Hamburg. Im HSV-Podcast spricht Jonas Boldt über die Minikrise, ein prägendes Erlebnis, Ziehvater Rudi Völler und Bakery Jatta.

Jonas Boldt feierte am Montag gleich doppelte Premiere. Zunächst als Losfee. Später als Podcast-Gast. Der Sportvorstand des HSV hatte am Vormittag die Ehre, in Ottensen das Handball-Final4 2020 auszulosen, ehe er mittags in die Abendblatt-Redaktion am Großen Burstah vorbeischaute. „Ich war noch nie bei einem Podcast“, sagte Boldt, dessen einziges Problem in der folgenden Stunde werden sollte, seine zwei Meter Körperlänge in das wohl kleinste Podcast-Studio Hamburgs zu zwängen.

Das kleine Problem mit der Länge konnte Boldt schnell lösen. Am großen Problem des HSV arbeitet er seit Freitag unter Hochdruck. „Ich habe viel mit dem Trainerteam gesprochen“, sagte der Manager, als er direkt zu Beginn des Gesprächs auf die 0:1-Niederlage gegen Heidenheim und die aktuelle Ergebniskrise des HSV angesprochen wurde. „Das Wort ,Krise‘ wird gerne in Hamburg gesucht und geschrieben“, sagte Boldt, der auch nach zwei Niederlagen in Folge nicht von einer Krise sprechen wollte.

„Vor einem halben Jahr hätten wir alle unterschrieben, dass wir im Dezember da stehen, wo wir gerade stehen. Vielleicht haben wir die Erwartungshaltung einfach zu deutlich nach oben geschraubt, weil die Ergebnisse und die Art und Weise unserer Siege am Anfang der Saison fast schon überperformed waren.“ Grundsätzliche Sorgen würde er sich nach aktuell nur einem Sieg aus den vergangenen sechs Pflichtspielen aber nicht machen: „Wir sehen uns jetzt nicht in einer Depression“

Boldt und die Transferfrage beim HSV

Krise hin, Krise her – natürlich gab der Sportchef im Podcast „HSV – wir müssen reden“ zu, bereits jetzt die kommende Transferperiode vorzubereiten. „Wir gucken uns überall um“, sagte Boldt, der sich nicht nur auf die kolportierten Stürmer und Rechtsverteidiger festnageln lassen wollte.

„Die Frage ist ja: Welcher Typ Rechtsverteidiger würde uns weiterhelfen?“, fragte Boldt, der daran erinnerte, dass man zunächst abwarten müsse, wann die derzeit verletzten Rechtsverteidiger Josha Vagnoman (Fußbruch) und Jan Gyamerah (Wadenbeinbruch) wieder ins Training einsteigen können: „Klar ist: Sie werden nicht bis zum Trainingsauftakt im Januar wieder da sein.“

Das grundsätzliche Einverständnis des Aufsichtsrates für einen eventuellen Wintereinkauf hat sich Boldt trotzdem schon einmal gesichert. „Der Dialog mit dem Aufsichtsrat ist hervorragend“, betonte der 37-Jährige, der auf Nachfrage zugab: „Wir haben diskutiert, dass es Veränderungen geben könnte.“

Boldt analysiert HSV-Zugänge mit Chefscout vorm TV

Damit es im Fall der Fälle schnell gehen könnte, sei Chefscout Claus Costa derzeit im ständigen Austausch mit der Scoutingabteilung. „Der Januar-Markt ist nicht einfach. Wir gucken einfach mal“, sagte Boldt, der verriet, dass er gerade erst am vergangenen Sonnabend mit dem Ex-Leverkusener Costa einen Homeofficetag eingelegt – und sich gemeinsam eine ganze Reihe von Fußballspielen vom Sofa aus angeschaut hat.

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Boldt: „… dann habe ich bei Hoeneß geklopft“

Eine ganz besondere Verbindung zum Scouting hat Boldt, seitdem er als Student ein Praktikum bei Bayern Münchens Scoutingabteilung absolvieren durfte. Im Podcast verriet er, dass er im Rahmen seines Bayern-Praktikums auch im Vorzimmer von Uli Hoeneß aushelfen musste, als eine Sekretärin krank wurde. Sein außergewöhnlichstes Erlebnis: Ausgerechnet am Tag, als sich Philipp Lahm das Kreuzband riss, habe eine fünfköpfige Fangruppe an der Geschäftsstelle geklingelt und nach einem Autogramm von Uli Hoeneß gebeten.

„Da habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und an die Bürotür von Uli Hoeneß geklopft“, erzählte Boldt, der das anschließende Geschehen als „prägenden Moment“ bezeichnete. So habe sich Hoeneß trotz der Horrornachricht die Zeit genommen, Autogramme zu unterschreiben, Fotos zu machen und kurz ein wenig zu fachsimpeln. Das Menschliche habe Uli Hoeneß immer ausgezeichnet.

Boldt von Jatta-Nachricht gerührt

Dass Boldt als Praktikant gut aufgepasst hatte, konnte der gebürtige Nürnberger 15 Jahre später beim Fall Jatta beweisen. Im Podcast wurde der Sportvorstand von einer rührenden Sprachnachricht des Gambiers überrascht, in dem sich Bakery Jatta für die Rückendeckung des HSV bedankte.

„Baka ist einer unserer Mitarbeiter, ein Mensch, der hinter dem Profi steht. Und ich bin so erzogen worden, dass man seinen Mitarbeiter und seinen Mitmenschen schützt“, sagte Boldt, für den der Fall Jatta endgültig abgeschlossen sei. „Der Pass ist bestätigt – damit ist das Thema erledigt.“

Was Rudi Völler von Boldt wissen will

Endgültig erledigt sei für den Ex-Bayer-Sportdirektor auch seine zwölfjährige Zeit in Leverkusen. Boldt gab zu, dass er und Rudi Völler Reibungspunkte hatten, betonte aber, dass die beiden sich ausgesprochen hätten. Mittlerweile würde er Völler sogar als einen sportlichen Ziehvater bezeichnen. Umso mehr freute sich Boldt, als ihm während der Sendung eine Sprachnachricht Völlers eingespielt wurde.

Leverkusens Geschäftsführer wollte wissen, ob Boldt schon wisse, wo in Hamburg er ihn und seine ehemaligen Kollegen hin ausführen werde, wenn man sich in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga treffe. Boldts Antwort: „Da braucht sich der Rudi keine Sorgen zu machen.“