“Pokalschreck“ pfeift Union-Spiel. Jansen tritt bei Präsidentenwahl an. Santos ist im Herzen Angreifer geblieben.
Ex-Clubchef Jarchow kritisiert seine Nachfolger
Der frühere Clubchef Carl-Edgar Jarchow kritisiert die Führung des HSV. "Ich sehe die wirtschaftliche Entwicklung des Vereins seit der 2014 erfolgten Ausgliederung äußerst negativ. Die Verantwortlichen sind damals angetreten, um für professionelle Strukturen zu sorgen. Leider muss man feststellen, dass das überhaupt nicht geklappt hat", sagte Jarchow, der den Verein von 2011 bis 2015 als Nachfolger von Bernd Hoffmann geführt hatte.
Der HSV hatte am vergangenen Dienstag den Abschluss des Geschäftsjahres 2017/18 vorgestellt und dabei ein Defizit von 5,8 Millionen Euro eingeräumt. Das ist schon der achte Jahresfehlbetrag in Serie. Auch unter Jarchow standen Verluste in Millionenhöhe zu Buche.
"Schon zu Zeiten meiner Verantwortung war der sportliche Erfolg ja bescheiden. Aber jetzt ist es durch den Abstieg sportlich bergab gegangen – und mit den Finanzen sieht's nicht besser aus. Die Verantwortlichen haben es nicht verstanden, in den vier Jahren nach der Ausgliederung einen strategischen Partner zu finden und den Verein wirtschaftlich zu konsolidieren", betonte Jarchow.
Der 63 Jahre alte FDP-Politiker lobte dagegen die sportliche Entwicklung der Mannschaft in dieser Saison. "Mein Gefühl sagt mir, dass der HSV sehr gute Chancen hat, den direkten Wiederaufstieg zu schaffen."
"Pokalschreck" Willenborg pfeift Union-Spiel
Premiere für Frank Willenborg: Der 39 Jahre alte Realschullehrer aus Osnabrück wird am Montag erstmals ein Ligaspiel des HSV leiten (20.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky). Bislang ist der HSV Willenborg als Schiedsrichter nur im Pokal einmal begegnet – und das ist in unguter Erinnerung. Der damalige Bundesligaclub blamierte sich 2015 in der ersten Runde mit 2:3 nach Verlängerung bei Regionalligist Carl Zeiss Jena.
Gegner Union Berlin hat bereits zehn Spiele unter Willenborgs Leitung bestritten. Die Bilanz: ausgeglichen. Drei Siegen stehen vier Niederlagen gegenüber, drei Partien endeten unentschieden.
Jansen tritt bei Präsidentenwahl an
Ex-Nationalspieler Marcell Jansen hat sich offenbar entschlossen, beim HSV e.V. für den Posten des ehrenamtlichen Präsidenten zu kandidieren. Nach Angaben des Radiosenders NDR 90,3 wird der 33-Jährige am 19. Januar bei der Mitgliederversammlung definitiv zur Wahl antreten. Wie berichtet hatte sich Jansen am Dienstag dem HSV-Beirat vorgestellt, der alle Kandidaturen absegnen muss.
Der langjährige Bundesliga-Profi hatte seine Karriere 2015 mit erst 29 Jahren beendet, seit Februar gehört der frühere linke Verteidiger dem Aufsichtsrat des Clubs an. Sportlich ist Jansen immer noch aktiv, er verstärkt gelegentlich die dritte Mannschaft des Traditionsvereins in der Hamburger Landesliga.
Nach dem Ende seiner Profilaufbahn hat sich der gebürtige Mönchengladbacher als Unternehmer etabliert. Jansen ist an mehreren Sanitätshäusern, einem Unternehmen für Sportbekleidung und einer Patisserie beteiligt. Zudem betreibt er ein Restaurant am Flughafen Köln/Bonn.
Douglas Santos ist im Herzen Angreifer geblieben
HSV-Linksverteidiger Douglas Santos hat in jungen Jahren als Stürmer und im zentralen offensiven Mittelfeld gespielt. Das verriet der Brasilianer in einem Interview mit der Vereinswebsite HSV.de. Zu Beginn seiner Profikarriere sei er dann ganz bewusst in die Abwehr zurückgerückt. Santos: „Es waren einfach zu viele gute Spieler auf den anderen Positionen."
