld andere Parameter in den Vordergrund rücken.
Zum Beispiel Dinge wie Tradition und Reichweite, über die ja auch schon sehr viel diskutiert wurde?
Frank Wettstein: Für Tradition kann man sich nichts kaufen. Aber die Attraktivität der Liga hängt auch von der Reichweite der Clubs ab. Außerdem ist nirgendwo festgeschrieben, dass zwischen zwei Tabellennachbarn in der Bundesliga 2,5 Millionen Euro liegen müssen.
Also mehr Solidarprinzip?
Frank Wettstein: Die Liga lebt von der Attraktivität aller. Damit das so bleibt, müsste an der momentanen Chancenungleichheit gearbeitet werden. Auch die Kluft zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga scheint mir momentan zu groß.
Glauben Sie, dass dieser Gedanke unter den 36 Clubs konsensfähig ist?
Frank Wettstein: Ja.
Schon an diesem Dienstag?
Frank Wettstein: Nein. Für die kommende Spielzeit steht die Verteilung ohnehin schon fest. Für die Verteilung der TV-Gelder ab 2021/22 wird das DFL-Präsidium später in diesem Jahr einen Vorschlag machen. Aber das wird nicht an diesem Dienstag auf der Tagesordnung stehen. Ich bin dennoch optimistisch für eine Neuordnung. Die Corona-Krise hat uns noch einmal deutlich gezeigt, dass es nicht im Sinne aller ist, wenn nur die Großen überleben. Dieses Bewusstsein ist da. Das zeigt auch das Lizensierungsverfahren, das für die folgende Saison ja praktisch ausgesetzt ist.
Wie planen Sie finanziell die Saison?
Frank Wettstein: Momentan ist das sehr schwierig, weil wir zum Beispiel gar nicht wissen, ob und wenn ja mit wie vielen Zuschauern wir planen können. Daher planen wir mehrgleisig. Selbst im Oktober wird niemand garantieren können, dass Zuschauer, die dann zugelassen sind, im Dezember immer noch unsere Spiele besuchen können. Wir müssen lernen, mit der Unsicherheit zu leben und zu arbeiten. Diese Unsicherheit in Bezug auf die Zuschauereinnahmen führt auch dazu, dass der Transfermarkt weitgehend ruht.
Über Zuschauerkonzepte soll auch bei der DFL-Vollversammlung an diesem Dienstag gesprochen werden. Stimmt es, dass der HSV finanziell kaum davon profitieren würde, wenn knapp die Hälfte des Stadions für Fans offen wäre?
Frank Wettstein: Es stimmt, dass der Aufwand sehr groß wäre. Auch die Frage, wie wir fair mit all unseren Dauerkartenbesitzern umgehen sollen, ist eine riesige Herausforderung. Aber für uns ist nicht entscheidend, ab wie vielen Zuschauern wir Geld verdienen. Wichtiger ist die kommunikative Wirkung, dass es wieder mit Zuschauern weitergeht. Was man aber auch wissen muss: 20.000 Zuschauer würden uns nicht von den finanziellen Herausforderungen befreien. Und trotzdem kämpfen wir auch für 20.000 Zuschauer.
Der HSV scheint bislang vergleichsweise stabil durch die Corona-Krise gekommen zu sein. Wie schwer würde den HSV eine zweite Welle treffen?
Frank Wettstein: Es stimmt, dass wir durch viele Maßnahmen, die wir frühzeitig angestoßen haben, bisher die Krise gut meistern konnten. Wir haben über Jahre die Kapitalstruktur optimiert, Fristigkeiten geändert und Liquiditätsspielräume geschaffen.
Sie haben jedes Jahr Verluste gemacht. Wie passt das zusammen?
Frank Wettstein: Die Steuerungsgröße für das Überleben ist nicht das Jahresergebnis, sondern die Liquidität. Zudem haben wir Eigenkapital aufgebaut.
Wie hoch werden die Verluste im abgelaufenen Geschäftsjahr durch die Corona-Krise ausfallen?
Frank Wettstein: Ursprünglich war für das Geschäftsjahr 2019/20 ein Ergebnis entsprechend dem Vorjahresergebnis eingeplant, wobei wir ohne Pandemie ein sehr viel besseres Ergebnis erzielt hätten. Wir werden keinen Rekordverlust veröffentlichen müssen und haben 20 Millionen Euro Verbindlichkeiten abgebaut.
Kann es mit zunehmender Dauer von Corona auch beim HSV zu einer Existenzbedrohung kommen?
