Hamburg. Die Rückkehr des Defensiv-Allrounders eröffnet Trainer Wolf neue Möglichkeiten. Die Folgen könnten mehrere Positionen betreffen.

Für Fiete Arp gab es am Sonntagmittag eine besondere Überraschung. Als der HSV-Stürmer nach dem Training zurück in die Kabine ging, sangen ihm rund 80 Fans im Volkspark ein Geburtstagsständchen. Arp wurde am Sonntag 19 Jahre jung. Und lachte, als er kurz darauf mit verschiedenen Geschenken vor den Reportern stand. „Ich bin total begeistert. Besser geht’s kaum“, sagte Arp mit einem Schokoladenkuchen in der linken und zwei Tüten Gummibärchen in der rechten Hand. „Das werde ich mir beim Ernährungsvortrag gleich mal genauer anschauen.“

Mit einem Impulsvortrag des Sport- und Ernährungswissenschaftlers Jens Freese aus Köln endete für die Spieler des HSV das erste Wochenende der Rückrundenvorbereitung. Trainer Hannes Wolf dürfte die Schulung gefallen haben. Schließlich will der Chefcoach seine Mannschaft bis zum ersten Spiel des Jahres am 30. Januar gegen Sandhausen in den besten Zustand bringen.

„Wir müssen uns auf allen Ebenen, körperlich, mental und auch emotional, in eine gute Verfassung bringen“, sagte Wolf nach der ersten Einheit am Sonnabend. „Die nächsten fünfeinhalb Monate werden sehr spannend, sehr intensiv und sehr schwer. Dafür brauchen wir eine Topverfassung.“

Wolf hat Kiel-Pleite noch im Kopf

26 Tage vor dem Sandhausen-Spiel ist der HSV in die Vorbereitung auf die verbliebenen 16 Saisonspiele gestartet, nach denen am 19. Mai das große Ziel erreicht werden soll: die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. „Die Vision, dass wir das schaffen können, habe ich natürlich“, sagt Wolf. „Wenn man aber in einer Vision von irgendwann mal lebt, hilft uns das heute nicht. Der Fokus liegt auf der täglichen Arbeit.“

Ohne Neuzugang, dafür aber mit den Rückkehrern Pierre-Michel Lasogga und Gideon Jung ist der Tabellenführer in die Arbeit gestartet. Und Wolf machte mit einem strammen Programm und kernigen Worten deutlich, wie er sich die Rückrunde vorstellt.

Dabei erinnerte er noch einmal eindringlich an das letzte Spiel vor der Winterpause, als der HSV nach einer schwachen Leistung völlig verdient 1:3 bei Holstein Kiel verlor. „Ich habe das Spiel immer noch im Kopf. Wir haben vor Augen geführt bekommen, was in der Liga passiert, wenn man nicht hundertprozentig da ist. Das nehmen wir als Warnung mit.“

Wird Holtby durch Jung verdrängt?

Für Wolf kam die Niederlage noch zur rechten Zeit. „Das Spiel hat uns vieles aufgezeigt. Ich finde es nicht schlimm, wenn wir uns jeden Tag ein bisschen daran erinnern und die Sinne schärfen, dass wir einfach sehr gut sein müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Die Rückrunde wird noch schwerer.“

Mit den Rückkehrern Lasogga und Jung will Wolf den Konkurrenzkampf neu einheizen, um die Spieler aus einer möglichen Komfortzone zu locken. 22 Feldspieler waren zum Trainingsauftakt dabei. Während Stürmer Hee-chan Hwang noch bis Anfang Februar mit Südkorea bei der Asienmeisterschaft unterwegs ist, dürfen die U-21-Talente Patric Pfeiffer und Aaron Opoku (beide 19) bei den Profis vorspielen. „Jeder Spieler soll sich zeigen und seine Chance bekommen, sich in die Mannschaft zu spielen“, sagte Wolf.

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Vor der Winterpause hatte der Trainer in fast allen Spielen auf die selbe Formation gesetzt. Insbesondere Jung eröffnet dem Trainer nun ganz neue Möglichkeiten. Sowohl in der Grundformation, als auch in deren Besetzung. Der 24-jährige Jung kann sowohl in der Innenverteidigung als auch im defensiven Mittelfeld spielen. Wolf will zunächst seine Eindrücke aus der Vorbereitung abwarten: „Gideon kann auf beiden Positionen gleichwertig spielen. Ich will mich jetzt noch nicht festlegen. Ich bin einfach froh, dass er dabei ist.“

Spielt Jung im Abwehrzentrum, müsste wohl David Bates weichen. Möglich wäre aber auch, dass Jung auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld spielt und Orel Mangala auf der Achter-Position Lewis Holtby verdrängt, der unter Wolf fast immer zu den ersten Auswechselspielern gehörte. Auch eine Veränderung der Formation auf ein 4-5-1 mit zwei Sechsern anstelle des bislang durchgängig gespielten 4-1-4-1 ist denkbar. „Ich habe in meinem Leben schon viele verschiedene Grundausrichtungen spielen lassen und bin da gar nicht eingeschränkt“, sagt Wolf.

Vagnoman macht Druck auf Sakai

Die entscheidenden Eindrücke wird der Fußballlehrer in Südspanien sammeln. Am kommenden Sonnabend fliegt das Team für eine Woche ins Trainingslager in den „La Manga Club“. Dort bestreitet der HSV zwei Testspiele gegen die Schweizer Erstligisten FC St. Gallen (14. Januar) und den FC Lugano (18. Januar). Nach der Rückkehr nach Hamburg wird es im Volkspark ein weiteres Vorbereitungsspiel geben. Anschließend soll die Sandhausen-Elf stehen.

Gute Perspektiven auf einen Platz hat dabei Youngster Josha Vagnoman. Trainer Wolf schätzt den 18-Jährigen, der in der defensiven Viererkette Druck auf Gotoku Sakai macht. Vagnoman war schon gegen Ende des Jahres nah dran an der ersten Elf. In den Spielen beim MSV Duisburg und bei Holstein Kiel war der schnelle Außenverteidiger jeweils der erste Einwechselspieler.

Das sind Arps Wünsche für sein 20. Lebensjahr

Die Einsatzzeiten von Fiete Arp wurden dagegen vor der Winterpause immer geringer. Nun will der frisch gebackene 19-Jährige, der bei den Profis im Jahr 2018 ohne Tor im Ligabetrieb geblieben ist, einen neuen Angriff starten. Nachdem er sich im abgelaufenen Jahr zu oft zu sehr unter Druck gesetzt hatte, will er seine Unbekümmertheit wiederfinden.

„Ich messe mich nicht nur an Toren und Vorlagen. Ich könnte schließlich immer noch in der U 19 spielen“, sagte Arp. „Ich weiß genau, dass ich noch ganz viel dazulernen kann und muss. Das merke ich jeden Tag im Training. Ich will mich charakterlich und vor allem sportlich weiterentwickeln.“

Im Angriff muss sich Arp in der Rückrunde gegen Lasogga und Hwang durchsetzen. Sein großes Ziel ist jedoch nicht ein persönliches, sondern das des gesamten Clubs: der Aufstieg. Dafür braucht der HSV einen erfolgreichen Start. „Wir wollen eine neue Serie starten“, sagte Arp, ehe er dann doch einen Wunsch für seine Geburtstagstorte formulierte. „Ein Tor wäre mal wieder schön. Das wäre das Sahnehäubchen.“