Der Clubboss blickt kritisch zurück und stellt seine Visionen für die Zukunft vor. Was wird aus Investor Kühne?
Hamburg. War das Engagement von Investor Klaus-Michael Kühne Fluch oder Segen für den HSV? In der jüngeren Clubgeschichte stellte der Milliardär weit mehr als 100 Millionen Euro zur Verfügung. Eine Summe, von der viele Bundesligisten nur träumen können. Doch anstatt den wirtschaftlichen Vorteil gegenüber einigen Konkurrenten zu nutzen, traf der HSV viele falsche Entscheidungen.
Unter dem Strich führten überteuerte Transfers und Verträge (Kostic, Walace, Hahn, van der Vaart nach seiner Rückkehr, Halilovic, Holtby, um nur ein paar Beispiele zu nennen) sowie zahlreiche Personalwechsel in den Führungspositionen – aktuell stehen mit Gisdol, Hollerbach, Titz und Wolf vier Trainer auf der Gehaltsliste – dazu, dass der Club in den vergangenen acht Jahren ein Minus von 66 Millionen Euro erwirtschaftete. Die Quittung für jahrelanges Missmanagement folgte im Sommer mit dem erstmaligen Bundesligaabstieg.
Hoffmann will ab 2024 wieder angreifen
„Wir haben oft Verträge abgeschlossen, die waren dramatisch überbezahlt“, sagt Vorstandschef Bernd Hoffmann nun der „Bild“. „Das hat dazu geführt, dass wir uns in wirtschaftliche Abhängigkeiten begeben haben, die für die Entwicklung eines Clubs schlecht sind.“
Deshalb gibt der Clubboss nun die Devise vor, wenige große Töne zu spucken und dafür mehr Taten folgen zu lassen. Hoffmanns mittelfristige Ziele: Bis 2020 ein normaler Club werden und ab 2024 wieder offensivere Saisonziele formulieren.
Das ist Hoffmanns Plan mit Kühne
Doch was bedeuten diese Pläne, die durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben erreicht werden sollen, für die Zusammenarbeit mit Kühne? Der Logistikunternehmer hält 20,57 Prozent Anteile an der HSV AG und verhandelt aktuell mit dem Club über eine Verlängerung der Namensrechte am Volksparkstadion.
„Die aktuelle Konstellation mit Herrn Kühne als großem Gesellschafter und als demjenigen, der den Fans den Namen Volksparkstadion geschenkt hat, ist eine sehr gute Basis für die nächsten Jahre“, sagt Hoffmann – und ergänzt: „Der HSV muss auch eigenständig agieren können.“
Für die Zukunft bedeutet das: Die Zeit der großen Transferausgaben ist erst einmal vorbei. Für die kommenden Transferperioden muss Sportvorstand Ralf Becker mehr Kreativität als seine Vorgänger beweisen und überwiegend mithilfe kostengünstiger Leihdeals einen konkurrenzfähigen Kader zusammenstellen. Und zwar ohne die finanzielle Unterstützung von Klaus-Michael Kühne.