Hamburg. Der HSV bangt noch um Torhüter Pollersbeck, St. Pauli zittert um Moeller Daehli. Wie sich die Teams auf das Spiel vorbereiten.

3092 Tage mussten die Fans des FC St. Pauli darauf warten, wieder ein Stadtderby gegen den HSV im Millerntor Stadion zu sehen. Nach dem 1:1 im September 2010, dem 1:0-Sieg der St. Paulianer im Rückspiel sowie dem 0:0 im Hinspiel dieser Saison im Volksparkstadion bezeichnet man sich beim Kiezclub immer noch als amtierenden Stadtmeister. Am Sonntag (13.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) will St. Pauli diesen inoffiziellen Titel verteidigen. Das Abendblatt skizziert die letzten 24 Stunden vor dem Anpfiff.

Sonnabend

10 Uhr: Markus Kauczinski bittet im Trainingszentrum an der Kollaustraße sein Team zur letzten Einheit vor dem Stadtderby. Anders als der Lokalrivale wird sich der FC St. Pauli unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorbereiten. „Wir haben unter der Woche öffentlich trainiert und dort auch HSV-Gäste begrüßt“, sagte Kauczinski: „Aber am Sonnabend wollen wir noch einmal Standardsituationen trainieren und ein, zwei Dinge besprechen. Deswegen haben wir öffentliches Training für uns ausgeschlossen“, erklärte der 49-Jährige.

Anschließend wird Kauczinski den 18-Mann-Kader für das Derby benennen, mit dem es anschließend ins Radisson Blu am Dammtor geht. Der Einsatz von Mats Möller Daehli ist aufgrund von Magen-Darm-Problemen noch fraglich. Doch auch so wird der Übungsleiter Härtefälle haben: „Es ist immer schwer, weil die Jungs alles geben und dafür leben. Einem zu sagen, dass er nicht dabei ist, fühlt sich nie schön an“, sagte Kauczinski, der vor dem Spiel Motivationsvideos aus früheren Derbys zeigen will. „Ich will Emotionen wecken und gleichzeitig zeigen, dass immer alles möglich ist“, sagte der St.-Pauli-Trainer.

13.30 Uhr: Der HSV bestreitet im Volkspark sein Abschlusstraining. Die Fans sind eingeladen, dabei zu sein. „Wir wollen ihnen die Chance geben, nah bei der Mannschaft zu sein“, sagte Trainer Hannes Wolf am Freitag. Eine besondere Aktion der Ultras ist diesmal nicht geplant. Die spannendste Frage wird sein, ob Torhüter Julian Pollersbeck (muskuläre Probleme) beschwerdefrei trainieren kann. Wenn er nicht trainiert, wird er nicht spielen. Am Freitag machte er alle Übungen problemlos mit. „Ohne Einheit am Sonnabend geht es nicht. Außerdem haben wir mit Tom Mickel einen guten Ersatzmann“, sagte Wolf, der die Spannung am Sonnabend allmählich erhöhen will: „Wir müssen uns heiß schießen. Wir brauchen am Sonntag Mentalität, Kampf und Körperlichkeit. Es wird ein Duell auf Augenhöhe. Das ist nicht Groß gegen Klein.“

17 Uhr: Das HSV-Team fährt gemeinsam vom Volksparkstadion ins Mannschaftshotel Grand Elysée. Bei Abendspielen ist den Spielern selbst überlassen, ob sie in der Nacht zuvor im Hotel oder zu Hause schlafen. Vor dem Derby hat das Team Schlafpflicht im Hotel.

Sonntag

9 Uhr: An der Moorweide am Dammtor treffen sich die HSV-Fans für einen gemeinsamen Derbymarsch zum Millerntor. Auch Anhänger, die keines der 2486 Gästetickets erhalten haben, sollen dabei sein. Wolf will die HSV-Fans mit einem Derbysieg beschenken. „Es gibt eine ganze Generation von HSV-Fans, die noch keinen Derbysieg gegen St. Pauli erlebt hat. Es wäre Zeit.“ Wolf hofft auf ein friedliches Derby im Fanlager. „Es können alle viel rauslassen, aber bitte ohne Gewalt.“ Rund um das Spiel wird es durch die Polizei eine klare Trennung der Fangruppen geben (siehe auch Bericht auf Seite 12).

10 Uhr: Nach dem Frühstück im Grand Elysée macht die Mannschaft des HSV einen Alster-Spaziergang. Im Hotel findet dann die taktische Ansprache des Trainers statt. Anschließend beginnt das Aktivierungstraining, ehe der Mannschaftsbus den Teamtross von der Moorweide zum Millerntor-Stadion fährt.

11.30 Uhr: Am Millerntor öffnen die Stadiontore. Der FC St. Pauli hat alle seine Derbysieger von 2011 um Trainer Holger Stanislawski eingeladen. 15 Spieler, darunter Markus Thorandt, Max Kruse, Fin Bartels und Ralph Gunesch, haben zugesagt. Gerald Asamoah, der Siegtorschütze von damals, fehlt. Da auf der Nordtribüne ein Sicherheitspuffer eingerichtet werden musste, werden nur 29.226 Zuschauer (statt 29.546) dabei sein. Der Kiezclub hat HSV-Legende Uwe Seeler plus eine Begleitung zum Derby eingeladen. Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher sowie Innen-und Sportminister Andy Grote haben sich angesagt. Das Spiel wird in 60 Länder übertragen. Im Stadion sind 80 Printjournalisten, 50 Fotografen, sowie acht TV-Stationen. Reporter aus Japan, Dänemark, Niederlande, Großbritannien, Spanien und Norwegen haben sich akkreditiert.

11.50 Uhr: Der Mannschaftsbus des FC St. Pauli macht sich auf den knapp fünf Kilometer langen Weg vom Radisson Blu Hotel am Dammtor Richtung Millerntorstadion.

12 Uhr: Der FC St. Pauli kommt im Stadion an. Die Spieler gehen kurz in die Kabine in der Südtribüne und werden anschließend die obligatorische Platzbegehung machen. „Wir werden am Ablauf nichts ändern und uns wie auf jeden anderen Gegner auch vorbereiten“, sagte Kauczinski.

12.25 Uhr: Die Clubs vermelden ihre Aufstellungen. Beim HSV wird es voraussichtlich drei Änderungen geben: Orel Mangala, Vasilije Janjicic und Berkay Özcan kommen für Lewis Holtby, Bakery Jatta und den verletzten Hee-chan Hwang ins Team.

12.30 Uhr: Im Volksparkstadion beginnt der Einlass für das Public Viewing. Der HSV baut vor der Nordtribüne eine große Leinwand auf. Der Eintritt ist kostenlos. Lotto King Karl wird wie bei Heimspielen live sein Kultlied „Hamburg meine Perle“ singen.

12.45 Uhr: Beide Torhüter kommen zum Aufwärmen auf den Platz, 15 Minuten später folgen die restlichen Spieler.

13.30 Uhr: Felix Brych, am Dienstag noch Schiedsrichter in der Champions League zwischen Real Madrid und Ajax Amsterdam, pfeift das Derby an.