Frank Wettstein: Wir gehen davon aus, dass unser Eigenkapital für die kommende Saison ausreichen sollte. Aber im schlimmsten Fall könnte es dann auch aufgebraucht sein. Das wissen wir aber heute nicht, weil wir einfach nicht wissen, wie lange die Krise noch dauert.
Ist der HSV auf dem Transfermarkt uneingeschränkt handlungsfähig oder müssen zunächst Spieler verkauft werden?
Frank Wettstein: Wie fast alle Clubs warten auch wir derzeit ab. Mit der Verpflichtung von Klaus Gjasula haben wir gezeigt, dass wir handlungsfähig sind. Aber es gibt überhaupt keinen Druck, schnell Transfers tätigen müssen. Beim Trainingsauftakt an diesem Mittwoch wird ein schlagkräftiger Kader auf dem Rasen stehen. Grundsätzlich glaube ich schon, dass wir in diesem Jahr einen anderen Transfermarkt erleben werden.
Nämlich?
Frank Wettstein: Viele Clubs werden verstärkt auf ablösefreie Spieler und Leihspieler setzen.
Einen ganzen Monat ist der HSV bereits ohne Trikotsponsor und Namensgeber für das Stadion. War der Club auf den Ausstieg der beiden Hauptsponsoren nicht ausreichend vorbereitet?
Frank Wettstein: Dass jetzt ein Monat rum ist, macht mir keine Sorge. Ein neuer Sponsor würde auch nicht weniger zahlen, weil jetzt der erste Monat vorbei ist. Die Vereinbarungen gelten für 34 Saisonspiele, sofern sie vor dem Saisonstart geschlossen werden, und nicht für zwölf Monate. Und dass wir vor dem Saisonstart einen neuen Hauptsponsor haben, da bin ich weiterhin sehr optimistisch.
Werden Sie im Hinblick auf das Namensrecht am Stadion das Gespräch mit Klaus-Michael Kühne noch einmal suchen?
Frank Wettstein: Herr Kühne ist mit mehr als 20 Prozent mittelbar an der HSV Fußball AG beteiligt, schon deswegen reden wir regelmäßig mit Herrn Kühne. Aber der Vertrag über das Namensrecht ist ausgelaufen – und diesen Status sollte man auch akzeptieren. Einen zeitlichen Druck, einen neuen Partner bis zum Saisonstart zu finden, sehe ich aber im Gegensatz zum Hauptsponsor nicht.
Stimmt es, dass Sie in vielversprechenden Gesprächen mit einem weiteren Investor sind?
Frank Wettstein: Man sollte nicht vergessen, dass nur noch rund ein Prozent der Anteile platziert werden kann. Dieses Thema hat aufgrund unserer vereinseigenen 24,9-Prozent-Grenze im Hinblick auf die finanziellen Herausforderungen, vor denen wir stehen, also wenig Relevanz.
Plädieren Sie dafür, dass sich coronabedingt der HSV perspektivisch für Anteilsverkäufe oberhalb der 24,9-Prozent-Grenze öffnet?
Frank Wettstein: Wenn wir in die Lage kommen, dass unser Eigenkapital pandemiebedingt aufgezehrt wird, dann müssen wir uns schon nach Alternativlösungen umschauen. Und neue Investoren wären dann genauso ein möglicher Lösungsansatz wie die Möglichkeit, dass schon vorhandene Investoren ihre Anteile aufstocken.
Im Klartext: Die 24,9-Prozent-Hürde ist beim HSV nicht in Stein gemeißelt?
Frank Wettstein: Man wird ab einem bestimmten Punkt darüber diskutieren müssen.
Im ersten Schritt nur über 24,9 Prozent oder auch über die 50+1-Regel, über die bei der DFL ja ohnehin geredet wird?
Frank Wettstein: Die 50+1-Regel gibt es doch faktisch gar nicht. Das ist eine nette Klausel, aber wir haben genug Beispiele, bei denen deutlich mehr Kapitalanteile extern platziert werden, als es im Sinne von 50+1 einmal angedacht war. Es entscheidet also gar nicht die DFL darüber, sondern es entscheidet jeder Club für sich, wie er damit umgeht. Über einen Rechtsformwechsel kann man doch schon heute deutlich mehr Kapital in den Club einbringen.
Der HSV ist eine AG, Hertha eine KGaA. Sollte man auch beim HSV über einen Rechtsformwechsel nachdenken?
Frank Wettstein: Auf keinen Fall pandemiebedingt. Man sollte diese beiden Themen auch nicht vermischen. Es macht keinen Sinn, gleichzeitig über die 24,9-Prozent-Hürde und über einen Rechtsformwechsel zu sprechen. Man sollte die Diskussionen einfach halten.