Seinen Offensivdrang habe er sich bewahrt: „Da kommt das Kind in mir hoch. Wenn ich im Mittelfeld den Ball bekomme, denke ich an früher und sage: ‚Hey, hier war ich schon mal.‘“ Santos (24) bereitete in dieser Zweitligasaison bereits drei Tore vor, beim Pokalspiel in Wiesbaden traf er selbst.
Am meisten gelernt hat der Olympiasieger nach eigenen Angaben in seiner ersten Europa-Station bei Udinese Calcio. "Der italienische Fußball ist sehr von der Taktik geprägt. Dazu mussten die jungen Spieler immer noch ein zweites Mal am Tag trainieren. Da gab es viele Übungen zur Ballannahme und fürs Flanken und natürlich Zweikämpfe.“
Reißt die Zuschauer-Auswärtsserie in Duisburg?
Karten für den Gästeblock bei einem HSV-Auswärtsspiel zu bekommen ist seit dem Abstieg schon ein großes Privileg. Die Stadien sind oft klein, das Ticketangebot entsprechend gering und die Nachfrage riesig. Oft waren die Tickets schon wenige Minuten nach dem Start des Vorverkaufs an Mitglieder vergriffen, so zuletzt wieder am Mittwoch für das Weihnachtsderby bei Holstein Kiel am 23. Dezember.
Bislang hat der HSV bei allen sechs Auswärtsspielen in der 2. Bundesliga sein Kartenkontingent ausgeschöpft – und das obwohl Auftaktgegner SV Sandhausen den Hamburger Fans sogar doppelt so viele Karten zur Verfügung gestellt hatte, wie ihnen eigentlich zugestanden hätten. Auch das Spiel beim FC Ingolstadt am 1. Dezember ist HSV-seitig bereits ausverkauft.
Am 14. Dezember allerdings droht die schöne Serie zu reißen. Aktuell sind noch etliche Karten für das Spiel beim MSV Duisburg zu haben. Grund: Ein Zusatzkontingent von Sitzplätzen sei erst am Dienstag in den freien Vorverkauf gegangen, teilte der HSV mit. Die Schauinsland-Reisen-Arena ist mit 31.502 Plätzen das viertgrößte Stadion der Liga.
Aber auch bei den Heimfans ist der HSV ein Magnet. Mit Ausnahme der Partie bei Greuther Fürth, bei dem etwa 2000 Plätze frei blieben, spielte der HSV auswärts bislang immer vor ausverkauften Rängen. Peter Neururers Einschätzung, dass der HSV nach dem Abstieg so etwas wie der FC Bayern der Zweiten Liga werden könnte, scheint sich zu bewahrheiten.
Youngsters schieben Extraschichten
Für diesen Donnerstag hat HSV-Trainer Hannes Wolf der Mannschaft frei gegeben – eigentlich. Vier HSV-Youngsters ließen sich allerdings nicht davon abbringen, an ihrer Technik zu arbeiten.
Hunt und Pollersbeck wieder gesund
Auch Kapitän Aaron Hunt und Torwart Julian Pollersbeck waren am Volkspark anzutreffen. Nach überstandenem Infekt arbeiteten die beiden Stammspieler im Kraftraum an ihrer Fitness. Am Freitag sollen sie ins Mannschaftstraining zurückkehren. Dann beginnt für für den Tabellenführer der 2. Bundesliga die taktische Vorbereitung auf das Duell gegen den Tabellendritten Union Berlin am Montag (20.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) – unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Eine letzte Gelegenheit, der Mannschaft vor dem Spiel bei der Arbeit zuzusehen, gibt es am Sonnabend um 11 Uhr. Das Abschlusstraining am Sonntag ist ebenfalls nicht öffentlich.
Van Drongelen muss kürzertreten, weil er kürzer tritt
Am Mittwoch stand HSV-Verteidiger Rick van Drongelen ausnahmsweise im Abseits. Während die HSV-Teamkollegen zusammen ihr Trainingsprogramm abspulten, machte der Niederländer unter Anleitung von Rehabilitationscoach Sebastian Capel individuelle Übungen auf einem Nebenplatz. Eine Vorsichtsmaßnahme: Van Drongelen (19) hatte nach dem U-21-Länderspiel gegen Deutschland am vergangenen Freitag über muskuläre Probleme geklagt – nicht zum ersten Mal.
