Nach dem WM-Finale analysiert der ehemalige Welttorhüter, was er beim Turnier vermisst hat – und nennt dabei die Spielweise des HSV.
Baden-Baden/Hamburg. Es war schon spät geworden im ZDF-WM-Studio in Baden-Baden, als Fußball-Experte Oliver Kahn für mehrere Minuten noch einmal über sein Lieblingsthema referieren durfte: das Torwartspiel. „Was mir gefehlt hat während des Turniers, war die Weiterentwicklung. Bei der WM 2014 hatte sich Manuel Neuer von einem Torwart eher zu einem Torspieler entwickelt. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Entwicklung weitergeht, dass der Torwart vielleicht noch mehr ins Aufbauspiel eingebunden wird“, sagte der frühere Nationaltorhüter nach Frankreichs 4:2-Finaltriumph gegen Kroatien.
Als Paradebeispiel für modernes Torwartspiel nannte Kahn den HSV in Person von Julian Pollersbeck, der unter Trainer Christian Titz bei eigenem Ballbesitz als eine Art „Libero“ 30 Meter vor seinem Tor permanent anspielbar ist. „Wir haben wahnsinnig viele Spiele gegen tief stehende Mannschaften gesehen. Da hat es schon Sinn, wenn der Torwart herausrückt und am Spielaufbau teilnimmt, sodass der Sechser nicht abkippen muss, sondern nach vorne gehen kann“, analysierte Kahn, der damit das Spiel von Pollersbeck beschrieb, wie er selbst lobend erwähnte. „Der Hamburger SV spielt genau das mit Pollersbeck sensationell. Davon haben wir bei der WM ein bisschen wenig gesehen, also der Entwicklung zum Torspieler.“
Ein derart großes Lob von einem ehemaligen Welttorhüter – knapp drei Wochen vor dem Zweitligastart dürften sich Pollersbeck und Titz als Verfechter dieser Taktik geschmeichelt fühlen.