Kurz-Trainingslager in der Heimat. Unfallfahrer Janjicic besaß nie einen Führerschein. HSV II bleibt auf Aufstiegskurs.
Trainingslager vor der eigenen Haustür
Der HSV ist auf der Suche nach einem Quartier für sein geplantes Trainingslager vor dem Kellerduell mit dem FSV Mainz 05 vor der eigenen Haustüre fündig geworden. HSV-Trainer Bernd Hollerbach zieht sein Team zur besseren Konzentration auf das wichtige Match ab Donnnerstag im früheren Teamhotel Treudelberg im Norden der Stadt zusammen, so dass die Trainingseinheiten bis zum Spieltag weiterhin im heimischen Volkspark abgehalten werden können.
HSV II holt Punkt in Wolfsburg
Der HSV II hat den Aufstieg in die Dritte Liga weiter fest im Visier. Im Spitzenspiel der Regionalliga Nord kam der Tabellenführer beim Verfolger VfL Wolfsburg zu einem 2:2-Unentschieden (0:0). Damit bleiben die beiden Topteams mit nun je 42 Punkten gleichauf, der HSV hat allerdings drei Spiele weniger bestritten.
Für die durch Profi Tatsuya Ito verstärkte U-21-Auswahl von Trainer Christian Titz war es nach mehreren Absagen der Pflichtspielauftakt im neuen Jahr. Arianti Ferati brachte den HSV nach knapp 50 Minuten in Führung. Wolfsburg Murat Saglam und Marian Sarr drehten binnen vier Minuten die Partie (53., 57. Minute), ehe Törles Knöll mit seinem 14. Saisontor den wertvollen Punkt sicherte.
Vergangene Woche war bekannt geworden, dass Knöll den HSV am Saisonende verlassen und zum Zweitligisten 1. FC Nürnberg wechseln wird. Nächster Gegner des HSV II ist am kommenden Sonntag auswärts Eutin 08.
HSV verschärft Sicherheitsvorkehrungen
Der HSV ergreift vor dem Bundesligaspiel gegen den FSV Mainz 05 am kommenden Sonnabend "besondere Sicherheitsmaßnahmen". Darauf hätten sich die Teilnehmer der obligatorischen Sicherheitsbesprechung am Montagabend geeinigt, teilte der Tabellenvorletzte am Montagabend mit.
Das Abstiegsduell mit den auf dem Relegationsplatz liegenden Mainzern sei zum Risikospiel erklärt worden. Das bedeute, dass die Sektoren der Fangruppen strikt voneinander getrennt würden. So sei der Stadioneingang Süd-West nur für Mainzer Anhänger zugänglich. Zudem darf im Stadion kein alkoholhaltiges Bier ausgeschenkt werden.
Hintergrund sind die skandalösen Vorgänge beim Nordderby in Bremen am vergangenen Sonnabend, als HSV-Fans während des Spiels Pyrotechnik zündeten und die Partie mehrmals unterbrochen werden musste. Dabei war ein Hamburger Anhänger verletzt worden. HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein kündigte daraufhin eine "Null-Toleranz-Haltung" an.
Beim vergangenen Heimspiel gegen Leverkusen hatten Nordkurven-Fans ein Transparent mit der Botschaft „Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt“ aufgehängt. Nach Abendblatt-Informationen aus der Szene sind beim Heimspiel gegen Mainz am Sonnabend im Falle einer weiteren Niederlage die nächsten Aktionen geplant.
Für das "Hochrisikospiel" in Bremen hatte die Polizei 900 Beamte aufgeboten. Eine Gruppe von HSV-Ultras war noch vor Betreten des Stadions von den Sicherheitskräften abgefangen worden. Doch trotz der strengen Sicherheitsauflagen konnten die Feuerwerkskörper offenbar ins Weserstadion geschmuggelt werden.
Werder-Präsident greift HSV-Fans an
Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald wirft den verantwortlichen HSV-Fans nach dem Feuerwerk beim Nordderby ein „unheimlich hohes kriminelles Potenzial“ vor. „Solchen Bildern gehen geplante, konzertierte Aktionen ganzer Gruppen voraus, die immer wieder nach Schlupflöchern im Sicherheitskonzept suchen“, sagte er in einem am Montag veröffentlichten Interview auf der Internetseite des -Bundesligisten.