Jetzt hat die "Bild"-Zeitung den möglichen Grund enthüllt: Van Drongelen muss kürzertreten, weil er kürzer tritt. Seine Beine haben unterschiedliche Längen. "Wenn ich viel spiele so wie zuletzt mit dem HSV und der U21, kann das zu leichten muskulären Problemen führen, da das Becken etwas schief steht", wird van Drongelen zitiert.
Beinlängendifferenzen von unter einem Zentimeter kommen übrigens bei einem Drittel aller Menschen vor, häufig infolge eines Unfalls, einer Krankheit oder einer Fehlstellung.
Holtby schwärmt von Wolf
Lewis Holtby gilt als Musterschüler seines früheren Privattrainers Christian Titz. Als der im Frühjahr die HSV-Profis übernahm, holte er Holtby in die Startelf zurück. Der frühere Nationalspieler dankte es ihm mit Toren und schwärmte von Titz in den höchsten Tönen: "Wir spielen das erste Mal seit vier Jahren Fußball."
Doch auch mit Titz' Nachfolger Hannes Wolf kann sich Holtby (28) offenbar anfreunden. "Der Trainer hat einen super Einstand gehabt", sagte er der "Hamburger Morgenpost": Er passt sehr gut zur Mannschaft und hat hohe Ambitionen. In der Kabine versprüht er viel Leidenschaft."
Holtbys großes Vorbild ist allerdings kein Trainer, sondern seine Mutter: "Wie sie alles regelt, wie sie die Familie zusammenhält, wie viel Liebe sie gibt, ist einfach einmalig."
Welcher Sebastian stürmt für Union?
Union Berlins Trainer Urs Fischer hat ein Luxusproblem: Für das Spiel beim HSV am Montag stehen ihm zwei Topstürmer zur Verfügung. Für Neuzugang Sebastian Andersson stehen in dieser Saison bereits fünf Tore in 15 Spielen zu Buche. Sebastian Polter allerdings brauchte für die gleiche Ausbeute nur die vergangenen drei Spiele.
An Polter dürfte für Andersson somit kein Vorbeikommen sein. Fischer macht dem Schweden aber im "Kicker" Mut: "Wir haben auch mit ihm genügend Punkte geholt. Er wird nach wie vor seine Chance bekommen." Solange das nicht der Fall ist, bleibt Andersson wohl auch in der Nationalmannschaft außen vor. Für die Nations-League-Spiele in der Türkei (1:0) und gegen Russland (2:0) wurde er nicht berücksichtigt.
Schulte trifft Mangala
Seit September kümmert sich St.-Pauli-Legende Helmut Schulte um die Leihspieler des VfB Stuttgart – und somit auch um Orel Mangala (20). Der Belgier hat sich beim HSV auf Anhieb in die Stammelf gespielt. "Seine Entwicklung ist erfreulich, für alle Parteien eine Win-Situation", sagte Schulter (61) der "Bild"-Zeitung.
Für diesen Freitag sind die beiden verabredet, um über die aktuelle Situation zu sprechen. "Wir reden über alles. Mein Leben, meinen Fußball", sagte Mangala. "Da sich Helmut meine Spiele anschaut, gibt er mir auch mal ein paar Tipps. Ich finde diese Betreuung sehr gut."
Das Spiel gegen Union am Montag wird sich der frühere St.-Pauli-Trainer und -Managwer Schulte im Volksparkstadion anschauen. Von Februar2016 bis Mai dieses Jahres leitete er die Lizenzspielerabteilung der Berliner.
HSV gegen Union Wettfavorit
Der HSV wird Union Berlin die erste Saisonniederlage in der Liga zufügen – davon gehen jedenfalls die Wettanbieter aus. Bwin zahlt bei einen Heimsieg für einen Euro Einsatz nur 2,20 Euro zurück. Bei einem Unentschieden gibt es 3,20 Euro, Union ist mit Quote 3,90 nur Außenseiter.
Der HSV ist seit sieben Spielen ungeschlagen und gewann unter dem neuen Trainer Hannes Wolf alle drei Ligaspiele sowie im Pokal. Die Berliner kommen mit dem guten Gefühl eines 4:0-Heimsieges gegen Fürth in den Volkspark.