Hamburg. 1980 fegten Keegan, Kaltz und Co. die “Königlichen“ aus dem Volkspark und zogen ins Europapokalfinale ein. Eine Erinnerung.
Sie wollten gar nicht mehr nach Hause gehen, so berauscht waren die mehr als 61.000 Menschen im Volksparkstadion nach diesem Spiel. Aber was heißt hier „Spiel“? Es war eine Gala, ein Fußballfest, ein Triumph, eine Sternstunde. Noch heute gibt es so viele schwärmerische Beschreibungen für dieses 5:1 des HSV gegen Real Madrid – und sie alle treffen zu.
An diesem 23. April ist es genau 40 Jahre her, dass Kaltz, Hrubesch, Keegan und Co. ihre Anhänger so sehr begeisterten und ganz Fußball-Deutschland zumindest beeindruckten.
Das 5:1 gegen Madrid toppte alles
Der damals 19 Jahre junge Autor dieser Zeilen hatte knapp ein Jahr früher vor Ort erlebt, wie sich der HSV mit dem 0:0 in Bielefeld zum Meister kürte. Das war schon cool, ebenso wie ein paar Jahre zuvor das 4:1 im Volksparkstadion gegen das DDR-Topteam von Dynamo Dresden. Aber diese Fußballshow, diese Dramaturgie und dieses unglaubliche Ergebnis im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister übertraf alles.
0:2 hatte der HSV das Hinspiel in Madrid verloren. Die Sache schien klar, Real war auf dem besten Weg ins Finale, das zum Heimspiel werden würde, weil es die Uefa lange zuvor ins Bernabéu-Stadion in Madrid vergeben hatte.
Real erst arrogant, dann verunsichert
Doch die "Königlichen" mit dem deutschen Nationalspieler Uli Stielike fühlten sich zu sicher. Schnell schlug ihre Arroganz in Verunsicherung um, weil der HSV von Beginn an auf eine druckvolle und variable Offensive setzte, wobei vor allem Kevin Keegan mit seinen Positionswechseln die Spanier verwirrte.
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Nach gut einer Viertelstunde hatten Manfred Kaltz (10.) per Foulelfmeter und Horst Hrubesch (17.) das Hinspielergebnis schon ausgeglichen, ehe Laurie Cunningham für Madrid traf. Was für ein Schock. Der HSV musste jetzt noch einmal mindestens zwei Tore schießen, um ins Finale zu kommen. Das gelang sogar noch bis zur Pause, erneut durch Kaltz (40.) per Fernschuss und Hrubesch (45.) mit – na, was schon – einem Kopfball.
HSV hätte sogar zehn Tore schießen können
Doch so klar der Zwischenstand und so eindrucksvoll die physische und psychische Dominanz der HSV-Spieler auch war, so spannend war das Match bis in die letzte Spielminute. Ein weiteres Gegentor, aus welchem Zufall auch immer, hätte das Aus für die Hamburger bedeutet.
Dabei hätte der HSV – nicht übertrieben – sieben Tore schießen müssen, selbst zehn Treffer waren leicht möglich. Der Platzverweis gegen Reals Vicente del Bosque nach einem Schlag gegen Keegan sorgte für ein bisschen mehr Beruhigung. Auf die Erlösung aber mussten die HSV-Fans bis zur 90. Minute warten, als Caspar Memering mit seinem rechten Schienbein den Ball zum 5:1 ins Tor bugsierte.
Spiel bleibt trotz Final-Ernüchterung hängen
Auch wenn der HSV mit diesem Spiel keinen Titel gewann und das 0:1 im Finale gegen Nottingham Forest fünf Wochen später eine Enttäuschung war, bleibt dieser 5:1-Sieg gegen das große Real für viele Hamburger Fußballanhänger aus der Generation, die den Triumph bewusst miterlebt hat, das HSV-Spiel, das sie am meisten begeistert hat.
Der Vollständigkeit halber und vor allem aus Respekt vor der Mannschaftsleistung sei hier noch einmal die komplette Elf genannt, die das "Wunder" möglich machte: Rudi Kargus – Manfred Kaltz, Peter Nogly, Ivan Buljan, Peter Hidien – Ditmar Jakobs – Felix Magath, Caspar Memering – Willi Reimann, Horst Hrubesch, Kevin Keegan.