Beim Nordderby zwischen dem SV Werder Bremen und dem Hamburger SV am vergangenen Sonnabend haben vermummte HSV-Fans mehrfach Pyrotechnik gezündet und Raketen abgefeuert. Werder prüfe, ob die HSV-Fans die Feuerwerkskörper in einem Rucksack ins Stadion geschmuggelt hätten und ob die Sicherheitsleute dies hätten verhindern können.
Janjicic besaß noch nie einen Führerschein
Unfallfahrer Vasilije Janjicic hat noch nie in seinem Leben einen Führerschein besessen. Das bestätigte die Hamburger Polizei auf Anfrage. Bislang war lediglich bekannt, dass der 19 Jahre alte HSV-Profi vor einer Woche alkoholisiert am Steuer (0,64 Promille) und ohne Fahrerlaubnis erwischt wurde. Der Unfallwagen, ein Mercedes CLA AMG, ist auf den Mittelfeldspieler zugelassen.
Zur Erinnerung: Der Schweizer hatte in der Nacht zum Donnerstag einen schweren Autounfall auf der A 7 hinter dem Elbtunnel verursacht und gab sich gegenüber den Polizisten als sein Zwillingsbruder Stanko aus. Doch der Schwindel flog auf.
Nach dem Training am Sonntag, an dem auch Janjicic teilnahm, stellte Trainer Bernd Hollerbach klar: „Er hat einen großen Bock geschossen. Aber er hat sich bei der Mannschaft entschuldigt“, sagte der Coach, der eine zeitnahe Rückkehr Janjicics in den Kader offenließ: „Jetzt muss er sich über das Training anbieten.“
HSV-Fan verletzt sich durch Pyrotechnik
Bei der Person, die im Rahmen des Nordderbys durch Pyrotechnik verletzt wurde, handelt es sich um einen HSV-Fan, teilte die Bremer Polizei auf Anfrage mit. Der Mann wurde vorsorglich in ein Krankenhaus gebracht. Wie schwer seine Verletzungen sind, ist nicht bekannt.
Nahezu während des gesamten Spiels flogen Feuerwerkskörper und Böller aus dem mit 3500 Hamburgern besetzten Gästeblock. Ein mutmaßlicher Zündler wurde durch Videomaterial und Zeugenaussagen überführt und vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen der Polizei gegen weitere Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz sowie Körperverletzungsdelikte dauern noch an.
Proteste gegen Hoffmann bei HSV III
Eine deutliche Haltung gegen Bernd Hoffmann nahmen die Fans des Oberligateams HSV III in der Begegnung gegen den Niendorfer TSV (0:2) ein. Mit einem großen Plakat („Hoffmann raus aus unserem Verein“) protestierten sie gegen den neuen Chef des HSV e. V. Viele Anhänger des HSV III machen Hoffmann bis heute für den ersten Abgang des damaligen Sportchefs Dietmar Beiersdorfer im Jahr 2009 und eine aus ihrer Sicht zu starke Kommerzialisierung des Bundesliga-Dinos verantwortlich.
Auf die Anfeuerung des Teams, dem Ex-Nationalspieler Marcell Jansen nach seiner Einwechslung in der 60. Minute nicht mehr entscheidend helfen konnte, hatte die Unmutsäußerung keinen Einfluss. Hoffmann selbst hatte nach seiner Wahl angekündigt, sich auch im Amateurbereich konstruktiv einzubringen („Einige werden sich wundern“).
HSV-III-Teammanager Milenko Mutabzija: „Wir wissen noch nicht, was Bernd Hoffmann vorhat. Er war nach seiner Wahl schon auf der Anlage, hat Gespräche geführt und sich informiert. Wir warten jetzt mal in Ruhe ab, ob seine Wahl Auswirkungen auf die dritte Mannschaft hat – und wenn ja, welche das sein werden.“
Werder vs. HSV: Topquote für Sky
1,19 Millionen Zuschauer haben das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV bei Sky verfolgt. Seit sich der Pay-TV-Sender die Bundesligarechte vor acht Jahren gesichert hat, fesselte ein Spiel mit Hamburger Beteiligung nur zweimal gegen die Bayern mehr Fans vor den Bildschirmen. Partien des Nordrivalen erreichten noch nie ein derart größeres Fernseh-Publikum.
