Hamburg. Der Kiezclub mitten in der Saison vor dem HSV – das hat es schon öfter gegeben. Einmal sogar bis zum letzten Spieltag.
Natürlich war das Lied am Montagabend in Duisburg wieder zu hören: „Die Nummer eins der Stadt sind wir“, sangen die Fans des FC St. Pauli nach dem 1:0-Sieg beim MSV Duisburg zur Melodie von „When the Saints Go Marching In“. Wann passiert es schon einmal, dass ihr Club vor dem großen Nachbarn vom Volkspark liegt!? Die Antwort ist: Öfter, als man vielleicht vermuten möchte.
Vor dem Abstieg des HSV im vergangenen Sommer haben die beiden Lokalrivalen insgesamt acht gemeinsame Spielzeiten in der Erstklassigkeit verbracht. In jeder davon hatte der FC St. Pauli in der Tabelle an mindestens einem Spieltag die Nase vorn. Dreimal allerdings war es bereits am zweiten Spieltag vorbei mit der braun-weißen Herrlichkeit: in den Saisons 2010/11, 2001/02 und 1977/78.
Dass der Kiezclub nach zehn Spieltagen besser platziert war als der HSV so wie jetzt, kam zweimal vor: 1995/96 war St. Pauli zu diesem Zeitpunkt Tabellenelfter, der HSV folgte unmittelbar dahinter – und zog am elften Spieltag erstmals vorbei. Am Ende der Saison trennten die Clubs dann zehn Plätze: Der HSV landete auf dem fünften Rang, St. Pauli entrann als 15. knapp dem Abstieg.
1991 schießt der HSV St. Pauli Richtung 2. Liga
Ähnlich lief es bereits in der Saison 1990/91: St. Pauli konnte den HSV sogar bis zum elften Spieltag hinter sich halten – und musste am Ende doch als Verlierer der Relegation absteigen, während die Rothosen auf Platz fünf ins Ziel kamen. Der entscheidende Nackenschlag für den Kiezclub könnte damals die 0:5-Niederlage im Volksparkstadion am 32. Spieltag gewesen sein, es blieb bis heute das einseitigste aller Bundesliga-Stadtderbys.
In der Saison 1996/97 waren die Braun-Weißen sogar noch am 18. Spieltag die Nummer eins der Stadt. Auch dies fürwahr eine Momentaufnahme: Am Saisonende stieg St. Pauli als Tabellenletzter ab, der HSV landete auf Platz 13.
1990 beendet die Rivalen die Saison punktgleich
Am nächsten kamen sich die Lokalrivalen wohl in der Saison 1989/90. Noch am vorletzten Spieltag war St. Pauli wie schon über fast die gesamte Rückrunde besser platziert, ehe der HSV im Endspurt die Hierarchie geraderückte. Während die Rothosen durch einen 1:0-Sieg gegen Waldhof Mannheim die Relegation abwendeten, ging der bereits gerettete FC St. Pauli in Düsseldorf mit 0:7 unter. Am Ende gab tatsächlich die Tordifferenz den Ausschlag, dass der HSV als Tabellenelfter zwei Plätze besser ins Ziel kam.
Ausdruck der Ausgeglichenheit: Beide Derbys endeten in jener Saison 0:0 – genau wie die erste Begegnung in der Zweiten Liga vor gut drei Wochen. Gut möglich, dass wir auch diesmal bis zum Saisonende warten müssen, ehe wir wissen, ob die Stadt wirklich eine neue Nummer eins hat.