Sind Sie denn ein wenig neidisch auf Ihre Kollegen bei Hertha BSC, die sich mitten in der größten Krise des Fußballs über mehrere Hundert Millionen Euro von Investor Lars Windhorst freuen dürfen?
Frank Wettstein: Nein, neidisch bin ich überhaupt nicht. Es steht mir auch nicht zu, mich über Hertha zu äußern. Grundsätzlich gilt, dass man Anteile nur einmalig verkaufen kann. Mitten in der Corona-Krise Anteile zu verkaufen kann auch bedeuten, dass man unter Wert verkauft. Es ist nicht immer zweckmäßig, eine Unternehmenskrise durch die Beschaffung von Eigenkapital zu bekämpfen. Man kann auch erst die Krise lösen, um dann auf dieser Basis das Eigenkapital zu stärken.
Bleiben wir beim Geld – oder besser: beim fehlenden Geld. Sind die coronabedingten Themen Kurzarbeit und Gehaltsverzicht abgeschlossen?
Frank Wettstein: Kurzarbeit läuft weiterhin. Zum Thema Gehaltsverzicht: Bei jeder Neuverpflichtung können wir auch viele Variablen vertraglich neu festschreiben. Wir haben aber ein finanzielles Thema vor uns, das viel entscheidender ist: der Stadionumbau im Hinblick auf die Europameisterschaft 2024. Wir müssen uns deutlich mehr Gedanken machen, wie wir unseren aufgestellten Investitionsplan für die nächsten Jahre noch umsetzen können.
Erhoffen Sie sich Hilfe durch die Stadt, die sich ja auch über die Europameisterschaft in Hamburg freut?
Frank Wettstein: Wir reden ja schon seit mehr als zwei Jahren über die Europameisterschaft mit der Stadt Hamburg. Klar ist nur, dass dann auch irgendwann die Dinge final entschieden werden müssen. Ich bin aber optimistisch, dass wir da Lösungen hinbekommen, die sowohl den Interessen des HSV als auch der Stadt Hamburg gerecht werden.
Schalke hat sich erfolgreich um eine Bürgschaft vom Staat bemüht. Können Sie sich ähnliches beim HSV vorstellen?
Frank Wettstein: Eine Landesbürgschaft, wie NRW sie für Schalke vorgelegt hat, ist zunächst einmal nichts Ungewöhnliches. Ähnliche Bürgschaften gibt es zu Hunderttausenden in diesem Land. Es gibt nur immer einen Aufschrei, wenn es einen Fußballclub betrifft. Was die meisten aber vergessen: Eine Bürgschaft schafft ja kein Geld. Eine Bürgschaft versetzt nur den Begünstigten in die Lage, sich Geld zu verschaffen, was dieser später wieder zurückzahlen muss.
Heißt, dass auch der HSV sich die Möglichkeit einer staatlichen Bürgschaft offenhält?
Frank Wettstein: Es ist eine mögliche Maßnahme, die wir allerdings derzeit nicht verfolgen.
Ganz unabhängig von all den finanziellen Themen: Favorisieren Sie denn die momentane Vorstandskonstellation als Duo mit Jonas Boldt?
Frank Wettstein: Das ist die Entscheidung des Aufsichtsrats. Ich kann nur sagen, dass man in der momentanen Situation, in der an sehr vielen Stellen sehr viele Gespräche geführt werden müssen, sehr behutsam mit Veränderungen in der Besetzung sein sollte.
Sie wollen also zu zweit bleiben?
Frank Wettstein: Noch mal: Das ist die Entscheidung des Aufsichtsrats. Bei vielen Gesprächspartnern könnte aber eine Unsicherheit entstehen, wenn man die aktuelle Besetzung ändert. Aber wie man vielleicht in einem halben Jahr damit umgeht, entscheidet alleine der Aufsichtsrat. Was Jonas und mich betrifft: Wir arbeiten professionell zusammen, sind exzellent abgestimmt. Jeder kennt seine Verantwortungsbereiche, jeder versucht den anderen bestmöglich zu unterstützen. Und die Gesamtverantwortung reklamiert keiner für sich, sondern die nehmen wir beide wahr.
Mit Beiersdorfer, Bruchhagen und Hoffmann haben Sie als einziger Top-Manager beim HSV drei Vorstandsvorsitzende überlebt. Was ist Ihr Überlebensgeheimnis?
Frank Wettstein: Ich versuche die Dinge, die in meiner Macht stehen, einfach und mit größtmöglicher Professionalität und Transparenz abzuarbeiten. Mir geht es darum, die Dinge nach außen und nach innen so zu benennen, wie sie sind.