Ex-HSV-Profi Arslan gewinnt sein Derby
Wenigstens ein HSVer konnte sich am Wochenende über einen Derbysieg freuen. Der frühere Hamburger Mittelfeldspieler Tolga Arslan siegte mit Besiktas Istanbul trotz Halbzeitrückstands noch 3:1 gegen Fenerbahce. Damit liegt der Champions-League-Achtelfinal-Gegner der Bayern in der türkischen SüperLig nur noch drei Punkte hinter Spitzenreiter Galatasaray auf Rang drei. Punktgleich, aber mit einem schlechteren Torverhältnis, folgt Fenerbahce.
Werder-Ikone Schaaf kritisiert HSV-Zündler
Der langjähriger Trainer von Werder Bremen, Thomas Schaaf, hat eine Null-Toleranz-Haltung gegenüber den HSV-Chaoten, die beim 108. Nordderby für den Pyrotechnik-Eklat verantwortlich sind.
„Ich bin immer noch fassungslos, was da im HSV-Block passiert ist: Rücksichtslos gefährden da Menschen das Leben anderer Menschen, indem sie ein völlig sinnloses Feuerwerk abbrennen. Das sind für mich keine Fußball-Fans. Diese Personen nutzen die Bühne Fußball für ihre Zwecke – und sie benutzen den wahren Fan, um in die Anonymität eines Blockes untertauchen zu können“, schrieb der 56-Jährige in seiner Kolumne für die "Deichstube".
Bei den Ausschreitungen wurde eine Person verletzt, Mittelfeldspieler Aaron Hunt wurde nur knapp von einer 3000 Grad heißen Leuchtrakete verfehlt. Schaaf, der den Wahnsinn live im Stadion erlebte, hat auch einen Vorschlag, wie alle Zuschauer helfen können, solche Straftäter zu bekämpfen. „Wir alle müssen uns gegen diese Leute wehren. Wir alle sollten genau hinschauen und uns deutlich abgrenzen. Das gilt für alle Stadien, für alle Fans und für alle Clubs.“
Pyro, Pech und Pannen: das 108. Nordderby in Bildern:
Pyro, Pech und Pannen: das 108. Nordderby in Bildern
Was erlauben Strunz?
Nicht nur beim HSV, auch bei Sport1-Experte Thomas Strunz liegen die Nerven blank, wenn er über den kriselnden Bundesliga-Dino spricht. „Dass die Hamburger nach dem Spiel den Schiedsrichtern die Schuld am entscheidenden Gegentor gaben, fand ich eine Frechheit. Die Situation vor dem Eigentor von Rick van Drongelen war knifflig, das stimmt. Und man kann darüber geteilter Meinung sein. Aber die HSV-Verantwortlichen müssen auch darüber reden, dass Bobby Wood sich vorher anstellt wie ein Anfänger – oder über das Zweikampfverhalten von Papadopoulos, das auch nicht in Ordnung war. Stattdessen wird über den Schiedsrichter diskutiert“, schreibt der Europameister von 1996 in seiner neuen Sport1-Kolumne.
Kommentar: Erbärmliches Auftreten
Strunz weiter: „Die Hamburger sollen sehen, wie sie selber zu Punkten kommen und nicht auf anderen rumhacken.“ Auch der neue Präsident Bernd Hoffmann lässt er kein gutes Haar. „Die Ankündigung von Hoffmann, jetzt alle auf den Prüfstand zu stellen, finde ich in der prekären Lage völlig unnötig. Das ist für mich Populismus, damit tut man sich keinen Gefallen.“
Strunz sagt aber auch: „Klar: Der Club braucht tatsächlich einen Neustart. Er muss sich eigentlich völlig neu aufstellen, mit neuem Personal, einer neuen Mannschaft.“ Angesichts dieser Worte möchte man fast die Trainerlegende Giovanni Trapattoni zitieren: „Was erlauben Strunz?“
Bittencourt mit Kampfansage an den HSV
Jetzt hat der HSV auch noch die eigentlich schon abgeschlagenen Kölner im Nacken. Das Bundesliga-Schlusslicht siegte am Sonntag trotz Rückstands noch 2:1 in Leipzig und liegt in der Tabelle nur wegen der schlechteren Tordifferenz (-21) hinter dem HSV (-17).
„Wir haben uns mit dem Sieg ins Leben zurückgeworfen. Jetzt erst mal Hamburg einholen und den Rückenwind nutzen. Dann schauen wir, was noch drin ist“, schickte der Kölner Siegtorschütze Leonardo Bittencourt eine Kampfansage in Richtung Hansestadt.