Schock für Verteidiger Gyamerah trifft auch den HSV schwer. So sieht das Polizeikonzept fürs Derby aus. Boldt zieht Transferbilanz.

Die HSV-News am Mittwoch, den 11. September 2019:

  • Diagnose: Wadenbeinbruch bei Gyamerah
  • Gyamerah: Dramatische Szenen im Volkspark
  • Van Drongelen und Hinterseer zurück von Nationalteams
  • So sieht das Polizeikonzept fürs Derby aus
  • Boldt: Transfers nah bei 100 Prozent
  • Neuer Job für Ex-HSV-Profi Breitenreiter
  • Netzer lüftet Frisurengeheimnis

Diagnose: Wadenbeinbruch bei Gyamerah

Rund sechs Stunden nach der schweren Verletzung von Rechtsverteidiger Jan Gyamerah (siehe unten) hat der HSV die Diagnose bekannt gegeben: Der Abwehrspieler zog sich einen Bruch des linken Wadenbeins zu. Er wurde noch im Laufe des Mittwochs operiert. Damit fällt "Gyambo", wie der Profi beim HSV genannt wird, mindestens den Rest der Hinrunde aus.

„Die Verletzung ist ein großer Schock für uns alle. Es tut uns unglaublich leid für Jan, der sich menschlich und spielerisch großartig bei uns integriert hat und nach kurzer Zeit ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft wurde", sagte Sportvorstand Jonas Boldt. "Wir werden alles dafür tun, um ihn in der schweren Reha-Phase bestmöglich zu unterstützen und haben vollstes Vertrauen in unsere medizinische Abteilung.“

Schwer verletzter Gyamerah mit Rettungswagen ins UKE

Trainings-Schock beim HSV: Rechtsverteidiger Jan Gyamerah hat sich bei der Vormittagseinheit am Mittwoch eine schwere Verletzung am linken Bein zugezogen. Bei einem Kleinfeldturnier im Modus fünf gegen fünf blieb der im Sommer vom VfL Bochum verpflichtete Profi ohne gegnerische Einwirkung bei einer Flanke im Rasen hängen und knickte um. Der 24-Jährige hörte es in seinem Körper knacken, krümmte sich am Boden und schrie laut vor Schmerzen. Torwarttrainer Kai Rabe rannte als Erster zu Gyamerah, um sich nach seiner Gesundheit zu erkundigen.

Die HSV-Profis stehen besorgt um den verletzten Jan Gyamerah herum.
Die HSV-Profis stehen besorgt um den verletzten Jan Gyamerah herum. © Maik Weiler

Nach dem Schock brach Trainer Dieter Hecking das Turnier ab. Gyamerah wurde noch auf dem Platz von Sanitätern behandelt und bekam Schmerzmittel verabreicht. Anschließend wurde er mit einem Rettungswagen ins UKE gefahren. Auch Sportdirektor Michael Mutzel eilte auf den Rasen und erkundigte sich nach dem Befinden des Spielers. Anschließend wurde bei einer näheren Untersuchung ein Bruch des linken Wadenbeins diagnostiziert.

Gyamerah-Ausfall wiegt besonders schwer

Sein voraussichtlich langfristiger Ausfall würde den HSV besonders schwer treffen. Gyamerah ist der einzige Rechtsverteidiger im Kader. Als erste Alternative gilt Offensivspieler Khaled Narey, der auf dieser Position auch schon zu seiner Zeit bei Greuther Fürth ausgeholfen hatte. Auch der von St. Pauli geholte Jeremy Dudziak hat in der Vergangenheit bereits hinten rechts in der Viererkette gespielt.

Gleichwertig zu ersetzen ist Jan Gyamerah in jedem Fall nicht. Der gebürtige Berliner hinterließ in den bisherigen Saisonspielen einen starken Eindruck. Defensiv solide sorgt er mit seinen offensiven Vorstößen immer wieder für Torgefahr. Vor allem das Zusammenspiel mit Flügelstürmer Narey funktionierte schon sehr gut. Auf seiner Position als Rechtsverteidiger ist Gyamerah im Normalfall unantastbar. Nun fällt er mindestens für das anstehende Stadtderby am Montag beim FC St. Pauli (20.30 Uhr) aus. Wahrscheinlich sogar noch deutlich länger.

Hecking bricht Training nach Schock ab

An einen normalen Trainingsbetrieb war im Anschluss nicht mehr zu denken. Nach ein paar Tempoläufen beendete Trainer Hecking die Einheit vorzeitig. Die Spieler und der Trainerstab gingen geschockt in die Kabine. Erstmals nach ihren Länderspielreisen bei den Profis dabei waren auch wieder Rick van Drongelen und Lukas Hinterseer. Beide Spieler mussten sich am Dienstag beziehungsweise Montag mit der Reservistenrolle abfinden.

Hinterseer wurde beim torlosen Remis Österreichs in der EM-Qualifikation in Polen nicht berücksichtigt, van Drongelen kam für die niederländische U-21-Auswahl beim 5:1-EM-Quali-Sieg gegen Zypern nur zu einem dreiminütigen Kurzeinsatz.

So sieht das Polizeikonzept fürs Derby aus

Bislang ist es trotz des anstehenden Stadtderbys ziemlich ruhig in Hamburg geblieben. Dennoch muss die Polizei auf geplante Ausschreitungen und die Fan-Inszenierung durch den Einsatz von massenhaft Pyrotechnik vorbereitet sein und traf sich deshalb am heutigen Mittwoch zum Sicherheitsgipfel mit Vertretern des HSV und FC St. Pauli im Millerntor-Stadion. „Die Runde war sich einig, dass wir gut gerüstet sind“, sagte Sven Brux, Leiter Veranstaltungen und Sicherheit beim FC St. Pauli.

