Hamburg. Auch Supporters-Chef Timo Horn äußert Unmut gegen die Planungen der Clubs und DFL. HSV kämpft gegen mögliche Abkehr seiner Fans.
Über mangelnde Arbeit kann Timo Horn auch in Zeiten der Coronakrise nicht klagen. Der Abteilungsleiter des HSV Supporters Clubs brachte am Freitag gemeinsam mit seinem Team die neue Gesichtsmaske mit der HSV-Raute in den Verkauf. Die Überschüsse werden gespendet an die HSV-Stiftung „Der Hamburger Weg“.
Anstatt sich um den geplanten Sonderzug zum Auswärtsspiel nach Dresden zu kümmern, arbeitet Horn an weiteren Charityaktionen. „Im Moment gibt es eben andere Themen“, sagte Horn am Freitag im Abendblatt-Podcast „HSV – wir reden weiter“.
Geisterspiele für HSV-Supporters-Chef unvorstellbar
Mit einem Thema kann sich der Supporterschef aber nicht anfreunden: die geplanten Geisterspiele, mit denen die DFL und die Clubs die unterbrochene Saison im Mai fortsetzen wollen. „Fußball ohne Fans ist für mich grundsätzlich unvorstellbar“, sagt Horn.
Vor allem die Vorstellung, der HSV würde den Aufstieg schaffen und die Fans müssten außen vor bleiben, macht ihn unruhig. „Es wäre eine Horrorvorstellung zu denken, dass wir seit Jahrzehnten mal wieder einen richtigen Grund zum Feiern hätten, und dann sitzt man alleine auf dem Sofa.“
In dieser Frage sind sich alle Fans vermutlich einig. Die Frage, ob die Geisterspiele der einzige Weg seien, um viele Clubs vor einer möglichen Insolvenz zu bewahren, erhitzt dagegen die Gemüter. Schon am Tag nach den neuen Entscheidungen der Bundesregierung hat sich heftiger Widerstand gegen die möglichen Geisterspiele formiert.
HSV-Ultras wehren sich gegen Geisterspiele
„Fanszenen Deutschlands“, ein Zusammenschluss aus Ultra-Gruppierungen von der Bundesliga bis zur fünften Liga, hatte am Donnerstagabend über Facebook einen offenen Brief geteilt. Darin kritisieren die Schreiber die Pläne der Deutschen Fußball Liga.
„Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Coronakrise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren“, heißt es in dem Schreiben, das auch von der einflussreichsten HSV-Ultragruppe Castaways unterstützt wurde.
HSV kämpft gegen Abkehr seiner Fans
Kritisiert wird zum einen, dass die Spieler während der Phase der Geisterspiele etwa in einer hohen Taktung auf das Coronavirus getestet werden sollen. „Der Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht“, heißt es.
Der Ultra-Zusammenschluss attackiert die Funktionäre im deutschen Profifußball, die ein System aufgebaut hätten, das trotz aller Millionensummen schon nach kurzer Zeit vor dem Zusammenbruch stünde und keinerlei Absicherungen geschaffen hätte. „Der Profifußball ist längst krank und gehört weiterhin in Quarantäne“, schreiben die Ultras.
Horn hofft auf Lehre für den HSV
Auch in der aktiven Fanszene des HSV wurde über die Inhalte des Schreibens kontrovers diskutiert. Am Ende aber wurde der Entwurf des Ultra-Zusammenschlusses unterstützt. Cornelius Göbel, Leiter der HSV-Fanbetreuung, führt auch in der fußballlosen Zeit die Kommunikation zu den Anhängern. Schließlich gilt es, die aktive Fanszene auch in den kommenden Monaten beim HSV zu halten.
Intern ist man sich derzeit aber einig, dass keine Aktionen gestartet werden, die in irgendeiner Form die Menschen zu Zusammenkünften bringen könnten.
Einig sind sich sowohl die HSV-Ultras als auch Supporterschef Timo Horn, dass mögliche Geisterspiele keinen Nachteil für andere Sportarten bedeuten würden. „Wenn es mit Geisterspielen weitergeht, darf es keine Sonderstellung für den Fußball geben“, sagt Horn. Seine Hoffnung: „Für die Zukunft ist das jetzt eine Lehre, dass der Fußball gerechter und krisensicherer werden muss.“