Wiesbaden. Beim Pokalsieg des HSV gegen Wehen Wiesbaden musste der Schiedsrichter die Partie wegen Pyrotechnik unterbrechen.

Als nach rekordverdächtigen 98 Minuten Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck Hamburgs 3:0-Pokalsieg in Wiesbaden am späten Dienstagabend besiegelte, war der HSV-Jubel nur kurz. Gleich zweimal hatte Stürmer Pierre-Michel Lasogga getroffen, doch überzeugend war der HSV-Sieg beim Drittligisten Wehen Wiesbaden nicht. Neu-Trainer Hannes Wolf dürfte es allerdings egal gewesen sein: Nach zwei Arbeitssiegen gegen Magdeburg in der Liga und gegen Wiesbaden im DFB-Pokal darf sein Einstand durchaus als gelungen bezeichnet werden.

Ein wirkliches Feuerwerk gab es allerdings zunächst nur abseits des Rasens zu bestaunen. Oder besser: zu bekopfschütteln. Pünktlich mit dem Anpfiff brannten ein paar unbelehrbare HSV-Ultras im vollen Gästeblock eine ganze Batterie an Pyrotechnik ab. Auf dem Rasen wollte in der Anfangsphase der Funke dagegen nicht überspringen. Neu-Trainer Wolf hatte nahezu die gleiche Startelf wie vier Tage zuvor beim 1:0-Sieg in Magdeburg aufgestellt, dabei lediglich Youngster Fiete Arp für den verletzten Hee-chan Hwang (Adduktorenprobleme) gebracht. Und eben jener Arp war es auch der die erste Halbchance per Kopf hatte, diese aber fahrlässig vergab (7.).

Lasogga zum Ersten in der 21. Minute

Besser machte es ein Viertelstündchen später Offensivpartner Lasogga, der im Gegensatz zum entlassenen Ex-Trainer Christian Titz vom Nachfolger Wolf das volle Vertrauen genießt. Nach einem starken Ballgewinn durch Kapitän Aaron Hunt spielte Lewis Holtby den Ball überlegt zu Lasogga weiter. Der Torjäger, der bereits beim 5:3-Erstrundensieg gegen Erndtebrück zweimal traf, zögerte nicht lange und zog direkt ab. 0:1 nach 21 Minuten - so oder so ähnlich dürfte sich Wolf die Pflichtaufgabe beim Drittligisten vorgestellt haben.

Doch wer nun dachte, dass der frühe Führungstreffer den HSV beflügeln würde, der sah sich getäuscht. Mitte der ersten Halbzeit stellten die Hamburger unerklärlicherweise das Fußballspielen ein und ließen die bissigen Wiesbadener von Minute zu Minute besser ins Spiel kommen. Die beste Nachricht aus HSV-Sicht zur Halbzeit: Trotz sage und schreibe vier guter Wiesbaden-Chancen und einem Eckenverhältnis von 6:1 für den Drittligaclub blieb es bis zum Halbzeitpfiff beim äußerst schmeichelhaften 1:0 für den HSV.

Lasogga und der Pyro-Ärger zum Zweiten

Die Pause schien Wolfs Mannschaft allerdings gut zu tun. So dauerte es gerade einmal sechs Minuten nach dem Wiederanpfiff, ehe erneut Lasogga nach herrlicher Vorarbeit durch Arp zum 0:2 traf (51.). Die Folge war allerdings das nächste Feuerwerk abseits des Rasens. Und diesmal wurde es Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zu bunt. Der Unparteiische unterbrach die Partie für fünf Minuten und ließ über Lautsprecher durchsagen, dass die Partie bei einem weiteren Vergehen der HSV-"Fans" abgebrochen werden würde.

Um es vorwegzunehmen: Die HSV-Pryromanen unterließen glücklicherweise das Zündeln - und beide Mannschaften unglücklicherweise das Fußballspielen. Einziger sportlicher Höhepunkt der restlichen zweiten Halbzeit: Ein Lattenschuss des Wiesbadeners Daniel Kofi Kyere (64.) - und die späte Entscheidung durch Douglas Santos in der Nachspielzeit. So blieb es am Ende bei einem 3:0-Pflichtsieg des HSV, der den Hamburgern aber auch ohne Glanz und Gloria 664.000 Euro Prämie und das Achtelfinale sicherte.

"Schweres Stück Arbeit" gegen Wiesbaden

Doppel-Torschütze und "Man of the Match" Pierre-Michel Lasogga bilanzierte entsprechend nüchtern: „Wir haben die Pflicht erfüllt, auch wenn wir uns teilweise schwer getan haben. Ich bin natürlich froh, dass ich mit meinen beiden Treffern etwas zum Erfolg beitragen konnte."

Auch Lewis Holtby und Rick van Drongelen ließen sich vom scheinbar klaren Ergebnis nicht mitreißen, sprachen von "einem harten Stück Arbeit" und "kritischen Phasen". Trainer Hannes Wolf wirkte vergleichsweise fast euphorisch: "Wir hatten in einigen Momenten das entscheidende Quäntchen Glück und waren vorne drei Mal sehr effektiv.“

Am Sonntag (18 Uhr/ARD) wird die Auslosung der Runde der letzten 16 eine klar hanseatisch dominierte Angelegenheit: HSV-Legende Horst Hrubesch leitet die Veranstaltung, St. Paulis Blindenfußballer Serdal Celebi, dessen Treffer zum Tor des Monats gekürt worden war, wird die Partien auslosen.

Die Aufstellung:

HSV: Pollersbeck - Sakai, Bates, van Drongelen, Santos - Mangala - Narey (90.+4 Ito), Hunt, Holtby (ab 85. Janjicic), Arp (ab 66. Jatta) - Lasogga.

Tore: 0:1 Lasogga (21.), 0:2 Lasogga (51.), 0:3 Santos (90.+5)