Das jüngste Stadtderby im März stand wegen bengalischer Fackeln mehrfach vor dem Abbruch.
Das jüngste Stadtderby im März stand wegen bengalischer Fackeln mehrfach vor dem Abbruch. © Imago/Baering

Nach Abendblatt-Informationen wird die Polizei erneut ein Großaufgebot von mehr als 1000 Beamten einsetzen. Teilweise werden die Einsatzkräfte wie schon in der Vergangenheit von anderen Bundesländern abgestellt. Bei dem Hochrisikospiel setzt die Polizei wie gewohnt auf eine strikte Fantrennung, hofft aber auf einen Abnutzungseffekt der Derbys.

Denn diesmal gab es noch keine Delikte im Vorfeld – aus polizeilicher Sicht ein deutliches Zeichen dafür, dass es diesmal weniger Ausschreitungen als beim zurückliegenden Duell der beiden Clubs geben dürfte. „Positiv ist, dass im Vorfeld des Spiels bisher alles ruhig geblieben ist“, berichtete Brux. „Die Aufregung ist nicht ansatzweise so wie beim letzten Mal.“

Die Polizei spekuliert darauf, dass die geplante Öffentlichkeitsfahndung bei Straftaten (die Anzahl der Stadion-Kameras wurde aufgerüstet) potenzielle Problemfans abschreckt. Zudem hat Gastgeber St. Pauli Verbesserungen am Stadion vorgenommen. So wurde ein Einlasstor, das als Schlupfloch galt, erneuert. Außerdem wird das Stadion rund um die Uhr bewacht, der Ordnungsdienst soll um gut 30 Prozent verstärkt werden. Zur entspannten Einschätzung der Polizei trägt auch bei, dass beide Vereine das Pyrotechnik-Problem durch Gespräche mit den Ultras zunehmend in den Griff bekommen. Nach zahlreichen Vorfällen im vorangegangenen Derby am 10. März stand die Partie mehrfach kurz vor dem Abbruch.

Boldt lobt Transfers: "Nah bei 100 Prozent"

Zwölf Neuzugänge hat der HSV in diesem Sommer verpflichtet. Eine Woche nach dem Deadline Day hat Sportvorstand Jonas Boldt nun eine Transferbilanz gezogen. „Ich bin recht zufrieden. Das, was wir geschafft haben, geht im Rahmen unserer Möglichkeiten schon nah an die 100 Prozent ran", sagte der Manager der "Bild". Auch Trainer Dieter Hecking, der während der Transferphase stets auch öffentlich weitere neue Spieler gefordert hatte, äußerte sich nach der Verpflichtung des letzten Neuzugangs Martin Harnik zufrieden.

Zum gebürtigen Hamburger fielen auch Boldt ein paar Sätze ein: „Wir hatten die Idee mit ihm schon länger. Zu einem früheren Zeitpunkt war sie nicht umsetzbar. Wir brauchen einen Konkurrenz-Kampf, die Wachsamkeit tut allen gut. Er ist ein Spieler-Typ, den wir so nicht hatten. Er kann vorne viele Rollen einnehmen. Er hat die Erfahrung und eine Wahnsinns-Quote. Auch als Typ ist er sehr positiv."

Ex-Spieler Breitenreiter wird TV-Analyst

Der frühere Stürmer Breitenreiter erzielte 18 Tore in seiner Karriere für den HSV (Archivbild aus dem Jahr 1995).
Der frühere Stürmer Breitenreiter erzielte 18 Tore in seiner Karriere für den HSV (Archivbild aus dem Jahr 1995). © Witters

85-mal lief André Breitenreiter zwischen 1994 und 1998 für den HSV auf. Künftig arbeitet der ehemalige Stürmer als TV-Experte beim Bezahlsender "Sky". Der 45-Jährige, der zuletzt Trainer von Hannover 96 war, wird von der kommenden Woche an im Wechsel mit dem früheren Augsburg-Coach Manuel Baum die Spiele der Champions League analysieren.

Netzer klärt Frisurengeheimnis auf

Seine nahezu noch volle Haarpracht hat der frühere HSV-Manager Günter Netzer einzig und allein der Natur zu verdanken. Er habe nie etwas für seine Haare getan, sagte Netzer vor seinem 75. Geburtstag an diesem Sonnabend. „Das hat nie eine derartig große Rolle für mich gespielt, dass ich da eingegriffen hätte in die Natur, nicht mal gefärbt oder wie das alles heißt.“ Dass er auch als Rentner kaum graue Haare habe, sei ebenfalls der Natur zu verdanken. „Ich habe noch richtigen Haarwuchs und habe ein Glück, dass ich viele Rotpigmente habe, so dass es kaum weiße Haare gibt bei mir.“

Günter Netzer im Gespräch mit der dpa.
Günter Netzer im Gespräch mit der dpa. © dpa

Alles, was er für seine Haare tue, sei ein Friseurbesuch alle vier Wochen. Dass er sie nicht mal färbt, haben während seines Lebens immer wieder Menschen bezweifelt. „Die Leute gucken immer ganz genau, ob ich da was gebastelt habe, wenn sie da mal eine blonde Strähne sehen, die von der Sonne kam“, sagte Netzer und lachte dabei. „Da haben dann manche behauptet, das sei bearbeitet worden mit Wasserstoff oder sonst was.“