Hamburg. HSV-Praktikant Patrick “Coach“ Esume zweifelt an der Qualität des Journalismus der “Sport Bild“. Seine Worte sind deutlich.
Am Sonntag wird Patrick Esume zum ersten Mal im Stadion mit dabei sein, wenn der HSV bei Greuther Fürth um Punkte kämpft. Der Football-Coach und Motivationsexperte, der im Februar als Praktikant im Trainerteam von Dieter Hecking begonnen hatte, wird die Hamburger in den kommenden Wochen bis zum Saisonende begleitend und beratend unterstützen.
Am Mittwoch berichtete nun die "Sport Bild", dass der neue HSV-Praktikant aber eigentlich Anhänger des FC St. Pauli sei und den HSV vor drei Jahren in der Sky-Fußballshow "Sechserkette" verspottete. Esume sagte damals auf eine Frage nach seiner HSV-Ablehnung: "Weil der HSV scheiße ist. Das sage ich als Hamburger. Wir stehen im Keller. Was soll ich sagen?" Auf die Frage des Moderators, ob er Anhänger des FC St. Pauli sei, sagte Esume: "Ja, logisch."
Am Mittwochnachmittag hat Esume nun mit einem emotionalen Statement auf den Bericht reagiert. Der 46-Jährige kritisiert darin die Art des Artikels. "Ist es Qualitäts-Journalismus, wenn man ein Zitat aus einer drei Jahre alten Comedy-Show für eine Headline nutzt, die zu einer Zeit aufgezeichnet wurde, als der HSV gerade 0:8 gegen Bayern verloren hat? Als gefühlt ganz Deutschland wegen eines Fußballvereins über meine Heimatstadt gewitzelt hat? Sicher nicht", schreibt Esume.
HSV-Fan Esume wurde als Kind Opfer von Rassismus im Volkspark
Dazu postet der Hamburger ein Foto von sich als Kind im HSV-Trikot und schildert einen Vorfall aus der Jugend im Volksparkstadion.
"Wie man an meinem Einschulungs-Foto sieht, war die Raute von klein auf eine große Liebe für mich. Bis zu dem einen Moment, als mir im Volksparkstadion gesagt wurde, dass der HSV 'keine Nigger in der Kurve braucht'. Das ist verdammt lange her, aber für ein damals elfjähriges Kind ein sehr einschneidendes Erlebnis. Vielleicht ist für den einen oder anderen nachvollziehbar, dass ich mich nach diesem Erlebnis eher dem Verein in Hamburg zugewandt habe, der immer für das genaue Gegenteil stand." Esume meint den FC St. Pauli. Jetzt aber arbeitet er für den HSV.
Esume: HSV hat sich positiv verändert
Esume ist in Hamburg geboren und in Altona aufgewachsen. Er ist der Sohn eines aus Nigeria eingewanderten Studenten und einer gebürtigen Hamburgerin. Er spielte professionell Football für die Hamburg Blue Devils und später für die Sea Devils. Heute ist er als Footballtrainer und als Motivationscoach bekannt. Vor allem aber hat er seine alte Bindung zum HSV wiedergefunden.
"Der HSV (und seine Fans) heutzutage ist nicht mehr der HSV der 80er Jahre. Der HSV heute ist auch nicht mehr der HSV von vor drei Jahren. Der jetzige HSV steht zum Beispiel wie eine Eins hinter ihrem Spieler Jatta, was mich tief beeindruckt hat. Die HSV-Fans stehen geschlossen hinter ihm und setzen sich somit aktiv gegen Rassismus ein", schreibt Esume über den Fall Bakery Jatta.
Esume: Bundesliga braucht den HSV
Den Kontakt zwischen Esume und dem HSV hatte Sportvorstand Jonas Boldt vermittelt. Dieter Hecking zeigte sich angetan nach den ersten zwei Tagen, an denen Esume im Februar beim HSV arbeitete.
Und auch Esume schwärmt: "Der HSV hat in Jonas Boldt und Dieter Hecking eine sportliche Führung, die mich begeistert und zu der ich ein tolles Verhältnis habe. Also für all diejenigen, die sich fragen, wie ein St. Pauli-Sympathisant den HSV unterstützen kann – die Antwort lautet: VERÄNDERUNG. Die hat es beim HSV gegeben und auch ich bin heute 35 Jahre älter als damals. Also wenn nicht jetzt, wann dann die alte Liebe wieder aufleben lassen."
Esumes Schlussworte: "Für Hamburg, weil Hamburg ein Bundesliga-Team braucht, über das in Zukunft keine Witze mehr gemacht werden."