Hamburg. Sollte der Club absteigen, wäre der Japaner ein Hoffnungsträger für den Aufstieg. Wie Ito überhaupt nach Hamburg kam.

Nach 100 Minuten war der Arbeitstag für Tatsuya Ito am Sonntag beendet. Ein bisschen Pflege, ein bisschen Kraftraum. Die beste Nachricht des Tages: Der 1,63 bis 1,66 Meter große Japaner – genau weiß das beim HSV niemand – überstand den Vormittag im Volkspark unversehrt. Das war keinesfalls zu erwarten, nachdem Lewis Holtby, selbst 1,76 Meter groß, am Vorabend noch angekündigt hatte: „Heute soll er das Lob mit nach Hause nehmen. Aber morgen bekommt der Kleine wieder einen drüber.“

Holtbys Drohung nach dem 3:2 gegen Schalke war nur ein kleiner Spaß. Genauso wie Ito in den 90 Minuten zuvor. Ein großer Spaß, der sich nach der Partie über jede Menge Lob freuen durfte. „Den Ito haben wir überhaupt nicht greifen können“, gab Gästetrainer Domenico Tedesco zu. „Der war überragend – gerade im eins gegen eins.“ Das sah HSV-Kollege Christian Titz nicht anders: „Tatsuya hat eine überragende Qualität: Er ist ein absoluter Eins-gegen-eins-Spieler. Mit dem ersten Kontakt kann er im hohen Tempo an einem Gegenspieler vorbeiziehen.“

HSV bezwingt Schalke und kann wieder hoffen

3:2 Jubel Torschuetze Aaron Hunt, dahinter Lewis Holtby, Jann-Fiete Arp (HSV) Hamburg, 07.04.2018, Fussball Bundesliga, Hamburger SV - FC Schalke 04
3:2 Jubel Torschuetze Aaron Hunt, dahinter Lewis Holtby, Jann-Fiete Arp (HSV) Hamburg, 07.04.2018, Fussball Bundesliga, Hamburger SV - FC Schalke 04 © WITTERS | ValeriaWitters
HSV-Trainer Christian Titz optimistisch im Volkspark
HSV-Trainer Christian Titz optimistisch im Volkspark © Witters | Valeria Witters
Der HSV startet offensiv, doch Naldo bringt bereits in Minute 9 den Dämpfer
Der HSV startet offensiv, doch Naldo bringt bereits in Minute 9 den Dämpfer © WITTERS | ValeriaWitters
War dieser Torjubel berechtigt? Naldo war nicht nur mit dem Kopf dran, sondern auch mit der Hand. Doch das Tor zählte
War dieser Torjubel berechtigt? Naldo war nicht nur mit dem Kopf dran, sondern auch mit der Hand. Doch das Tor zählte © REUTERS | FABIAN BIMMER
Filip Kostic (r.) legt nach und bringt den Ausgleich in Minute 17
Filip Kostic (r.) legt nach und bringt den Ausgleich in Minute 17 © Witters | Valeria Witters
Kyriakos Papadopoulos durfte wieder in der Innenverteidigung ran
Kyriakos Papadopoulos durfte wieder in der Innenverteidigung ran © WITTERS | FrankPeters
Auch eine wichtige Personalie der Partie: Tasuya Ito (r.) dribbelte in der zweiten Hälfte stark zur Vorlage für den Führungstreffer
Auch eine wichtige Personalie der Partie: Tasuya Ito (r.) dribbelte in der zweiten Hälfte stark zur Vorlage für den Führungstreffer © WITTERS | ValeriaWitters
Lewis Holtby legte zwei mal mit der Hacke nach und trifft zum 2:1
Lewis Holtby legte zwei mal mit der Hacke nach und trifft zum 2:1 © Reuters | Fabian Bimmer
Der HSV ist wie berauscht. Doch aus dem Nichts kommt Guido Burgstaller und traf zum Ausgleich für Schalke
Der HSV ist wie berauscht. Doch aus dem Nichts kommt Guido Burgstaller und traf zum Ausgleich für Schalke © Reuters | Fabian Bimmer
Luca Waldschmidt verpasste eine Riesenchance
Luca Waldschmidt verpasste eine Riesenchance © Witters | Frank Peters
Wenige Minuten vor Schluss zieht Hunt aus 23 Meter Entfernung aus der Mitte ab
Wenige Minuten vor Schluss zieht Hunt aus 23 Meter Entfernung aus der Mitte ab © Witters | Valeria Witters
Und bringt damit den Siegtreffer zum 3:1
Und bringt damit den Siegtreffer zum 3:1 © WITTERS | FrankPeters
Aaron Hunt wird von Lewis Holtby und Jann-Fiete Arp bejubelt
Aaron Hunt wird von Lewis Holtby und Jann-Fiete Arp bejubelt © WITTERS | ValeriaWitters
Für den HSV und die Fans bedeutet der Sieg ein Fünkchen Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt
Für den HSV und die Fans bedeutet der Sieg ein Fünkchen Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt © WITTERS | FrankPeters
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Die Theorie eindrucksvoll in die Praxis umgesetzt hatte Ito in der 52. Minute. Ein schneller Antritt, ein kurzer Haken, Matija Nastasic ins Leere grätschen lassen, noch ein Haken, Leon Goretzka ausgetanzt und der präzise Pass auf den lauernden Holtby. „Das zweite Tor war das perfekte Vorbild, wie stark er im eins gegen eins ist“, lobte Rick van Drongelen später. „Die Vorarbeit war Messi (1,69 m). Lionel Ito.“

Die Mühe hat sich gelohnt

Ein größeres Lob kann man dem Kleinen kaum machen. Dabei ist es schon vier Jahre her, dass der HSV diesen kleinen Riesen bei einem internationalen Freundschaftsturnier in den Vereinigten Arabischen Emiraten entdeckt hatte. 17 Jahre alt war Ito seinerzeit, als er im Trikot von Kashiwa Reysol seinen Gegenspielern von Manchester City und Inter Mailand ähnliche Knoten in die Beine dribbelte wie am späten Sonnabend den Schalkern.

Sven Marr, heute Leiter der Geschäftsstelle des HSV-Campus, und Dieter Gundel, Chef des Nachwuchsleistungszentrums, reisten ein Jahr später nach Tokio, um vor Ort Ito, dessen Familie und die Chefs von Kashiwa Reysol, dem vom Elektronkonzern Hitachi gegründeten Fußballclub, einen Wechsel ins ferne Hamburg schmackhaft zu machen. Ihr Joker im Gepäck: ein altes HSV-Trikot. Der damalige Hauptsponsor auf der Brust: Hitachi.

Spätestens drei Jahre später ist klar, dass sich die Mühe gelohnt hat. Im Dezember verlängerte der HSV mit Ito bis Mitte 2021 – ohne Ausstiegsklausel. Und sollte der kleine Wirbelwind den Abstieg nicht verhindern können, ist er als Hoffnungsträger für den Wiederaufstieg fest eingeplant. Als großer Hoffnungsträger natürlich.

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