Wien. Nach einer Woche in Österreich zieht der HSV eine positive Bilanz, sieht aber noch Probleme. Lasogga droht die Bank.
Um 14.20 Uhr landete am Sonntag der Austrian Airlines Flug OS 175 am Airport Hamburg. Mit an Bord waren alle 26 HSV-Profis, die zuvor acht Tage in Österreich verbracht hatten. Nach einem nächtlichen Teamausflug in Wien und einer Laufeinheit am Morgen verabschiedeten Trainer Christian Titz und Sportvorstand Ralf Becker die Spieler nach der Rückkehr in Hamburg in einen dreitägigen Kurzurlaub. Am Donnerstag geht die Vorbereitung im Volkspark weiter. Dann bleiben dem HSV noch zwei Wochen bis zum Saisonstart der Zweiten Liga gegen Holstein Kiel.
Mit einem 2:1 (1:0)-Sieg beim Europa-League-Teilnehmer Rapid Wien durch die Tore von Matti Steinmann (42.) und Tatsuya Ito (58.) hatte der HSV am Sonnabend sein Trainingslager erfolgreich abgeschlossen. Drei Tage nach dem 1:0-Erfolg gegen den Champions-League-Vertreter ZSKA Moskau zeigten die Hamburger vor 10.700 Zuschauern im Wiener Allianz Stadion vor allem spielerisch gute Ansätze.
„Für den Stand der Vorbereitung bin ich sehr zufrieden“, sagte Trainer Titz anschließend. Der Test offenbarte aber auch Probleme, an denen der HSV zwingend arbeiten muss. Das sah auch Sportchef Becker so: „Wir müssen die Dinge ansprechen, die nicht so gut waren.“
Pollersbeck mit Licht und Schatten
Wie schon in den Testspielen gegen Arhus (1:5) und ZSKA ließ der HSV gegen Rapid viele Chancen zu, welche die Hamburger mit Leichtsinn oder Nachlässigkeiten ermöglicht hatten. „Spiele werden in der Defensive gewonnen. Wir müssen es bei aller Spielkontrolle vermeiden, so viele Möglichkeiten zuzulassen“, sagte Becker.
Julian Pollersbeck konnte mehrfach gut parieren. Allerdings hatte der Torhüter mit unsauberen Pässen auch einige gefährliche Aktionen provoziert. „Er hat mich etwas unruhig gemacht“, sagte Titz mit einem Lächeln. Der Trainer will seinen Torhüter weiterhin als ersten Aufbauspieler einbinden, Pollersbeck übertrieb es aber mit seinem Leichtsinn. Trotzdem ist der 23-Jährige im Titz-System gesetzt.
Wintzheimer sticht Lasogga aus
In Abwesenheit von Kapitän Aaron Hunt, der wegen seiner Muskelverletzung in Bad Erlach nicht eine Einheit bestreiten konnte, empfahlen sich andere Spieler für einen Platz in der Startelf gegen Kiel. Im Sturm hat etwa der vom FC Bayern München II gekommene Manuel Wintzheimer nach dem Trainingslager derzeit die Nase vorn.
Während Pierre-Michel Lasogga gegen Moskau enttäuschte, nutzte der 19-jährige Wintzheimer gegen Wien seine Chance. Insbesondere das Pressing des Youngsters hat Titz gefallen. „Wir haben im Anlaufverhalten einiges gut gemacht“, sagte Titz und adressierte das Lob insbesondere an Wintzheimer.
Arp vor Wechsel zu den Bayern
Sturmtalent Fiete Arp ist dagegen einer der Verlierer von Bad Erlach. Der 18-Jährige litt spürbar unter dem Wirbel um seinen bevorstehenden Wechsel zum FC Bayern München. Sowohl Arp als auch der HSV hoffen das Thema noch in der neuen Woche abzuschließen. Sollte der FC Bayern sein Angebot von zuletzt 2,5 Millionen Euro erhöhen, ist Arp wohl weg. Dann würde sich der HSV nach einem neuen Stürmer umschauen. „Wenn wir keine drei Angreifer im Aufgebot hätten, würden wir noch einen holen“, so Titz vielsagend.
Neben Wintzheimer konnten auch die weiteren Neuzugänge David Bates und Jairo Samperio gegen Wien überzeugen. Der Spanier Jairo bereitete das 1:0 von Steinmann mit einem tollen Solo vor. Er ist auf der rechten Offensivseite zunächst gesetzt, da der ebenfalls gute Neuzugang Khaled Narey rechts hinten spielen wird, solange Gotoku Sakai nicht da ist.
Der Japaner kehrt erst eine Woche vor dem Saisonstart in das Training zurück und ist daher kein Kandidat für die Startelf gegen Kiel. Der Schotte Bates hatte im Training zwar Anpassungsprobleme, gegen Rapid spielte der Innenverteidiger aber sicher, resolut. „Er lernt richtig schnell“, sagte Lewis Holtby, der als Vizekapitän zur zentralen Achse des HSV-Spiels zählt.
Steinmann hat die Nase vor Moritz vorn
Spannend wird es auf der Sechserposition. Sowohl gegen Moskau als auch gegen Wien machte es Matti Steinmann besser als Christoph Moritz. Der Neuzugang kam eine Position weiter vorne an der Seite von Holtby besser zurecht. Trotzdem wünscht sich Titz im zentralen offensiven Mittelfeld noch eine Verstärkung.
Vor der Viererkette dürfte Steinmann aktuell die Nase vorne haben. Mit Vasilije Janjicic bot sich auf dieser Position eine Alternative an. Der junge Schweizer, der unter Titz zunächst kaum Beachtung fand und dann noch mit Konditionsrückstand aus dem Urlaub kam, spielte sich als Sechser gegen Wien in den Vordergrund. Gerade in der Phase, als der HSV nach der Führung durch eine hohe Spielkontrolle gefiel, überzeugte Janjicic mit seinem Passspiel. „Wir haben ihm klar gesagt, was wir von ihm erwarten. Das hat er jetzt richtig gut umgesetzt“, sagte Titz.
Vagnoman schnuppert an der Startelf
Einen Stammplatz erkämpfen konnte sich Rick van Drongelen in der Innenverteidigung. Wenn Gideon Jung und Douglas Santos nach ihren leichten Verletzungen wieder in das Training einsteigen, steht die Viererkette. Als erste Alternative links hinten bot sich Toptalent Josha Vagnoman an. Der 17-Jährige ist von den vielen Nachwuchskräften, die in Bad Erlach mit dabei waren, am dichtesten an der Startelf dran.
Links offensiv gesetzt ist Tatsuya Ito. Der Japaner tritt auch die Ecken und die Freistöße aus dem Halbfeld. Die Spielidee steht, auch die Startelf wird immer deutlicher. Nun gilt es, die Belastung so zu steuern, dass die Mannschaft gegen Kiel im besten Zustand ist. „Die Jungs brauchen jetzt ein paar Tage Verschnaufpause. Nicht nur körperlich, sondern auch für den Kopf“, sagte Titz mit müder Stimme. Kaum jemandem dürfte der Drei-Tage-Urlaub so gut tun wie dem Trainer selbst.
HSV gegen Wien: Pollersbeck - Ambrosius (25. Vagnoman), Bates, van Drongelen, Narey (59. Knost) - Steinmann (46. Moritz) - Jairo (59. Kwarteng), Holtby, Janjicic (83. David), Ito (76. Lasogga) - Wintzheimer (59. Arp).
Tore: 0:1 Steinmann (42.), 1:1 Malicsek (47.), 1:2 Ito (58.).