Hamburg. Traurig, aber gefasst: Uwe Seeler fordert drastische Maßnahmen gegen Chaoten und äußert sich zur Strategie des HSV.
Dass die Emotionen nach dem ersten Bundesliga-Abstieg des HSV hockkochen würden, war klar. Aber wie würde Vereinslegende Uwe Seeler im Volksparkstadion reagieren? „Traurig“ ist er, gab der 81-Jährige nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach zu. Aber Tränen? Nein, die gab es links und rechts von ihm. „Ich bin sehr traurig, dass es keinen Erstligafußball mehr in Hamburg gibt. Wenn man rechtzeitig geschaltet hätte, wäre das nicht nötig gewesen. Man kann es aufzählen, kein Eishockey, kein Handball – das ist auch für Hamburg nicht das Beste.“
Da paart sich bei Seeler die große Sorge um seinen HSV mit seiner Heimat, die er auch für die verlockendsten Angebote während seiner aktiven Karriere eben nicht nach Italien verließ. Seeler wirkte traurig, aber klar. Er wollte nicht nachtreten oder besserwisserisch erscheinen. Aufregen mochte er sich aber wegen der Krawalle und der Pyrotechnik im Stadion: „Man sieht ja, was wir hier für Chaoten haben. Da muss man zwischenhauen, das wird immer schlimmer. Vor allem, weil ja auch Kinder im Stadion sind.“
Über die Club-Strategie, die letztlich in den vergangenen Jahren zum Abstieg geführt hat, sagte er: „Man kann sich auch verkaufen. Aber das sollte man nicht übertreiben. Die Entwicklung sollte uns nachdenklich stimmen.“ Das war Uwe Seelers klarer Fingerzeig gegen eine ausufernde Kommerzialisierung und die Abhängigkeit von Investoren. Auch ein Fingerzeig Richtung Klaus-Michael Kühne? Seeler sagte, ihm habe die Arbeit von Trainer Christian Titz gefallen. „Titz hat das gut gemacht – mehr war nicht drin. Aber ob alle Trainerwechsel gut waren, das ist auch die Frage.“
Uwe Seeler: "Zweite Liga? Selbstverständlich!"
Die Ausgangssituation für das Saisonfinale sei denkbar schlecht gewesen. „Wenn du dich auf andere verlassen musst, bist du verlassen“, so Seeler. Diese Bilanz vor dem letzten Spieltag sei „ein bisschen wenig“. Fast schon wehmütig sagte er dann doch: „Ich habe nicht geglaubt, dass ich noch mal absteige mit dem HSV, solange ich auf der Erde lebe.“ Auf die Frage, ob er auch in der zweiten Liga ins Volksparkstadion gehe, sagte Seeler mit Inbrunst: „Selbstverständlich.“