Basel. HSV-Trainer antwortet auf Transferfrage – und verliert den Glauben an Bobby Wood. Neues System greift schon beim Test gegen Basel.
Louis Schaub gönnte sich zum Abschluss seiner ersten Woche beim HSV eine Portion Pommes mit Schnitzel. Mit seiner neuen Mannschaft hatte der Mittelfeldspieler gerade 2:0 (1:0) beim Schweizer Europa-League-Teilnehmer FC Basel gewonnen. Da durfte der Österreicher am Büfett auch mal ein bisschen sündigen.
„Die vergangene Woche war sehr intensiv für mich. Ich bin froh, dass ich jetzt mal zwei Tage Zeit habe“, sagte Schaub, der zu Wochenbeginn an den zwei freien Tagen nach Köln fahren wird, um ein paar persönliche Sachen nach Hamburg zu bringen.
HSV zaubert beim Führungstreffer gegen Basel
Dass die Leihgabe vom 1. FC Köln sich schnell beim HSV integriert hat, konnte man am Sonntagnachmittag im St.-Jakob-Park von Basel beobachten. Schaub war vor 6489 Zuschauern (300 HSV-Fans) einer der stärksten Spieler beim überzeugenden Sieg der Hamburger. Vor allem beim 1:0 durch den sehenswerten Lupfer von Jeremy Dudziak (9.) zeigte Schaub, welche Impulse er dem HSV verleihen kann.
Zu einem bilderbuchartigen Konter über Jordan Beyer und Khaled Narey hatte er mit seiner Einzelaktion und dem feinen Pass auf Dudziak entscheidend beigetragen. „Das war eine sehr gute Aktion“, sagte Schaub, der mit dem Fußball des HSV zufrieden war. „Es kam uns entgegen, dass der Gegner auch Fußball spielen wollte. Dadurch haben wir vorne viele Räume bekommen, die wir genutzt haben.“
Hecking verpasst dem HSV ein neues System
Was Schaub andeutete, brachte Trainer Dieter Hecking nach dem Spiel deutlich zum Ausdruck. Der HSV setzte in Basel auf eine Veränderung des gesamten Systems. Anders als in weiten Teilen der Hinrunde, als die Hamburger dominant Fußball spielten, sich aber häufig mit einfachen Mitteln aus der Bahn bringen ließen, hatte Hecking schon in Basel ein anderes Konzept ausgearbeitet.
Der HSV überließ häufiger dem Gegner den Spielaufbau und versuchte aus der Kompaktheit heraus über eine aggressive Balleroberung zu Chancen zu kommen. So soll es auch in der Rückrunde mit dem Aufstieg klappen.
„Wir werden dem Gegner viel mehr den Ball lassen. Es gibt wenige Mannschaften in der Zweiten Liga, die damit etwas anfangen können“, sagte Hecking. „Warum sollen wir immer die Wilden spielen, die vorne drauf gehen. Ich denke schon, dass unser Plan durchaus anders werden wird als in der Vorrunde.“
HSV setzt auch offensiv Akzente
Heckings Erkenntnisse der ersten Saisonhälfte wurden bereits in den sechs Tagen von Lagos umgesetzt. Die Hamburger trainierten in Portugal vor allem an der defensiven Stabilität, die in den letzten sieben Ligaspielen des Jahres abhanden gekommen war, als der HSV nicht mehr zu null spielen konnte. Gegen Basel blieb Heckings Team mal wieder ohne Gegentor. „Primär ist für mich wichtig, dass wir insgesamt an Kompaktheit zugelegt haben“, sagte Hecking.
Aber auch offensiv ging das neue Konzept auf. Der HSV erspielte sich in Basel vom Anpfiff weg viele Torchancen. Weil bei Martin Harnik am Sonnabend ein kleiner Muskelfaserriss in der Wade diagnostiziert wurde und Lukas Hinterseer wegen eines Magen-Darm-Infekts nur Kraft für eine Halbzeit hatte, ließ Hecking in Basel Bakery Jatta zunächst im Sturmzentrum spielen. Narey durfte mal wieder rechts offensiv ran und betrieb Eigenwerbung für einen Platz in der Startelf gegen Nürnberg (30. Januar).
Hecking verliert den Glauben an Bobby Wood
Wie schon im Training in Portugal setzte der HSV in Basel im Angriff auf Pressing. Aber auch spielerisch lief es wieder deutlich besser. Beide Tore wurden über mehrere Stationen herausgespielt. Beim 2:0 (71.) waren mit David Kinsombi, Tim Leibold, Gideon Jung, Christoph Moritz, Hinterseer und Torschütze Sonny Kittel gleich sechs Spieler in einer Aktion beteiligt. „Dass wir eine gute Mannschaft haben, weiß jeder. Wichtig ist, dass wir wieder an der Kompaktheit gearbeitet haben“, sagte Kittel.
Die Abwehr stabilisiert, das Offensivspiel verbessert – trotzdem wurde Hecking noch einmal bewusst, dass der Kader im Sturm noch nicht erstklassig besetzt ist. Zumal Harnik rund zwei Wochen ausfallen wird und immer wieder mit muskulären Problemen zu kämpfen hat. Den Glauben an Bobby Wood hat Hecking verloren. In Basel durfte der US-Amerikaner wie schon gegen Schalke nicht eine Minute spielen. Hecking: „Im Moment ist es schwierig für Bobby.“
Bozenik oder doch ein anderer Stürmer zum HSV?
Mit dem Slowaken Robert Bozenik hat der HSV seinen Wunschstürmer bereits im Visier. Hinter den Kulissen läuft das Poker um den Stürmer von MSK Zilina auf Hochtouren. Der Spielerberater Simon Cziommer verriet im niederländischen Fernsehen, dass der HSV ein Angebot in Höhe von drei Millionen Euro für Bozenik abgegeben haben soll. Die Slowaken hatten bislang fünf bis sechs Millionen Euro gefordert.
Intern hat sich die sportliche Leitung bereits auf den 20-Jährigen verständigt. Neunmal hat der HSV den Stürmer beobachtet. Die Hamburger wollen in der Personalie Bozenik so schnell wie möglich Klarheit.
Hecking hielt sich am Sonntag noch bedeckt. „Ich weiß nicht, ob es Bozenik wird. Vielleicht wird es noch jemand anderes“, sagte der HSV-Trainer und grinste vielsagend. Nach dem Test gegen Basel hat Hecking zumindest Gewissheit, dass sein Team in der Lage ist, auch ohne seine nominellen Stürmer einen Schweizer Topclub überzeugend zu schlagen.
HSV gegen Basel: Heuer Fernandes – Beyer (46. Hinterseer), Ewerton (46. van Drongelen), Letschert (63. David), Leibold (87. Sousa) – Fein (63. Jung) – Schaub (63. Kinsombi), Dudziak (63. Moritz) – Narey, Jatta, Kittel (78. Amaechi).
Tore: 1:0 Dudziak (9.), 2:0 Kittel (71.).