Solche Geschichten schreibt nur der Fußball. Der langjährige HSV-Profi hatte sich verpokert und will nun seine Karriere retten.

Hamburg. Dennis Diekmeier ist mit einer faustdicken Überraschung ins neue Jahr gestartet. Sechs Monate nach seinem Vertragsende beim HSV hat er einen neuen Verein gefunden. Der zuletzt arbeitslose Rechtsverteidiger unterschrieb einen Vertrag bis zum Sommer 2020 beim Zweitligisten SV Sandhausen. Am Nachmittag trainiert er zum ersten Mal mit seiner neuen Mannschaft.

Damit gibt es ein schnelles Wiedersehen mit seinen alten Kollegen im Volksparkstadion, denn der abstiegsgefährdete Club ist am 30. Januar der erste HSV-Gegner nach der Winterpause. Es wäre wohl so eine typische HSV-Geschichte, wenn Diekmeier ausgerechnet gegen seine alte Liebe sein erstes Profitor erzielen würde. Das ist ihm in 184 Anläufen bei den Hanseaten nicht gelungen.

Diekmeier muss auf Gehalt verzichten

Nach acht Jahren in Hamburg muss Diekmeier nun deutliche Abstriche beim Gehalt machen. Dafür kann er seine Karriere wieder fortsetzen. Sandhausen warb am intensivsten um seine Dienste, weshalb Diekmeier nicht mehr länger auf weitere konkrete Offerten warten wollte. Das kurzfristige Ziel des 29-Jährigen: Mit Sandhausen die Klasse halten und endlich wieder Fußball spielen. Sollte der Club in die Dritte Liga absteigen, hätte Diekmeiers Vertrag keine Gültigkeit mehr. Möglicherweise kann er die Station beim Tabellen-15. der Zweiten Liga auch nutzen, um sich für einen größeren Verein zu empfehlen.

„Die guten Gespräche mit Trainer Uwe Koschinat und den Verantwortlichen des Vereins haben in mir eine große Vorfreude auf die neue Aufgabe am Hardtwald geweckt“, sagte Diekmeier bei seiner Vorstellung. „Ich möchte mich jetzt so schnell wie möglich ins Team integrieren und dem SVS mit meiner Erfahrung im Kampf um den Klassenerhalt in der Zweiten Liga helfen.“

Dennis Diekmeier erzielte in 184 Pflichtspielen für den HSV kein einziges Tor.
Dennis Diekmeier erzielte in 184 Pflichtspielen für den HSV kein einziges Tor. © Witters | Unbekannt

Spannend wird zu beobachten sein, in welchem Fitnesszustand Diekmeier in Sandhausen eintrifft. Der schnelle Außenverteidiger hielt sich zuletzt privat fit, engagierte hin und wieder einen Personal Trainer. Doch die fehlende Spielpraxis konnte er damit nicht kompensieren.

Für Sandhausens Trainer Koschinat ist dies kein Grund, an Diekmeiers Qualitäten zu zweifeln. „Dennis ist ein Spieler, der im Profi-Bereich eine unglaubliche Erfahrung mit sich bringt und in den letzten Jahren mit dem HSV zahlreiche, größtenteils positive Phasen im Abstiegskampf begleitet hat. Das ist in unserer derzeitigen Situation absolut nicht zu verachten. Er ist ein Positionsspezialist auf der rechten Seite und bringt eine hohe wiederholte Sprintfähigkeit auf den Platz. Deshalb gehe ich in Summe davon aus, dass er uns sofort weiterhelfen kann.“

Diekmeier lehnte HSV-Angebot ab

Nach seiner wohl stärksten Hinserie war Diekmeier unter Ex-Manager Jens Todt im vergangenen Winter noch ein Vertragsangebot über zwei Jahre mit der Option auf ein weiteres Jahr angeboten worden. Rund 1,5 Millionen Euro hätte Diekmeier pro Jahr verdienen sollen. Doch der Verteidiger wollte für vier Jahre und mehr Geld unterschrieben und verpokerte sich letztlich. Nachdem Diekmeier die HSV-Offerte abgelehnt hatte, zerschlugen sich auch andere Optionen. Und so blieb er sechs Monate vereinslos.

Mit Diekmeier erhält der Ort Sandhausen nun auch mehr Glamour. Seine Ehefrau Dana und er sind eines der bekanntesten Promipaare in Hamburg. Momentan leben die Diekmeiers mit ihren vier Kindern in ihrer Villa in Niendorf. Das Luxusanwesen stand nach dem HSV-Aus des Abwehrspielers im Sommer für 1,89 Millionen Euro zum Verkauf, fand aber keinen Abnehmer.