Paderborn. Doppelpack des Pokaltorjägers im Viertelfinale ist Gold wert im Transferpoker. Angeschlagener HSV-Coach Wolf fühlt sich “sehr stolz“.

Die Trophäe zum Spieler des Spiels wollte Pierre-Michel Lasogga gar nicht mehr loslassen, als er am Dienstagabend in die Kabine ging. „Die nehme ich immer gerne mit. Solche Auszeichnungen machen besonders Spaß“, sagte der Mann des Tages beim 2:0 (0:0)-Sieg des HSV im DFB-Pokal-Viertelfinale beim SC Paderborn.

Mit zwei Treffern hatte der Torjäger dafür gesorgt, dass die Hamburger zum ersten Mal seit 2009 wieder im Halbfinale des Wettbewerbs stehen.

Kommt Kinsombi dank Lasoggas Tore?

„Das ist einfach ein wunderschöner Tag“, sagte Lasogga nach seinem dritten Doppelpack im dritten Pokalspiel und der dritten Man-of-the-match-Trophäe der Pokalsaison. Mit seinen Treffern fünf und sechs führt er zudem die Pokaltorjägerliste an und lässt den HSV vom ersten Finale seit dem Titelgewinn 1987 träumen. „Pierre war heute Gold wert“, sagte Trainer Hannes Wolf.

Und auch viel Geld wert. Die Hamburger dürfen sich durch den Halbfinaleinzug über 2,66 Millionen Euro zusätzliche TV-Prämien freuen, die der Club wohl direkt in den Kieler Wunschspieler David Kinsombi reinvestieren dürfte. Vorstandsboss Bernd Hoffmann und der Aufsichtsratsvorsitzende Max Köttgen lagen sich nach dem Schlusspfiff in den Armen, auch Finanzchef Frank Wettstein, Präsident Marcell Jansen und sein Vize Thomas Schulz kamen dazu. Wen sich Clubchef Hoffmann nun im Halbfinale wünsche? Die Bayern etwa? Oder Werder Bremen wie 2009? „Völlig egal“, meinte er.

Wolf überrascht mit Aufstellung

Das Lob der Vereinsbosse ging an diesem Abend vor allem an Trainer Wolf, der das Spiel wegen eines Magen-Darm-Infekts beinahe verpasst hätte. „Ich bin sehr stolz, was die Mannschaft heute geleistet hat“, sagte der noch immer etwas angeschlagene Cheftrainer rund 20 Minuten nach dem Spiel im völlig überhitzten Medienraum. Wolf war separat nach Paderborn gereist, überraschte am Abend aber weniger mit seiner rechtzeitigen Genesung, sondern mit seiner Aufstellung.

So durfte Dauerpatient Kyriakos Papadopoulos erstmals nach fast einem Jahr wieder für den HSV ein Pflichtspiel bestreiten. Der Grieche verteidigte an der Seite von David Bates und von Rick van Drongelen. „Er ist ein wichtiger Spieler, hat Mentalität. Wir hatten das Gefühl, dass wir etwas verändern mussten“, sagte Wolf drei Tage nach der enttäuschenden Nullnummer in der Liga beim VfL Bochum.

Van Drongelen verletzt runter

Während Paderborn alles auf den Platz stellte, was stürmen kann, ließ Wolf gleich vier etatmäßige Innenverteidiger ran – wobei van Drongelen früh wegen muskulärer Probleme runtermusste – und Gideon Jung für Vasilije Janjicic in das defensive Mittelfeld rückte. Zudem begann Lewis Holtby für Berkay Özcan. „Wir haben schon großen Respekt“, sagte Wolf.

Seine Mannschaft startete allerdings mutiger, als die Aufstellung es vermuten ließ. Der HSV presste früh und zeigte eine ganz andere Körpersprache als noch in Bochum. „Wir wollten offensiv spielen“, sagte Wolf hinterher. Bakery Jatta (8.) und Orel Mangala (19.) vergaben in der Anfangsphase zwei richtig gute Chancen. Aber auch die Paderborner ließen ihr Offensivpotenzial immer wieder erkennen. Die beste Gelegenheit verpasste der auffällige Sven Michel mit einem Kopfball, den Julian Pollersbeck parierte (39.).

In derselben Minute hatte Lasogga eine Großchance verpasst, als er eine Flanke von Douglas Santos nicht kontrollieren konnte. Die 15.000 Zuschauer in der ausverkauften Benteler-Arena, darunter Ex-HSV-Boss Heribert Bruchhagen, Bremens Sportchef Frank Baumann und Magdeburgs Trainer Michael Oenning, sahen in der ersten Halbzeit ein unterhaltsames Spiel.

„Es ist ein Duell auf Augenhöhe“, sagte Paderborns Sportchef Markus Krösche, der vor einem Jahr fast zum HSV gewechselt wäre.

Lasogga schlägt zweimal eiskalt zu

In der zweiten Halbzeit wurden die Hamburger dann von Minute zu Minute stärker. Schließlich war es Lasogga, der einen Eckball von Santos aus kurzer Distanz über die Line köpfte (54.). Der HSV konnte nun kontern – und machte das richtig gut. Einen dieser Konter über Holtby und den starken Orel Mangala vollendete erneut Lasogga, als er Paderborns Torhüter Leopold Zingerle mit einem trockenen Schuss aus 16 Metern keine Chance ließ.

Paderborn versuchte nun mit allen Mitteln noch den Anschluss zu erzielen, aber der HSV verteidigte mit Mann, Maus und Papadopoulos das 2:0 bis zum Schluss. Der Grieche grätschte und kämpfte wie zu besten Zeiten, auch wenn nach der langen Pause manchmal noch das Timing fehlte. Seine Präsenz tat dem Team aber richtig gut. „Es hätte nicht schöner laufen können“, sagte Papadopoulos nach seiner perfekten Rückkehr. Ob er jetzt von Berlin träume? „Ich will am kommenden Montag drei Punkte gegen Magdeburg.“

Von Träumen sprach dagegen ein anderer: Pierre-Michel Lasogga. „Es ist mein erstes Halbfinale“, sagte der 27-Jährige. „Das fühlt sich unbeschreiblich an. Mit etwas Glück bei der Auslosung am Sonntag in der ARD-„Sportschau“ darf der frühere Hertha-Stürmer tatsächlich von einer Rückkehr nach Berlin träumen.

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